MoR 05 - Rubikon
Unterarm abgebunden. Danach wird das Handgelenk in Pech getaucht. Manche mögen dabei verbluten, doch die meisten werden es überleben.«
Jetzt, da er das Reich der Gedanken verlassen hatte und in die Welt der Praxis zurückgekehrt war, sprach er flüssig und leicht.
»Die viertausend Männer werden anschließend verbannt und müssen fortan als Bettler durch Gallien ziehen. Und jeder, der einen Mann ohne Hände sieht, wird an die Lektion nach der Belagerung von Uxellodunum denken. Wenn die Legionen sich auf die verschiedenen Winterquartiere verteilen, was schon bald geschehen wird, nimmt jede einige der handlosen Männer mit. So ist gewährleistet, daß sie überall anzutreffen sind. Denn die Lektion wäre verschwendet, wenn der Beweis nicht überall zu sehen wäre.
Abschließend einige Informationen, die meine im Stillen wirkenden tüchtigen Sekretäre zusammengestellt haben. Die acht Kriegsjahre haben die Gallier eine Million tote Krieger gekostet. Eine Million Menschen wurden in die Sklaverei verkauft, vierhunderttausend gallische Frauen und Kinder sind tot, eine Viertelmillion gallische Familien wurden obdachlos. Das entspricht der Gesamtbevölkerung Italias. Es ist ein schrecklicher Beweis für die Blindheit und Wut des gallischen Stieres. Das muß aufhören, und zwar jetzt, hier in Uxellodunum! Wenn ich Gallien als Statthalter verlasse, wird hier Frieden herrschen.«
Caesar nickte, und schweigend verließen die Männer den Saal. Niemand sah Caesar an außer Hirtius, der geblieben war.
»Ich will nichts hören!« sagte Caesar barsch.
»Ich wollte nichts sagen«, entgegnete Hirtius.
Nach der Kapitulation von Uxellodunum beschloß Caesar, die Stämme Aquitaniens aufzusuchen. Dieser Teil Galliens war am wenigsten in den Krieg verwickelt gewesen und daher als einziger noch in der Lage, eine Armee ins Feld zu schicken. Als Beweis für die Entschlossenheit Roms, den Widerstand der Gallier zu brechen, nahm Caesar einige der Männer ohne Hände aus Uxellodunum mit.
Die Reise verlief friedlich; die Stämme hießen ihn beflissen willkommen, wandten die Augen von den Handlosen ab, unterschrieben jeden Vertrag, den er ihnen vorlegte, und schworen hoch und heilig, Rom für immer treu zu bleiben. Im großen und ganzen war Caesar bereit, ihnen Glauben zu schenken, denn einige Tage, nachdem er sich auf den Marsch nach Burdigala begeben hatte, der ersten Station seiner Reise durch Aquitanien, hatte ihm ausgerechnet ein Arverner Lucterius ausgeliefert, ein Zeichen dafür, daß kein Stamm in Gallien mehr bereit war, einem von Vercingetorix’ Feldherrn Schutz zu gewähren. Das bedeutete, daß wenigstens einer der beiden Verteidiger Uxellodunums in Caesars Triumphzug marschieren würde. Der andere, Drappes von den Senonen, hatte jede Nahrung verweigert und war gestorben, ohne seinen Widerstand gegen die Anwesenheit der Römer in Gallien aufzugeben.
Ende Oktober, besuchte Lucius Caesar seinen Vetter in Tolosa. Er wußte von vielen Neuigkeiten zu berichten.
»Der Senat kam Ende September zusammen«, sagte er. »Ich muß zugeben, daß ich vom ersten Konsul, den ich für einen vernünftigeren Mann als seinen Mitkonsul hielt, enttäuscht bin.«
»Servius Sulpicius ist zwar vernünftiger als Marcus Marcellus, aber er ist genauso auf meinen Sturz aus«, entgegnete Caesar. »Worüber wurde gesprochen?«
»Der Senat beschloß, an den Kalenden des März auf jeden Fall über deine Provinzen zu debattieren. Marcus Marcellus sagte, der Krieg in Gallia Comata sei endgültig vorbei, deshalb gebe es keinen Grund mehr, dir zu diesem Datum nicht dein Imperium, deine Provinzen und deine Armee abzuerkennen. Er sagte, das neue Fünfjahresgesetz habe eine Gruppe möglicher Statthalter geschaffen, die dich sofort ersetzen könnten. Jede Verschiebung sei Beweis der Schwäche des Senats und dürfe keinesfalls hingenommen werden. Er schloß seine Rede mit der Forderung, man müsse dich ein für allemal lehren, daß du Diener und nicht Herr des Senats seist. Als er das sagte, soll von Catos Platz ein lautes >Hört, hört!< gekommen sein.«
»Cato muß schon laut rufen, denn Bibulus ist in Syrien — oder zumindest auf dem Weg dorthin. Erzähl weiter, Lucius. Ich kann dir am Gesicht ablesen, daß es noch schlimmer kommt.«
»Viel schlimmer! Der Senat erließ nämlich ein Dekret, demzufolge ein Veto eines Volkstribunen gegen die Debatte über deine Provinzen im nächsten März als Landesverrat gilt. Der betreffende Volkstribun würde festgenommen
Weitere Kostenlose Bücher