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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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sofortige Freigabe der römischen Legionäre verlangen sollten. Ich dachte, meine Söhne könnten dabei Erfahrung sammeln, da es sich um eine eher kleine Mission handelte, die diplomatisch allerdings einige Bedeutung hatte. Bisher war es noch zu keinem offiziellen Treffen zwischen Rom und der neuen Herrscherin Ägyptens gekommen; somit würden meine Söhne als erste den Kontakt aufnehmen.
    Da keiner der beiden besonders seefest ist, reisten sie auf dem Landweg nach Ägypten. Jeder wurde von sechs Liktoren und einer Schwadron galatischer Reiter begleitet, die Cassius versehentlich nicht entlassen hatte. In der Nähe des Sees Genezareth stieß Antipater zu ihnen und eskortierte sie persönlich durch das jüdische Königreich bis zur Grenze bei Gaza, wo er zurückblieb. Anfang März trafen sie in Alexandria ein.
    Königin Kleopatra empfing sie sehr freundlich. Ich bekam einen Brief von Marcus, der mich jedoch erst erreichte, nachdem ich von seinem Tod erfahren hatte — welch ein Alptraum, Cato, die Worte eines geliebten Kindes zu lesen, das tot ist! Er war sehr beeindruckt von der mädchenhaften Königin, einer schmächtigen Person mit einem Gesicht, das seine Anziehungskraft nur der Jugend verdankte, denn Kleopatra hat, wie Marcus schrieb, eine Nase, die mit der Deinen konkurrieren könnte — und was bei einem Mann durchaus stattlich sein mag, ist bei einer Frau nicht gerade eine Zier. Wie er schrieb, sprach sie ein vollendetes attisches Griechisch, und sie war wie ein Pharao gekleidet — mit einer hohen, zweiteiligen, außen weißen und innen roten Krone, einem kunstvoll gefältelten Gewand aus durchscheinendem weißem Leinen und einem fast dreißig Zentimeter breiten, edelsteinbesetzten Halsband. Sie trug sogar einen falschen, goldblau emaillierten Bart. In der einen Hand hielt sie ein Zepter, ähnlich einem kurzen, gekrümmten Schäferstab, in der anderen einen Fliegenwedel aus Leinenbändern mit perlenbesetztem Griff. Die Fliegen sind in Syrien und Ägypten eine ständige Plage.
    Die Königin erklärte sich sofort bereit, die Legionäre aus dem Garnisonsdienst in Alexandria zu entlassen, da ihre Anwesenheit dort längst nicht mehr nötig sei. Also ritten meine Söhne zum römischen Lager vor dem östlichen oder kanopischen Stadttor, einer eigenen kleinen Stadt. Die Legionäre hatten Mädchen aus der Umgebung geheiratet und betätigten sich als Schmiede, Zimmerleute und Steinmetze. Vom militärischen Geist war nichts geblieben.
    Als Marcus, der als Sprecher auftrat, ihnen mitteilte, sie würden vom syrischen Statthalter zum Dienst in Syrien abkommandiert, weigerten sie sich! Davon wollte wiederum Marcus nichts wissen. Man habe Schiffe gemietet, sagte er, die abfahrbereit im Hafen Eunostus bei Alexandria lägen; nach römischem Recht und mit Genehmigung der ägyptischen Königin hätten sie auf der Stelle ihre Sachen zu packen und an Bord zu gehen. Daraufhin trat der ranghöchste Zenturio vor, ein niederträchtiger Kerl, und erklärte, sie dächten gar nicht daran, wieder in einer römischen Armee zu dienen; Aulus Gabinius hätte sie nach dreißig Jahren Dienst entlassen, damit sie an Ort und Stelle ihren Ruhestand genießen könnten. Außerdem hätten sie Frauen, Kinder und Arbeit.
    Marcus wurde wütend, Gnaeus ebenfalls. Gnaeus befahl seinen Liktoren, den Zenturio zu verhaften, worauf weitere Zenturionen vortraten und sich schützend um ihn stellten. Sie würden Ägypten keinesfalls verlassen, beharrten sie. Daraufhin befahl Gnaeus seinen Liktoren, zusammen mit den Liktoren seines Bruders die Aufrührer festzunehmen. Doch als die Liktoren versuchten, Hand an die Männer zu legen, zogen diese ihre Schwerter. Es kam zum Kampf. Außer den in die fasces gebundenen Äxten trugen freilich weder meine Söhne noch ihre Liktoren Waffen, und die galatischen Reiter waren für ein paar Tage Urlaub in Alexandria geblieben.
    Deshalb mußten meine Söhne und ihre Liktoren sterben. Königin Kleopatra handelte sofort. Sie befahl ihrem Feldherrn Achillas, die römischen Legionäre einzuschließen und die Zenturionen in Ketten zu legen. Meine Söhne erhielten ein Staatsbegräbnis, ihre Asche wurde in kostbare kleine Urnen gefüllt, wie ich sie noch nie gesehen habe. Kleopatra schickte mir die Asche meiner Söhne und die gabinianischen Aufrührer nach Antiochia, zusammen mit einem Brief, in dem sie die volle Verantwortung für den tragischen Vorfall übernahm. Sie erwarte meine Entscheidung, schrieb sie, wie mit Ägypten zu

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