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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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und im Schnellverfahren abgeurteilt.«
    »Das ist völlig illegal!« rief Caesar erregt. »Niemand darf einen Volkstribunen an der Ausübung seiner Rechte hindern oder sein Veto ignorieren, solange kein senatus consultum ultimum in Kraft ist. Ist es vielleicht das, was der Senat an den Kalenden des nächsten März vorhat? Einen solchen Beschluß zur Wiederherstellung von Recht und Ordnung?«
    »Vielleicht, gesagt wurde es nicht.«
    »Ist das alles?«
    »Nein«, antwortete Lucius Caesar ruhig. »Der Senat erließ noch eine weitere Verfügung, daß er sich nämlich das Recht vorbehält zu entscheiden, wann nach Ablauf deines Imperiums deine Veteranen entlassen werden.«
    »Aha, verstehe! Das ist ein Präzedenzfall, ja, Lucius? Denn bis heute hatte in der Geschichte Roms noch nie jemand das Recht zu entscheiden, wann Soldaten ihren Dienst quittieren, außer ihrem Oberbefehlshaber. Ich nehme an, der Senat wird an den Kalenden des nächsten März verfügen, daß meine Veteranen sofort entlassen werden.«
    »Sieht ganz so aus, Gaius.«
    Caesar schien seltsam unbesorgt, dachte Lucius; er lächelte sogar. »Bilden die sich wirklich ein, sie könnten mich mit so etwas unterkriegen?« fragte Caesar. »Das ist doch lächerlich, Lucius!« Er stand auf und reichte seinem Vetter die Hand. »Ich danke dir aufrichtig für die Nachrichten. Aber jetzt genug davon. Ich glaube, ich nehme ein Bad.«
    Doch Lucius Caesars Neugier war noch nicht befriedigt. Ergeben folgte er Caesar hinaus. Dann fragte er: »Was willst du gegen die boni tun?«
    »Das Nötige.« Mehr wollte Caesar nicht sagen.

    Die Vorbereitungen für den Winter waren getroffen. Gaius Trebonius, Publius Vatinius und Marcus Antonius zogen mit vier Legionen ins atrebatische Nemetocenna, um in Belgica für Ruhe zu sorgen; zwei Legionen wurden zu den Haeduern nach Bibracte verlegt, zwei zu den Turonern, den Nachbarn der Carnuten, und weitere zwei zu den Lemovicern, die südwestlich der Arverner siedelten. So war jeder Teil Galliens in Reichweite einer römischen Armee. Caesar reiste mit seinem Vetter Lucius durch die Provinz Gallia Narbonensis, dann brach er wieder nach Norden auf, um mit Trebonius, Vatinius und Marcus Antonius den Winter in Nemetocenna zu verbringen.
    Mitte Dezember bescherte er seinen Legionären eine willkommene und unerwartete Überraschung; er erhöhte den Sold der gemeinen Soldaten von vierhundertachtzig Sesterzen jährlich auf neunhundert — es war das erste Mal seit über hundert Jahren, daß ein römisches Heer eine Solderhöhung erlebte. Gleichzeitig teilte er an alle eine Geldprämie aus und gab bekannt, daß der Anteil des Heeres an der Beute erhöht würde.
    »Wer bezahlt das alles?« erkundigte sich Gaius Trebonius bei Publius Vatinius. »Die Schatzkammer? Doch sicher nicht!«
    »Bestimmt nicht«, sagte Vatinius. »Caesar hält sich streng an die Gesetze. Nein, er zahlt das aus eigener Tasche, von seinem eigenen Anteil.« Der kleine, verkrüppelte Vatinius runzelte die Stirn. Er war nicht dabeigewesen, als Caesar das Antwortschreiben des Senats auf seine Bitte um Gleichbehandlung mit Pompeius erhalten hatte. »Ich weiß, er ist sagenhaft reich, aber er gibt auch ungeheuer viel aus. Kann er sich das denn leisten, Trebonius?«
    »Ich glaube schon. Allein durch den Verkauf von Sklaven hat er zwanzigtausend Talente verdient.«
    »Zwanzigtausend?Beim Jupiter! Crassus galt als reichster Mann Roms, und er hinterließ nur siebentausend Talente!«
    »Marcus Crassus prahlte stets mit seinem Geld, aber hast du je Pompeius sagen hören, wie reich er ist? Was glaubst du, warum die Bankiers in diesen Tagen um Caesar herumschwänzeln und ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen. Balbus war schon immer sein Anhänger und Oppius nicht viel kürzer. Sie kennen sich noch aus deiner Zeit, Vatinius. Aber Leute wie Atticus sind erst in letzter Zeit dazugestoßen.«
    »Rabirius Postumus verdankt ihm, daß er wieder auf die Beine kam«, meinte Vatinius.
    »Ja, aber erst nachdem Caesar in Gallien reich wurde. Der Schatz der Germanen, den er bei den Atuatucern erbeutete, war sagenhaft. Sein Anteil daran betrug sicher ein paar tausend Talente.« Trebonius grinste. »Und falls ihm das Geld ausgehen sollte, werden die Schätze in Carnutum nicht unangetastet bleiben; sie sind seine Reserve. Caesar ist doch nicht auf den Kopf gefallen. Er weiß, daß sich sonst der nächste Statthalter von Gallia Comata alles aus Carnutum unter den Nagel reißen würde. Ich wette, der Schatz aus

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