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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Antonius entrüstet. Er mochte es überhaupt nicht, wenn ihn jemand beim Träumen von künftigem Ruhm störte.
    »Antonius, ich bewundere dich schon seit Jahren! Aber du bist ein Gladiator, kein Feldherr«, sagte Decimus Brutus. »Denk doch mal nach! Es gibt keinen zweiten Caesar. Es gab nie einen, und es wird auch keinen geben.«
    »Marius oder Sulla waren auch tüchtige Männer«, meinte Antonius.
    »Marius war ein homo novus , er hatte nicht die richtigen Vorfahren. Sulla hatte sie zwar, aber er war pervers, und zwar in jeder Hinsicht. Er trank, mochte kleine Jungen und mußte erst mühsam lernen, wie man Truppen befehligt, weil es ihm eben nicht im Blut lag. Caesar dagegen hat keine Fehler, keine noch so kleine Blöße, an der er verwundbar wäre. Und weil er keinen Wein trinkt, geht auch seine Zunge nicht mit ihm durch. Wenn er harte Worte gebraucht, was bekanntlich ja durchaus vorkommt, dann mit Absicht. Du hast ihn einzigartig genannt, Antonius, und hattest recht damit. Streite es jetzt nicht wieder ab, bloß weil du davon träumst, ihn zu übertreffen — das ist eine Illusion. Keiner von uns kann das, weshalb es also überhaupt versuchen? Und nicht nur sein Genie ist einzigartig, auch das Verhältnis, das er zu seinen Soldaten hat. So etwas würden wir auch in tausend Jahren nicht schaffen. Nein, auch du nicht, Antonius, halte also den Mund. Du hast ein bißchen davon, ja, aber bei weitem nicht so viel.«
    »Das kann in Rom ja heiter werden«, meinte Trebonius. »Caesar hat jetzt nämlich auch Pompeius Magnus ausgestochen, und ich wette, daß das unseren Konsul sine collega mächtig wurmen wird.«
    »Pompeius ausgestochen?« fragte Antonius skeptisch. »Heute? Ich wüßte nicht, wieso, Trebonius. Es war zwar ein großartiger Sieg über Gallien, aber Pompeius hat den Osten erobert. Zu seiner Klientel gehören immerhin Könige.«
    »Stimmt. Aber denk doch mal nach, Antonius, denk doch nur ein einziges Mal nach! Mindestens halb Rom ist doch der Meinung, daß im Osten Lucullus die eigentliche Arbeit geleistet hat und Pompeius erst danach kam und die Lorbeeren geerntet hat. Das kann von Caesar in Gallien niemand behaupten. Und was wird Rom wohl eher glauben — daß sich Tigranes vor Pompeius auf den Boden warf oder daß Vercingetorix vor Caesar im Staub lag? Denn Quintus Cicero wird diese Szene in einem Brief an seinen großen Bruder schildern, und seine Aussage hat nun wirklich ein anderes Gewicht als die eher zweifelhaften Zeugnisse, auf die sich Pompeius beruft. Wer marschierte denn in Pompeius’ Triumphzug? Mit Sicherheit kein einziger Vercingetorix!«
    »Du hast recht, Trebonius«, stimmte Decimus Brutus zu. »Nach dem heutigen Tag wird Caesar wohl Erster Mann von Rom werden.«
    »Das werden die boni niemals zulassen«, meinte Antonius voller Neid.
    »Ich hoffe, daß sie klug genug sind, es zuzulassen«, sagte Trebonius. Er sah Decimus Brutus an. »Ist dir nicht auch aufgefallen, daß er sich verändert hat, Decimus? Er ist nicht königlicher, sondern autokratischer geworden. Und seine dignitas geht ihm über alles. Ihm liegt mehr an gesellschaftlicher Wertschätzung und Anerkennung als jedem anderen, über den ich in den Geschichtsbüchern gelesen habe — mehr als Scipio Africanus und selbst Scipio Aemilianus. Ich glaube, Caesar würde alles tun, seine dignitas zu wahren. Hoffentlich stellen die boni sich ihm nicht in den Weg! Diese selbstgefälligen Schwätzer — sie lesen seine Depeschen und rümpfen die Nase. Natürlich, er übertreibt, das läßt sich nicht bestreiten, aber niemals in den Punkten, auf die es ankommt — der Aufzählung seiner Siege. Wir beide, du und ich, sind mit dem Mann durch dick und dünn gegangen, Decimus. Die boni wissen nicht, was wir wissen. Wenn Caesar sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ist er durch nichts aufzuhalten. Der Mann hat einen unglaublichen Willen. Und wenn die boni versuchen sollten, ihn kleinzukriegen, wird er das Gebirge Pelion auf die Gipfel von Ossa türmen, um sie daran zu hindern.«
    »Nicht auszudenken«, sagte Decimus Brutus stirnrunzelnd.
    »Glaubt ihr, der Alte würde uns heute abend ein oder zwei Krüge Wein genehmigen?« fragte Antonius bekümmert.

Schuld an Litaviccus’ Sinneswandel war Cathbad. Litaviccus war zunächst zur gallischen Heeresversammlung nach Carnutum gegangen. Er wollte zuerst Vercingetorix helfen, die Römer aus Gallien zu vertreiben, um ihm danach den Thron streitig zu machen. Denn sollte ein Haeduer den Kopf vor einem Arverner

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