MoR 05 - Rubikon
verfahren sei. Was immer ich wünsche, werde geschehen, auch wenn dies ihre eigene Verhaftung einschließe. Zum Schluß schrieb sie noch, die Legionäre seien auf Schiffe verladen worden und würden bald in Antiochia eintreffen.
Ich schickte der Königin die Zenturionen zurück, mit der Begründung, sie könne in diesem fall im Unterschied zu mir ein unvoreingenommenes Urteil fällen. Sie selbst sprach ich von jeder bösen Absicht frei. Ich glaube, sie ließ die beiden ranghöchsten Zenturionen hinrichten, und Achillas steckte die übrigen heimlich zur Verstärkung in die ägyptische Armee. Die Legionäre trafen wie versprochen in Antiochia ein, wo ich sie strenger römischer Militärdisziplin unterwarf. Königin Kleopatra hatte auf eigene Kosten zusätzliche Schiffe angeheuert und Frauen, Kinder und Besitz der Männer nachgeschickt, und nach reiflicher Überlegung kam ich zu dem Schluß, daß es klug sei, den Legionären zu gestatten, mit ihren ägyptischen Familien zusammenzuleben. Nicht daß ich Mitleid mit ihnen hätte, aber meine Söhne sind tot, und ich bin kein Lucullus.
Was Rom betrifft, Cato, halte ich es für nutzlos, im Senat weiterhin gegen Curio anzukämpfen. Je länger die Schlacht dort dauert, desto besser wird sein Ruf außerhalb des Senats und bei den Rittern, auf deren Unterstützung wir dringend angewiesen sind. Deshalb halte ich es für klüger, wenn die boni eine Vertagung der Debatte über Caesars Provinzen beschließen, und zwar so lange, bis Plebs und Volk Curios heldenhaftes Auftreten vergessen haben. Verschiebt also die Debatte über Caesars Provinzen auf die Iden des November. Zwar wird Curio auch dann gegen Euch stimmen und sein Veto einlegen, aber einen Monat später scheidet er aus dem Amt, und Caesar wird nie wieder einen Volkstribunen bekommen, der Gaius Scribonius Curio ebenbürtig wäre. Im Dezember verliert Caesar dann sein Imperium, und wir können ihn umgehend durch Lucius Ahenobarbus ablösen lassen. Alles, was Curio dann für ihn erreicht hätte, wäre ein Aufschub des Unvermeidlichen. Ich habe keine Angst vor Caesar. Er ist ein durch und durch verfassungstreuer Mann, kein notorischer Gesetzesbrecher wie Sulla. Ich weiß, daß Du darüber anderer Meinung bist, doch ich war als Ädil, Prätor und Konsul Caesars Kollege, und er ist ein sehr mutiger Mann, aber zugleich muß für ihn alles seine Ordnung haben.
Jetzt geht es mir schon besser. Ein Problem zu haben, über das man nachdenken kann, ist eine Art Schmerzmittel gegen den Kummer. Wenn ich Dir schreibe und Dich im Geist vor mir sehe, fühle ich mich schon getröstet. Aber ich muß noch dieses Jahr nach Hause zurückkehren, Cato! Beim Gedanken, der Senat könnte meine Statthalterschaft verlängern, packt mich das kalte Grausen. Syrien bringt mir kein Glück, und mir schwant Schlimmes. Meinen Spionen zufolge werden die Parther im Sommer wiederkommen, aber wenn ich abgelöst werde, bin ich noch vorher weg. Ich muß weg sein!
Obwohl ich Cicero weder mag noch schätze, fühle ich doch mit ihm, der dieselbe Tortur durchmacht. Zwei widerwilligere Statthalter als Cicero und mich lassen sich schwerlich denken. Obwohl er wenigstens einen Feldzug führen konnte, an dem er durch den Verkauf von Sklaven zwölf Millionen verdient hat. Mir dagegen trug unser gemeinsamer Feldzug im Amanus-Gebirge sechs Ziegen, zehn Schafe und so fürchterliche Kopfschmerzen ein, daß ich weder aus noch ein wußte. Cicero hat Pomptinus heimkehren lassen, und wenn seine Statthalterschaft nicht schriftlich verlängert wird, will er am letzten Tag des Quinctilis ebenfalls abreisen, egal, ob er einen Nachfolger hat oder nicht. Gut möglich, daß ich seinem Beispiel folge. Ich fürchte zwar nicht, daß Caesar die Monarchie anstrebt, aber ich will im Senat sicherstellen, daß ihm verboten wird, nächstes Jahr in absentia für das Konsulat zu kandidieren. Und ich werde ihn wegen maiestas anklagen, darauf kannst Du Dich verlassen.
Als Brutus’ Onkel und Servilias Bruder — ja, ich weiß, Halbbruder! — solltest Du meiner Meinung nach eine der Geschichten erfahren, von denen Cicero in seinen Briefen nach Hause an Atticus, Caelius und weiß der Himmel wen so eifrig berichtet. Du kennst bestimmt diesen widerwärtigen Publius Vedius, einen Ritter, der so vulgär wie reich ist. Jedenfalls begegnete Cicero ihm auf einer Straße in Kilikien an der Spitze eines absonderlichen, geschmacklosen Zuges, zu dem unter anderem zwei von Wildeseln gezogene Streitwagen
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