MoR 05 - Rubikon
den armen Gaius Trebatius das tun läßt, was seinen Neigungen und seiner Begabung mehr entspricht. Meint ihr nicht auch?« Er sah Trebonius und Decimus Brutus an.
Sie nickten grinsend.
»Ich scheiße auf die Pflichten eines Quästors!« murrte Antonius und ließ die Muskeln seiner Schenkel spielen, ein Anblick, bei dem vermutlich die gesamte Frauenwelt Roms in Ohnmacht gefallen wäre, der jedoch bei den Anwesenden keine Wirkung zeigte.
»Du mußt lernen, wie man mit Geld umgeht, Antonius«, sagte Caesar. »Mir ist klar, daß du glaubst, man könne es wie Wasser ausgießen, was deine immensen Schulden beweisen. Aber darüber hinaus ist es sehr nützlich für jemanden, der Konsul und Feldherr werden will.«
»Du weichst mir aus«, sagte Antonius vorwitzig, wobei er seine Frechheit durch ein gewinnendes Lächeln abschwächte. »Du hast hundert Talente an die Männer von zwei deiner elf Legionen ausgeteilt und jedem von ihnen eine Sklavin geschenkt, die er für noch einmal tausend Sesterze verkaufen könnte. Was aber vermutlich die wenigsten tun werden, weil du ihnen junge Frauen geschenkt hast.« Er rollte sich auf die andere Seite und ließ die Muskeln seiner kräftigen Waden spielen. »Was ich eigentlich wissen will, ist, ob du deine plötzliche Großzügigkeit auf diese zwei Legionen beschränken willst?«
»Das wäre unklug«, erwiderte Caesar ernst. »Ich plane weitere Feldzüge für den Herbst und Winter, bei denen ich jeweils zwei Legionen einsetzen werde. Allerdings immer verschiedene Legionen.«
»Schlau!« Antonius griff nach seinem Pokal und nahm einen kräftigen Schluck.
»Mein lieber Antonius, zwinge mich nicht dazu, den Wein wieder vom winterlichen Speiseplan zu streichen«, sagte Caesar. »Wenn du nicht in Maßen trinken kannst, werde ich ihn dir ganz verbieten. Verdünne ihn wenigstens mit Wasser.«
»Eines der vielen Dinge, die ich an dir nicht begreife, sind deine Vorbehalte gegen eines der schönsten Geschenke, die die Götter den Menschen gemacht haben. Wein ist ein Allheilmittel.«
»Er ist weder ein Allheilmittel noch ein Geschenk der Götter«, entgegnete Caesar. »Ich würde ihn eher einen Fluch nennen, direkt aus der Büchse der Pandora. Selbst sparsam genossen stumpft er das Schwert des Denkens so ab, daß man damit keine Haare mehr spalten kann.«
Antonius brüllte vor Lachen. »So ist das also, Caesar! Du bist nichts als ein Haarspalter!«
Achtzehn Tage nach seiner Rückkehr nach Bibracte brach Caesar erneut auf, um die Carnuten zu unterwerfen. Trebonius und Decimus Brutus begleiteten ihn, während Antonius sehr zu seinem Mißfallen zurückbleiben mußte, um im Lager nach dem Rechten zu sehen. Quintus Cicero kam mit der Siebten Legion aus dem Winterquartier in Cabillonum, Publius Sulpicius, der nicht selbst gebraucht wurde, schickte die Vierzehnte aus Matisco.
»Ich bin selbst gekommen, weil ich soeben einen Brief meines Bruders erhielt, mit der Aufforderung, ihn im April nach Kilikien zu begleiten«, sagte Quintus Cicero.
»Du scheinst nicht gerade glücklich darüber, Quintus«, meinte Caesar freundlich. »Du wirst mir fehlen.«
»Du mir auch. Die drei Jahre mit dir in Gallien waren die schönste Zeit meines Lebens.«
»Das höre ich gern, denn sie waren nicht leicht.«
»Nein, das waren sie wirklich nicht. Aber vielleicht waren sie gerade deshalb so schön. Ich... ich danke dir für dein Vertrauen, Caesar. Es gab Zeiten, da hätte ich ein gehöriges Donnerwetter verdient, etwa damals bei dem Zusammenstoß mit den Sugambrern, aber du hast mich nie angebrüllt oder mir das Gefühl gegeben, versagt zu haben.«
»Mein lieber Quintus«, sagte Caesar lächelnd, »warum hätte ich das tun sollen? Du warst ein hervorragender Legat, und ich wünschte, du würdest bis zum Ende bleiben.« Das Lächeln erlosch, und die Augen blickten plötzlich in die Ferne. »Wie immer das Ende aussehen mag.«
Verblüfft sah Quintus Cicero Caesar an, doch war dessen Gesicht völlig ausdruckslos geblieben. Natürlich hatte Ciceros Bruder in seinem Brief das Geschehen in Rom in aller Ausführlichkeit geschildert, doch kannte Quintus Caesar weniger gut als Trebonius oder Decimus Brutus und war auch nicht in Bibracte dabeigewesen, als Caesar die Männer der Dreizehnten und der Fünfzehnten Legion belohnt hatte.
Während Caesar nach Cenabum aufbrach, machte sich Quintus Cicero also schweren Herzens auf den Weg nach Rom, um Legat seines Bruders zu werden, ein Amt, das weder so schön noch so
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