Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
Ptolemaios Auletes. Seine älteste noch lebende Tochter Kleopatra bestieg mit siebzehn Jahren den Thron. Da der Thron zwar in weiblicher Linie vererbt wird, jedoch nicht von einer Frau allein besetzt werden kann, mußte sie ein Mitglied der engeren Familie heiraten — einen Bruder, Vetter ersten Grades oder Onkel. Dadurch bleibt das königliche Blut rein, obwohl nicht der geringste Zweifel daran bestehen kann, daß Kleopatras Blut nicht rein ist. Ihre Mutter war die Tochter König Mithridates’ von Pontus, die Mutter ihrer jüngeren Schwester und ihrer beidenjüngeren Brüder dagegen war die Halbschwester des Ptolemaios Auletes.
    Ach, ich muß mich zwingen, bei der Sache zu bleiben! Vielleicht sollte ich mir einfach alles von der Seele reden, denn hier habe ich keinen Ansprechpartner von geeignetem Rang oder einen Anhänger der boni, der mir zuhören könnte. Du dagegen bist der Vater meiner geliebten Frau, mein Freund seit ewigen Zeiten und der erste, dem ich diese schreckliche Nachricht mitteile.
    Als ich in Antiochia eintraf, jagte ich als erstes den jungen Gaius Cassius Longinus weg — einen äußerst arroganten und eingebildeten jungen Schnösel. Kannst Du Dir vorstellen, daß er doch glatt die Frechheit hatte, dasselbe zu tun wie Lucius Piso am Ende seiner Statthalterschaft in Makedonien? Er hat seine Armee ausbezahlt! Und zwar mit der Begründung, daß der Senat ihn als Statthalter bestätigt habe, indem er keinen Ersatz für Marcus Crassus geschickt hätte, und er, Cassius, demzufolge mit sämtlichen Rechten, Vorrechten und Vergünstigungen eines Statthalters ausgestattet sei! Jawohl, Cassius hat die Männer seiner beiden Legionen ausbezahlt und entlassen und ist dann mit der gesamten Beute von Marcus Crassus getürmt — einschließlich des Goldes aus dem großen Tempel von Jerusalem und der Statue aus massivem Gold der Atargatis aus deren Tempel in Bambyce.
    Trotz der wachsenden Bedrohung durch die Parther (Cassius hat zwar Pacorus, den Sohn des parthischen Königs Orodes, in einen Hinterhalt gelockt und besiegt, doch die Parther zogen sich nur für kurze Zeit zurück) hatte ich nur die eine Legion, die ich aus Italia mitbrachte, und was das für ein jämmerlicher Haufen ist, weißt Du selbst. Dank Pompeius’ Gesetz, demzufolge alle Männer zwischen siebzehn und vierzig eine Zeitlang in der Armee dienen müssen, konnte Caesar wie verrückt rekrutieren, und aus Gründen, die ich absolut nicht nachvollziehen kann, zogen sämtliche Zwangsverpflichteten den Dienst unter Caesar dem unter Bibulus vor. Ich mußte einigen Druck ausüben, um überhaupt eine Legion zusammenzubringen, und entsprechend gering ist die Lust der Soldaten, gegen die Parther zu kämpfen.
    Ich beschloß deshalb, daß die vorläufig beste Taktik darin bestünde, das Partherreich von innen zu unterminieren. Also kaufte ich einen parthischen Adligen namens Ornadapates und veranlagte ihn, gegenüber König Orodes anzudeuten, daß sich dessen geliebter Sohn des Thrones bemächtigen wolle. Wie ich kürzlich erfuhr, ging mein Plan tatsächlich auf. Orodes ließ Pacorus hinrichten. Auf Umsturzversuche von Familienangehörigen reagieren die Könige des Ostens sehr empfindlich.
    Doch solange ich nicht wußte, ob meine List gelingen würde, verursachte mir der Umstand, daß ich über keine vernünftige Armee zum Schutz meiner Provinz verfügte, unausgesetzt rasende Kopfschmerzen, Schließlich machte der idumäische Prinz Antipater, ein Mann von hohem Rang und Ansehen amjüdischen Hof von Hyrcanus, den Vorschlag ich solle jene Legion zurückrufen, die Aulus Gabinius nach der Wiedereinsetzung des Ptolemaios Auletes in Ägypten zurückgelassen habe; die Legionäre seien seinerzeit mit Flaccus und Pimbria nach Osten gezogen, um im Auftrag Carbos und Cinnas gegen Mithridates zu kämpfen. Die damals Siebzehnjährigen hätten vierunddreißig Jahre lang unter Fimbria, Sulla, Murena, Lucullus, Pompeius und Gabinius gedient und seien mit ihren einundfünfzig Jahren keineswegs zu alt zum Kämpfen, zumal angesichts ihrer großen Kriegserfahrung. Sie lebten in geregelten Verhältnissen außerhalb Alexandrias, wären jedoch nicht Eigentum Ägyptens, sondern nach wie vor Römer und noch immer dem römischen Adler unterstellt.
    Ich verlieh also im Februar diesen Jahres meinen Söhnen Marcus und Gnaeus ein proprätorisches Imperium und schickte sie nach Alexandria, wo sie von Königin Kleopatra, deren Mann und Bruder Ptolemaios XIII. erst neun Jahre alt ist, die

Weitere Kostenlose Bücher