MoR 05 - Rubikon
gehörten; in dem einen saß ein hundsgesichtiger Pavian, den man mit festlicher Frauenkleidung herausgeputzt hatte — welch ungeheure Schande für Rom. Kurz und gut, aufgrund einer Reihe von Vorfällen, mit denen ich Dich nicht weiter langweilen will, wurde Vedius ’ Gepäck durchsucht, und dabei kamen Bilder von fünf in ganz Rom bekannten jungen, adligen Damen zutage, alle mit überaus blasierten Kerlen verheiratet; unter ihnen waren auch die Frau des Manius Lepidus und eine von Brutus ’ Schwestern. Ich vermute, Cicero meint Junia Prima, die Frau des Vatia Isauricus, denn Junia Secunda ist ja mit Marcus Lepidus verheiratet. Es sei denn — was natürlich ebensogut möglich ist —, Vedius wollte Lepidus Hörner aufsetzen. Ich überlasse es Dir, was Du in dieser Sache unternimmst, aber ich gebe zu bedenken, daß sie schon bald in ganz Rom bekannt sein dürfte. Vielleicht sprichst Du mit Brutus, und er könnte mit Servilia sprechen. Sie sollte davon wissen.
Es geht mir jetzt wirklich besser. Zum ersten Mal habe ich ein paar Stunden nicht geweint. Benachrichtige bitte alle Betroffenen vom Tod meiner Söhne, vor allem ihre Mutter Domitia, es wird ihr das Herz brechen. Sage es auch den beiden Porcias, Ahenobarbus’ Frau und meiner eigenen, und Brutus.
Paß auf Dich auf, Cato. Ich kann es kaum erwarten, wieder Dein liebes Gesicht zu sehen.
Als Cato etwa die Hälfte von Bibulus’ Brief gelesen hatte, beschlich ihn eine seltsame Angst, deren Ursache er jedoch nur so weit bestimmen konnte, als daß sie etwas mit Caesar zu tun hatte. Caesar, Caesar, immer wieder Caesar! Ein Mann, dessen Glück geradezu sprichwörtlich war, der nie einen Fehler machte. Was hatte Catulus einmal gesagt? Daß Caesar wie Odysseus war, daß er so hell leuchtete, daß sich alle, die mit ihm in Berührung kämen, verbrannten. Man rang ihn nieder, und im nächsten Augenblick wuchs er wieder aus dem Boden wie der auf dem Feld des Todes ausgesäte Zahn eines Drachens. Jetzt hatte Bibulus also seine beiden ältesten Söhne verloren. Syrien brachte ihm, wie er sagte, kein Glück. Konnte das sein? Nein!
Cato rollte den Brief zusammen, verscheuchte seine unguten Gedanken und ließ Brutus rufen. Sollte doch Brutus sehen, wie er mit der Treulosigkeit seiner Schwester, dem Zorn seiner Mutter und dem Kummer von Catos Tochter fertig wurde. Ihm lagen solche Dinge. Man sah ihn auf jeder Beerdigung; er hatte ein Händchen für Beileidsbekundungen.
Also ging Brutus, sich seiner Rolle als Überbringer schlechter Nachrichten kläglich bewußt, zum Haus des Marcus Calpurnius Bibulus. Zuvor hatte er noch mit seiner Mutter gesprochen. Als Servilia erfahren hatte, was für ein ungezogenes Mädchen Junia war, hatte sie nur mit den Achseln gezuckt und gesagt, Junia sei alt genug, um ihr eigenes Leben zu führen. Als sie jedoch erfuhr, wer der Mann war, mit dem Junia herumschäkerte, machte sie einen Satz höher als der Ararat. Ein Wurm wie Publius Vedius? Sie brüllte und kreischte, trommelte mit den Absätzen auf den Boden, knirschte mit den Zähnen und fluchte schlimmer als der niedrigste Hafenarbeiter Roms! So ungeheuer war ihre Empörung, daß Brutus die Flucht ergriff und es Servilia überließ, ihre Tochter im Haus des Vatia Isauricus zur Rede zu stellen. Denn in Servilias Augen bestand das Verbrechen nicht im Ehebruch, sondern im Verlust von dignitas. Junia war immerhin von vornehmster Abstammung, da ließ man sich doch nicht mit einer Kröte wie Vedius ein.
Brutus klopfte an die Tür und wurde von Bibulus’ Verwalter eingelassen, dessen Hochnäsigkeit noch die seines Herrn übertraf. Als Brutus nach der Hausherrin Porcia fragte, musterte der Verwalter ihn herablassend und zeigte stumm Richtung Säulengarten. Dann schritt er davon, wie um zu sagen, daß er mit der ganzen Sache nichts zu tun haben wolle.
Brutus hatte Porcia seit ihrer Hochzeit zwei Jahre zuvor nicht mehr gesehen. Zwar hatte er Bibulus oft besucht, doch war dessen Frau ihm dabei nie begegnet. Die Ehen mit zwei Domitias, Frauen, die Caesar verführt hatte, weil er Bibulus haßte, hatten es Bibulus ausgetrieben, seine Frau zum Essen einzuladen, wenn er männliche Gäste hatte, auch wenn es sich dabei um einen Vetter ersten Grades seiner Frau handelte oder der Besucher einen so untadeligen Ruf wie Brutus hatte.
Als Brutus sich dem Säulengarten näherte, hörte er Porcias lautes, wieherndes Lachen und das helle Lachen eines Kindes. Die beiden rannten hintereinander durch den Garten,
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