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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Ahenobarbus oder Brutus noch einer der anderen boni in seine Nähe gekommen, um ihm zu verstehen zu geben, daß sie Wert auf seine Gesellschaft legten. Nur Metellus Scipio war bei ihm geblieben, und als der prachtvolle Saal leer war, gingen sie gemeinsam.
    »Ich bin fassungslos«, sagte Pompeius.
    »Ich ebenfalls.«
    »Was habe ich Curio denn getan?«
    »Nichts.«
    »Warum stürzt er sich dann auf mich?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Er ist Caesars Mann.«
    »Das steht jetzt fest.«
    »Aber er mochte mich noch nie. Schon als Caesar Konsul war, hat er mich beschimpft, und als Caesar nach Gallien ging, blieb das so.«
    »Bevor er sich an Caesar verkaufte, gehörte er, wie wir alle wissen, zu Publius Clodius. Und Clodius haßte dich damals.«
    »Aber warum hat er sich ausgerechnet heute auf mich gestürzt?«
    »Weil du Caesars Feind bist, Pompeius.«
    Die hellblauen Augen in Pompeius’ aufgedunsenem Gesicht weiteten sich. »Das bin ich nicht!« empörte er sich.
    »Rede keinen Unsinn. Natürlich bist du das.«
    »Wie kannst du so etwas behaupten, Scipio? Du bist nicht gerade für deinen Scharfsinn bekannt.«
    »Mag sein«, sagte Metellus Scipio gelassen. »Aber einiges reime ich mir auch zusammen. Mir ist nämlich eingefallen, daß Cato und Bibulus immer gesagt haben, du seist neidisch auf Caesar und würdest im Grunde deines Herzens fürchten, daß er besser ist als du.«
    Sie hatten die Curia nicht durch das große Portal verlassen, sondern durch eine kleine Tür im Innern. Durch diese gelangten sie in den Säulengarten der Villa, die Pompeius an das Theater angebaut hatte.
    Der Erste Mann von Rom biß sich heftig auf die Lippen und rang um seine Fassung. Metellus Scipio sprach immer offen aus, was er dachte; was andere von ihm hielten, war ihm egal. Einen geborenen Cornelius Scipio, in dessen Adern noch dazu das Blut des Aemilius Paullus floß, brauchte die Meinung anderer nicht zu interessieren, nicht einmal die des Ersten Mannes von Rom. Metellus Scipio hatte nicht nur eine untadelige Ahnenreihe, er besaß überdies ein riesiges Vermögen, das ihm zugefallen war, als die plebejischen Caecilii Metelli ihn adoptiert hatten.
    Hm, ja, was Metellus Scipio sagte, stimmte, auch wenn Pompeius es nicht laut zugegeben hätte. Schon in den ersten Jahren von Caesars Statthalterschaft in Gallien hatte er gewisse Ängste gehabt, und der Erfolg Caesars gegen Vercingetorix hatte diese Ängste bestätigt. Gierig hatte Pompeius Caesars Depeschen an den Senat gelesen, die in aller Ausführlichkeit die Heldentaten des Jahres schilderten — jenes Jahres, in dem er selbst zum dritten Mal Konsul gewesen war, die Hälfte der Zeit ohne Kollegen. Ausgestochen! Nicht ein einziger militärischer Fehltritt war Caesar unterlaufen. Wie unübertrefflich geschickt dieser Mann war! Wie unglaublich schnell und entschlossen er handelte und wie flexibel er zugleich war. Und seine Armee! Wie schaffte er es, daß die Legionäre ihn wie einen Gott verehrten? Denn das taten sie, kein Zweifel. Obwohl Caesar sie durch sechs Fuß hohen Schnee marschieren ließ, sie bis zur Erschöpfung triezte, von ihnen verlangte, für ihn zu hungern, und sie aus ihren Winterquartieren holte. Dummköpfe waren es, die das alles nur seiner Großzügigkeit zuschrieben! Soldaten, die nur für Geld kämpften, wären nie bereit, das Leben für ihren Feldherrn zu geben, aber Caesars Soldaten würden tausendmal für ihn sterben.
    Ich habe diese Gabe nie besessen, obwohl ich es mir eingebildet habe, damals, als ich meine picenischen Klienten mobilisierte, um für Sulla zu kämpfen. Damals glaubte ich an mich und war überzeugt, daß meine Legionäre mich liebten. Vielleicht haben Spanien und Sertorius mir diesen Glauben ausgetrieben. Ich mußte mich durch diesen furchtbaren Feldzug quälen und mitansehen, wie meine Soldaten aufgrund meiner stümperhaften militärischen Fehler sterben mußten. Fehler, die er nie gemacht hat. Spanien und Sertorius haben mich gelehrt, daß es auf die Menge ankommt, daß es klug ist, ein größeres Heer zu haben als der Gegner. Seitdem habe ich nie mehr mit einem kleinen Heer gekämpft. Aber er tut es. Er glaubt an sich, er wird nie von Zweifeln geplagt. Er zieht mit einem so kleinen Heer in die Schlacht, daß es geradezu lächerlich ist. Zugleich verschwendet er keinen Mann, noch sucht er den Kampf. Wenn er kann, wählt er die friedliche Lösung. Aber dann wiederum bringt er es fertig, viertausend Galliern die Hände abzuhacken und das Ganze eine

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