MoR 05 - Rubikon
trotzdem. Es lohnte sich immer, den ersten Konsul auf seiner Seite zu haben. Im Dezember bekam Paullus sechzehnhundert Talente von Caesar und wurde als Caesars Mann auf die Gehaltsliste von Balbus gesetzt. Damit konnte er die Basilica Aemilia in noch größerer Pracht aufbauen. Wichtiger war für Caesar freilich Curio, der nur fünfhundert Talente gekostet hatte. Er hatte Caesars Rat befolgt und so getan, als habe er sich erst im letzten Moment entschlossen, für das Tribunat zu kandidieren, und man hatte ihn — für einen Scribonius Curio kein Problem — mit den meisten Stimmen gewählt.
Aber damit waren Caesars Handlungsmöglichkeiten noch nicht erschöpft. Nicht nur die größeren Städte in Gallia Cisalpina, sondern ebenso die der Provinz Gallia Narbonensis und des restlichen Italia erhielten große Geldbeträge, um öffentliche Gebäude zu errichten oder Marktplätze zu verschönern. All diese Städte hatten eines gemeinsam: Sie standen auf Caesars Seite. Er dachte auch daran, in den spanischen Provinzen, in der Provinz Asia und in Griechenland Bauwerke zu stiften, entschied dann aber, daß ihm solche Auslagen nicht genügend Hilfe einbrachten, wenn Pompeius, der in diesen Gebieten ein weitaus mächtigerer Patron war, seinen Klienten verbot, Caesar zu unterstützen. Mit seinen Geschenken wollte Caesar nicht Anhänger für den Fall eines Bürgerkriegs gewinnen, sondern einflußreiche Vertreter der Geldaristokratie auf seine Seite ziehen, die den boni klarmachen sollten, daß sie besser die Finger von Caesar ließen. Ein Bürgerkrieg war nur der letzte Ausweg, und Caesar glaubte fest, daß auch die boni davor zurückschrecken würden. Er wollte sie in die Knie zwingen, indem er es ihnen unmöglich machte, gegen den Willen der Mehrheit von Rom, Italia, Gallia Cisalpina, Illyricum und der Provinz Gallia Narbonensis zu handeln.
So viel Verständnis Caesar hatte, er konnte sich selbst in pessimistischen Augenblicken nicht vorstellen, daß eine Gruppe römischer Senatoren lieber einen Bürgerkrieg herbeiführen würde als sich mit dem Unvermeidlichen abzufinden und ihm das zu geben, was ihm ohnehin zustand: zum zweiten Mal Konsul und zugleich Erster Mann von Rom zu werden. Das war er seiner Familie, seiner dignitas und der Nachwelt schuldig. Er würde keinen Sohn hinterlassen, aber er brauchte auch gar keinen, denn ein Sohn hätte ihn nicht mehr übertreffen können. Außerdem waren die Söhne bedeutender Männer stets unbedeutend. Man brauchte nur an den jungen Marius oder an Faustus Sulla zu denken...
In der Zwischenzeit mußte er sich um die neue römische Provinz Gallia Comata kümmern, sie wieder aufbauen, für Ruhe und Ordnung sorgen und unter den Galliern tüchtige Männer für die Verwaltung finden. Auch einige eher taktische Probleme mußten gelöst werden, wie man zum Beispiel die zweitausend Gallier loswurde, die sich nach Caesars Ansicht erneut gegen Rom erheben würden, sobald er als Statthalter abzog. Tausend davon waren Sklaven, die er nicht zu verkaufen wagte, weil er fürchtete, sie könnten an ihren neuen Eigentümern blutige Vergeltung üben oder nach dem Beispiel des Spartacus bewaffnete Aufstände anzetteln. Die anderen waren freie Gallier, zumeist Adlige, die nicht einmal der Anblick der verstümmelten Opfer von Uxellodunum hatte einschüchtern können.
Schließlich ließ er sie nach Massilia marschieren und unter schwerer Bewachung Schiffe besteigen. Die tausend Sklaven kamen nach Galatien zu König Deiotarus, der selbst Gallier war und immer dringend gute Reiter brauchte; er würde die Sklaven bei ihrer Ankunft freilassen und dann für seine Zwecke einspannen. Die tausend freien Gallier schickte Caesar zu König Ariobarzanes von Kappadokien. In beiden Fällen handelte es sich um Geschenke, kleine Opfer auf dem Altar Fortunas. Glück war ein Gunstbeweis der Götter, aber es konnte auch nicht schaden, selbst zu seinem Glück beizutragen. Erfolg nur auf Glück zurückzuführen, war zu einfach. Niemand wußte besser als Caesar, daß sich hinter dem Glück eine Unmenge harter Arbeit und angestrengter Überlegungen verbarg. Seine Legionäre sollten ruhig mit dem Glück ihres Feldherrn angeben, das störte ihn nicht im geringsten. Solange sie an sein Glück glaubten, fühlten sie sich sicher, wenn er bei ihnen war und seinen schützenden Mantel über sie breitete. Das Schicksal des armen Marcus Crassus war von dem Tag an besiegelt gewesen, an dem seine Soldaten zu der Überzeugung gekommen waren,
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