MoR 05 - Rubikon
zurückkehren.«
Vercingetorix lächelte, doch die großen, dunkelblauen Augen in dem blassen Gesicht blieben traurig. »Ich hoffe, dein Triumphzug findet bald statt. Ich mag keine Verliese.«
»Verliese?« Caesar sah ihn an. »In Rom gibt es keine Verliese, Vercingetorix. Es gibt ein altes, verfallenes Gefängnis in einem aufgelassenen Steinbruch, die Lautumiae, in die wir manchmal für ein oder zwei Tage Leute stecken, aber sie können jederzeit hinausgehen, es sei denn, wir ketten sie an, was äußerst selten vorkommt.« Er runzelte die Stirn. »Der letzte, den wir angekettet haben, wurde noch in derselben Nacht ermordet.«
»Der Spitzel Vettius, als du Konsul warst«, entfuhr es dem gefangenen König.
»Stimmt! Nein, du wirst mit allen Annehmlichkeiten in einer Festung wie Corfinium, Asculum Picentum, Praeneste oder Norba untergebracht. Allerdings kommt jeder von euch in eine andere Stadt, und keiner weiß, wo die anderen sind. Du wirst einen schönen Garten haben und in Begleitung ausreiten dürfen.«
»Ihr behandelt uns also wie Ehrengäste, bevor ihr uns dann erdrosselt.«
»Ein Triumphzug soll den Bürgern von Rom zeigen, wie mächtig ihre Armee und ihre Feldherrn sind. Es wäre doch entsetzlich, wenn man ihnen einige halbverhungerte, geschundene und zerlumpte Gefangene in Ketten vorführen würde! Das würde den ganzen Zweck des Triumphzuges zunichte machen. Du wirst in deinen prächtigsten Kleidern erscheinen, jeder Zoll ein König und Anführer eines großen Volkes, der uns beinahe besiegt hätte. Deine Gesundheit und dein Wohlbefinden sind von allergrößter Bedeutung für mich, Vercingetorix. Deinen Schmuck und deine Krone mußt du abgeben, doch du wirst beides vor meinem Triumphzug zurückerhalten. Am Fuß des Forum Romanum wirst du dann beiseite geführt und zum einzig echten Verlies von Rom gebracht, dem Tullianum, einem kleinen Gebäude, das ausschließlich Hinrichtungen dient, aber nicht der Unterbringung von Gefangenen. Ich lasse dir deine Kleider und alles, was du sonst noch mitnehmen willst, aus Gergovia bringen.«
»Auch meine Frau?«
»Selbstverständlich, wenn du es wünschst. Es gibt in Rom zwar mehr als genug Frauen, aber wenn du deine Frau willst, sollst du sie haben.«
»Ich möchte meine Frau. Und mein jüngstes Kind.«
»Selbstverständlich. Junge oder Mädchen?«
»Ein Junge. Celtillus.«
»Er wird in Italia erzogen werden, das weißt du?«
»Ja.« Vercingetorix befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge. »Muß ich morgen schon los? Ist das nicht sehr früh?«
»Es ist früh, aber besser so. Dann hat niemand Zeit, dich zu befreien. Sobald du in Italia bist, ist das sowieso unmöglich. Du kannst auch nicht fliehen, und wir brauchen dich gar nicht einzusperren, Vercingetorix. Mit deinem ausländischen Aussehen und deinen Sprachschwierigkeiten fällst du überall auf.«
»Ich könnte Latein lernen und mich verkleiden.«
Caesar lachte. »Vielleicht. Aber verlaß dich lieber nicht darauf. Wir werden nämlich diesen schönen goldenen Halsring um deinen Hals schmieden. Zwar ist das keines der Gefangenenhalsbänder, wie sie im Osten benutzt werden, aber es wird dich auffälliger kennzeichnen als ein solches Halsband.«
Trebonius, Decimus Brutus und Marcus Antonius standen ein paar Schritte hinter Caesar und Vercingetorix. Der Feldzug hatte sie trotz ihrer unterschiedlichen Charaktere einander nähergebracht. Antonius und Decimus Brutus kannten sich zwar bereits über Clodius, doch Trebonius war etwas älter und von längst nicht so edler Herkunft. Auf ihn wirkten die beiden anderen wie ein frischer Wind, denn er stand nun schon sehr lange mit Caesar im Feld, und die anderen älteren Legaten wirkten auf ihn wie Großväter. Antonius und Decimus Brutus waren junge Burschen, und außerdem noch sehr attraktiv.
»Welch ein großer Tag für Caesar«, sagte Decimus Brutus.
»Monumental«, sagte Trebonius trocken. »Und das meine ich wörtlich. Er muß diese Szene unbedingt auf einem Wagen in seinem Triumphzug nachstellen lassen.«
»Er ist wirklich einzigartig!« Antonius lachte. »Habt ihr je einen Menschen erlebt, der so königlich sein kann? Vermutlich liegt es ihm im Blut. Neben den Juliern wirken die ägyptischen Ptolemäer wie Emporkömmlinge.«
Decimus Brutus seufzte wehmütig. »Ich wünschte, auch mir wäre einmal ein Tag wie der heutige vergönnt, aber das bleibt ein frommer Wunsch. So etwas wird keiner von uns erleben.«
»Ich wüßte nicht, warum nicht«, widersprach
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