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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Maßnahme zur Sicherung des Friedens zu nennen. Vermutlich hat er sogar recht. Wie viele Männer hat er bei Gergovia verloren? Siebenhundert? Und er hat um sie geweint! In Spanien habe ich in einer einzigen Schlacht fast zehnmal so viel verloren, aber ich konnte nicht weinen. Vielleicht fürchte ich am meisten seine erschreckende Geistesgegenwart. Selbst wenn man ihn zur Weißglut treibt, kann er noch klar denken und die Dinge zu seinen Gunsten wenden. Ja, Scipio hat recht. Im Grunde meines Herzens fürchte ich, daß Caesar besser ist als ich...
    Im Atrium begrüßte sie Pompeius’ Frau. Sie bot ihm ihre kalte Wange zum Kuß und strahlte dann ihren idiotischen Vater an. Ach Julia, wo bist du? Warum mußtest du mich verlassen? Warum kann diese Frau nicht sein wie du? Warum ist sie so kalt?
    »Ich hatte nicht damit gerechnet, daß die Versammlung vor Sonnenuntergang enden würde«, sagte Cornelia Metella und führte sie ins Eßzimmer. »Aber ich habe natürlich genug zu essen vorbereiten lassen.«
    Sie sah nicht übel aus, insofern war es keine Schande, daß er sie geheiratet hatte. Ihre glänzenden, dichten, braunen Haare waren zu Schnecken zusammengerollt, die teilweise die Ohren bedeckten; ihre vollen Lippen waren verlockend genug, ihre Brüste beträchtlich praller als die Julias. Ihre grauen Augen standen weit auseinander, auch wenn die Lider ein wenig zu schwer darüberhingen, und im ehelichen Bett zeigte sie immerhin eine lobenswerte Ergebenheit. Sie war als Witwe von Publius Crassus keine Jungfrau mehr gewesen, aber leider trotzdem, wie er feststellen mußte, weder erfahren noch leidenschaftlich genug, um sich mit Lust von ihm verführen zu lassen. Pompeius war stolz auf seine Künste als Liebhaber, aber Cornelia Metella hatte ihn besiegt. Sie bekundete zwar weder Ekel noch Mißfallen, aber sechs Jahre Ehe mit der wunderbar empfänglichen und so leicht erregbaren Julia hatten Pompeius’ Wahrnehmung auf eigentümliche Weise geschärft. So spürte er Cornelia Metellas Ratlosigkeit, wenn er sich an sie preßte oder ihre Brüste küßte. Und als er einmal ihre Schamlippen geküßt hatte, um die Leidenschaft in ihr zu wecken, hatte sie sich entrüstet und voller Abscheu weggedreht.
    »Laß das!« hatte sie gefaucht. »Das ist ekelhaft!«
    Vielleicht, dachte Pompeius, hatte die stets so beherrschte Cornelia Metella nur Angst davor, ihrer Lust zu erliegen.

    Cato ging allein nach Hause. Er sehnte sich nach Bibulus; mit ihm fehlte der fähigste der boni. Zwar waren die drei Claudii Marcelli auch tüchtige Männer, und der mittlere berechtigte zu den besten Hoffnungen, aber ihnen fehlte der jahrelange leidenschaftliche Haß auf Caesar, den Bibulus hegte und nährte. Außerdem kannten sie Caesar längst nicht so gut wie Bibulus. Cato hatte den wahren Grund für das Fünfjahresgesetz für Provinzstatthalter zwar erkannt, aber weder ihm noch Bibulus war klar gewesen, daß das erste Opfer dieses Gesetzes Bibulus sein würde. Deshalb war Bibulus jetzt in Syrien, wo er ausgerechnet mit diesem aufgeblasenen Dummkopf Cicero im benachbarten Kilikien zu tun hatte, mit dem er jetzt auch noch einen gemeinsamen Feldzug unternehmen sollte. Wie konnte der Senat erwarten, daß Mars’ Streitwagen von einem Gespann aus Reitpferd und Packesel vernünftig gezogen wurde? Während Bibulus dank eines gekauften Günstlings, des parthischen Adligen Ornadapates, die Parther im Griff hatte, belagerte Cicero siebenundfünfzig Tage lang Pindenissus im Osten Kappadokiens. Siebenundfünfzig Tage! Für einen vollkommen unbedeutenden Ort! Caesar hatte im selben Jahr innerhalb von dreißig Tagen fünfundzwanzig Meilen lange Befestigungsanlagen gebaut und Alesia erobert. Der Kontrast war himmelschreiend, und es war kein Wunder, daß die Senatoren lachten, als Ciceros Brief eintraf. Nach fünfundvierzig Tagen! Ein Brief von Ostkappadokien nach Rom brauchte zwölf Tage weniger, als die Belagerung von Pindenissus gedauert hatte!
    Cato betrat sein Haus. Seit der Scheidung von Marcia brauchte er nur noch wenige Diener, und nachdem Porcia Bibulus geheiratet hatte und ausgezogen war, hatte er die meisten von ihnen verkauft. Da weder er noch die beiden in seinem Haus wohnenden Philosophen Athenodorus Cordylion und Statyllus im Essen mehr als eine Notwendigkeit sahen, waren in der Küche nur ein Mann, der sich Koch nannte, und sein junger Gehilfe beschäftigt. Ein Verwalter wäre Verschwendung gewesen. Ein weiterer Diener putzte und erledigte Einkäufe (Cato

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