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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Stammesführer verurteilt und hingerichtet hat, daß er viele Häuptlinge auf dem Schlachtfeld getötet hat und daß er viertausend Galliern, die bei Alesia und Uxellodunum erbittert gegen die Römer kämpften, die Hände abhacken ließ. Aber mir ist nicht bekannt, daß er Nichtbürgern Geld geliehen und sie in ihrer eigenen Versammlungshalle eingeschlossen hätte, bis sie verhungert sind! Aber genau das hat Marcus Brutus getan, dieser Inbegriff eines jungen römischen Senators!«
    »Das ist unverschämt, Gaius Curio«, stieß Brutus zwischen den Zähnen hervor. »Die Ältesten von Salamis starben nicht auf meine Veranlassung.«
    »Aber du wußtest davon, oder nicht?«
    »Aufgrund der gehässigen Briefe Ciceros, ja!«
    »Was die Behauptung betrifft, Caesar hätte unrechtmäßig das römische Bürgerrecht verliehen — man zeige mir doch bitte, wo er sich anders verhalten hat als unser Held Gnaeus Pompeius Magnus hier, der sich so oft über die Verfassung hinweggesetzt hat«, fuhr Curio fort. »Oder als Gaius Marius oder irgendeiner der unzähligen Provinzstatthalter, die ebenfalls Kolonien gegründet haben. Haben sie nicht viele Männer rekrutiert, die statt der vollen Bürgerrechte nur das latinische besaßen? Man kann wirklich nicht sagen, eingeschriebene Väter, Caesar habe mit dieser Praxis angefangen. Es gehört mittlerweile zum mos maiorum , daß Männer mit latinischem Bürgerrecht mit dem vollen Bürgerrecht belohnt werden, wenn sie treu und — was sehr oft der Fall ist — heldenhaft in der römischen Armee gekämpft haben. Auch kann keine von Caesars Legionen als bloße Hilfslegion aus Nichtbürgern gelten! In jeder Legion dienen auch römische Bürger.«
    Gaius Marcellus grinste höhnisch. »Für jemanden, der behauptet, es sei nicht der rechte Augenblick oder Ort, um über die Anklagen zu sprechen, die gegen Caesar erhoben werden, sobald er sein Imperium niederlegt, redest du schon verdächtig lange so, als wärst du Caesars Verteidiger!«
    »Möglich, daß dieser Eindruck entstanden ist«, meinte Curio kurz.
    »Wie dem auch sei, Gaius Marcellus, ich komme jetzt zum Kern der Sache. Er steht in dem Brief, den der Senat Anfang letzten Jahres an Gaius Caesar geschickt hat. Caesar hatte den Senat schriftlich gebeten, ihn genauso wie Gnaeus Pompeius Magnus zu behandeln, der in absentia für sein Konsulat sine collega kandidiert hat, weil er damals sowohl die beiden spanischen Provinzen als auch die römischen Kornspeicher verwaltete. Nur allzu willig hatten die Senatoren damals einem eklatanten Verstoß gegen die Verfassung zugestimmt und ihn mit ungebührlicher Eile in einer spärlich besuchten Versammlung der Tribus durchgepeitscht! Den Pompeius Magnus in jeder Hinsicht ebenbürtigen Gaius Caesar dagegen will der Senat unbedingt in die Knie zwingen!«
    Curio kam zum Schluß seiner Rede. »Ich sage euch, was ich vorhabe, eingeschriebene Väter. Ich werde mein Veto so lange aufrechterhalten, bis der Senat von Rom bereit ist, Gaius Caesar genau so zu behandeln, wie er Gnaeus Pompeius Magnus zu behandeln beliebt. Ich ziehe mein Veto nur unter einer Bedingung zurück: daß nämlich alles , was für Gaius Caesar gelten soll, gleichzeitig auch für Gnaeus Pompeius gilt! Wenn dieses Haus Caesar Imperium, Provinzen und Armee aberkennt, muß es genauso mit Gnaeus Pompeius verfahren!«
    Schlagartig saßen alle kerzengerade auf ihren Plätzen! Sogar Pompeius starrte jetzt Curio und nicht mehr seine Statue an, und die kleine Schar von Konsularen, die als Anhänger Caesars galten, grinste von einem Ohr zum anderen.
    »Gut gemacht, Curio!« rief Lucius Piso beifällig.
    »Tace!« brüllte Appius Claudius, der Lucius Piso nicht ausstehen konnte.
    »Ich beantrage, daß Gaius Julius Caesar heute Imperium, Provinzen und Armee aberkannt werden!« schrie Gaius Marcellus noch einmal.
    »Ich lege so lange mein Veto gegen diesen Antrag ein, zweiter Konsul, bis du dasselbe auch für Gnaeus Pompeius forderst!«
    »Der Senat hat verfügt, daß jedes Veto in dieser Sache Hochverrat ist. Du bist ein Verräter, Curio, und dafür mußt du sterben!«
    »Auch dagegen lege ich mein Veto ein, Marcellus!«
    Paullus stand schwerfällig auf. »Die Sitzung ist geschlossen!« brüllte er. »Raus mit euch, mit euch allen!«

    Obwohl Pompeius keine Freude mehr daran hatte, auf die Statue auf dem Podium zu starren, blieb er regungslos auf seinem Klappstuhl sitzen, während die Senatoren den Saal verließen. Bezeichnenderweise waren auch weder Cato,

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