MoR 05 - Rubikon
hieß sie sich nach Landessitte auf den Boden setzen. Der Tag verging. Nichts rührte sich, außer daß heimlich Holz, Stroh, Zunder und Reisig vor den feindlichen Linien aufgeschichtet wurden. Bei Einbruch der Dunkelheit schließlich wurde alles Brennmaterial auf der gesamten Länge angezündet, und die Belgen nutzten die Gelegenheit zur Flucht.
Doch die große Chance war vertan worden. Dabei erwischt, wie er den Römern in einem Hinterhalt auflauerte, fand Correus plötzlich zu der Kraft und dem Mut zurück, an denen es ihm, als seine Lage noch sehr viel besser gewesen war, gemangelt hatte. Er lehnte es ab, sich zurückzuziehen, und fiel mit den Besten seiner Männer. Während die Belgen Caesar um Frieden baten, überquerte Commius den Rhenus und begab sich zu den Sugambrern und Ambiorix.
Inzwischen neigte sich der Winter dem Ende zu. In Gallien herrschte Ruhe. Caesar kehrte nach Bibracte zurück und bedankte sich mit Geschenken in Form von Geld und Frauen bei den Legionären, die sich daraufhin — für ihre Verhältnisse — sehr reich vorkamen. Im Lager fand Caesar außerdem einen Brief von Gaius Scribonius Curio vor.
Es war eine glänzende Idee, Caesar, eine gesammelte Ausgabe Deiner Schriften über den Krieg in Gallien herauszugeben, so daß alle sie lesen können! Tatsächlich lesen sie alle, und die boni — vom Senat ganz zu schweigen — schäumen vor Wut. Cato brüllte, ein Prokonsul, der einen Krieg führe, von dem er auch noch behaupte, er sei ihm aufgezwungen worden, dürfe sich nicht so aufblasen und seine angeblichen Heldentaten durch die ganze Stadt posaunen. Aber niemand beachtete ihn, und die Exemplare finden so reißenden Absatz, daß es bereits eine Warteliste gibt. Na ja, kein Wunder. Deine Schriften sind so spannend wie Homers Ilias und haben außerdem den Vorteil, daß sie aktuell sind, von heutigen Ereignissen handeln.
Du weißt ja selbst, was für ein Ekel der zweite Konsul Marcus Marcellus ist. Fast alle klatschten Beifall, als Deine Volkstribunen ihm verboten, an den Kalenden des März über Deine Provinzen zu verhandeln. Du hast dieses Jahr wirklich ein paar gute Männer auf der Tribunenbank.
Ich war schockiert, als Marcellus dann noch verkündete, die Einwohner der von Dir gegründeten Kolonie Novum Comum seien keine römischen Bürger. Du seist nicht berechtigt, das römische Bürgerrecht zu verleihen, behauptete er — während Pompeius das darf! Daß Marcellus mit verschiedenem Maß mißt, ist ja hinlänglich bekannt. Aber daß der Senat verfügt, daß die Menschen in Gallia Cisalpina jenseits des Padus keine römischen Bürger sind und auch nie welche sein werden — das ist Selbstmord. Trotz des Vetos der Tribunen war Marcellus nicht zu bremsen. Er ließ den Beschluß auf eine Bronzetafel schreiben und hängte ihn öffentlich aufder Rednerbühne aus.
Du weißt vermutlich nicht, was die Folge davon war: Das ganze Land von den Alpen im Norden Gallia Cisalpinas bis zum südlichen Fuß Italias hat Angst. Die Menschen machen sich große Sorgen, Caesar. Die Einwohner der Städte des italischen Gallien sagen, sie, die Rom so viele Tausende ihrer besten Soldaten gegeben hätten, müßten jetzt vom Senat erfahren, daß sie nicht gut genug seien. Die Menschen südlich des Padus haben Angst, daß ihnen die Bürgerrechte aberkannt werden, während jene im Norden befürchten, daß sie ihnen überhaupt nie verliehen werden. Diese Angst herrscht überall, Caesar. In Kampanien habe ich Hunderte von Menschen sagen hören, Caesar solle wieder nach Italia zurückkehren, Caesar, der unermüdlichste Fürsprecher des gemeinen Volkes, den es jemals in Italia gegeben habe — er werde die Kränkung und himmelschreiende Ungerechtigkeit des Senats nicht hinnehmen. Die Angst wächst, aber glaube ja nicht, ich oder sonst jemand hätte diesen Holzköpfen im Lager der boni klarmachen können, daß sie mit dem Feuer spielen.
Unterdessen hockt dieser selbstzufriedene Trottel Pompeius wie eine Kröte in der Jauchegrube und tut, als ginge ihn das alles nichts an. Er für seinen Teil ist glücklich. Die eiskalte Harpyie Cornelia Metella hat ihre Krallen so tief in sein dickes Fell gebohrt, daß er nickt, seufzt und angekrochen kommt, sobald sie ihm winkt. Womit ich übrigens gar nicht an etwas Anstößiges denke. Im Gegenteil, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß die beiden jemals in einem gemeinsamen Bett geschlafen haben, und ich bezweifle, daß sie überhaupt eines haben.
Aber wieso
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