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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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und zügelte kurz vor dem Podium sein Pferd. Er saß ab, löste das Schwert samt Scheide vom Gürtel, zog den Dolch und ging ein paar Schritte vor, um beides auf den Rand des Podiums zu legen. Dann trat er zurück, setzte sich mit überkreuzten Beinen auf den Boden, nahm die Krone ab und neigte sein entblößtes Haupt zum Zeichen seiner Unterwerfung.
    Biturgo und Daderax, denen man die Waffen bereits abgenommen hatte, folgten dem Beispiel des Königs.
    Das Ganze vollzog sich inmitten tiefsten Schweigens; niemand wagte zu atmen. Dann ertönte von einem der Türme ein Freudenschrei, und ein Beifallssturm brach aus, der kein Ende nehmen wollte.
    Regungslos und mit ernstem, gespanntem Gesicht saß Caesar auf seinem Stuhl. Seine Augen ruhten auf Vercingetorix. Als der Jubel abebbte, nickte er Hirtius zu. Hirtius, der ebenfalls eine Toga trug, stieg mit einer Schriftrolle in der Hand vom Podium. Ein bisher von den Legaten verdeckter Schreiber eilte mit Feder, Tinte und einem fußhohen Holztischchen nach vorn. An der Höhe des Tischchens wurde Vercingetorix klar, daß er, hätte er nicht bereits auf dem Boden gesessen, von den Römern genötigt worden wäre, die Unterwerfung kniend zu unterzeichnen. So streckte er nur den Arm aus, tauchte die Feder in die Tinte, strich sie, wie er es gelernt hatte, am Rand des Tintenfasses ab und unterschrieb seine Unterwerfung an der von Hirtius bezeichneten Stelle. Der Schreiber streute Sand aufs Papier, schüttelte ihn wieder ab, rollte das Blatt zusammen und reichte es Hirtius, der an seinen Platz auf dem Podium zurückkehrte.
    Erst jetzt stand Caesar auf. Behende sprang er von dem kleinen Podium hinunter und ging mit ausgestreckter rechter Hand auf Vercingetorix zu, um ihm aufzuhelfen. Vercingetorix ergriff Caesars Hand und stand auf. Daderax und Biturgo standen ebenfalls auf.
    »Ein großer Kampf ist mit einer großen Schlacht zu Ende gegangen«, sagte Caesar und zog den König der Gallier zu einer Stelle, wo man eine Bresche in den römischen Schutzwall geschlagen hatte.
    »Wurde mein Vetter Critognatus gefangengenommen?« fragte Vercingetorix.
    »Nein, er ist tot. Wir haben ihn auf dem Schlachtfeld gefunden.«
    »Wer ist sonst noch tot?«
    »Sedulius von den Lemovicern.«
    »Wer ist gefangen?«
    »Dein Vetter Vercassivellaunus und die Haeduer Eporedorix und Cotus. Von der Armee, die dir zu Hilfe kam, konnten die meisten entkommen, meine Männer waren zu erschöpft, um sie zu verfolgen. Gutruatus, Viridomarus, Drappes, Teutomarus und andere.«
    »Was willst du mit ihnen machen?«
    »Wie Titus Labienus mir berichtet, sind alle Stämme nach Hause abgezogen. Sobald das Heer über den Berg marschiert war, zerfiel es. Ich habe nicht vor, einen Stamm zu bestrafen, der nach Hause zurückkehrt und dort in Frieden lebt«, sagte Caesar. »Natürlich wird sich Gutruatus für Cenabum verantworten müssen, ebenso Drappes für seine Senonen. Biturgo nehme ich gefangen.«
    Er hielt inne und sah die beiden Gallier hinter Vercingetorix an. »Daderax, du kannst nach Alesia zurückkehren und alle Krieger behalten, die Mandubier sind. Bevor ich aufbreche, wird ein Vertrag aufgesetzt, den du unterschreibst. Wenn du dich an seine Bestimmungen hältst, drohen dir keine weiteren Vergeltungsmaßnahmen. Du kannst mit deinen Männern im gallischen Armeelager nachsehen, ob du etwas zu essen für dein Volk findest. Ich habe die Beute und den Proviant, den ich brauche, bereits an mich genommen, aber es sind noch Lebensmittel übrig. Alle Arverner oder Biturigen können in ihre Heimat zurückkehren. Biturgo, du bist mein Gefangener.«
    Daderax trat vor und sank vor Vercingetorix aufs Knie; dann umarmte er Biturgo und küßte ihn nach Landessitte auf den Mund. Zuletzt drehte er sich um und ging zu den auf der anderen Seite des Grabens versammelten Männern zurück.
    »Was geschieht mit Biturgo und mir?« fragte Vercingetorix.
    »Ihr macht euch morgen auf den Weg nach Italia«, sagte Caesar. »Dort wartet ihr, bis mein Triumphzug stattfindet.«
    »Während dem wir alle sterben werden.«
    »Nein, nicht alle. Du wirst sterben, Vercingetorix, Biturgo nicht, Vercassivellaunus und Eporedorix auch nicht. Cotus vielleicht, Gutruatus ja, er hat römische Bürger niedergemetzelt, genau wie Cotus, und Litaviccus ganz sicher.«
    »Wenn du Gutruatus oder Litaviccus gefangennimmst.«
    »Stimmt. Ihr werdet alle in meinem Triumphzug mitmarschieren, aber nur die Könige und die Schlächter müssen sterben. Der Rest kann nach Hause

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