MoR 05 - Rubikon
der Zunge über die Lippen. »Es wird Bürgerkrieg geben«, wiederholte er langsam. »Ich hätte nicht gedacht, daß es dazu kommt. Ich hätte — wirklich — nicht...« Er straffte sich. »Wo ist Caesar? Wie viele Legionen hat er in Gallia Cisalpina? Wie weit ist er bis jetzt vorgerückt?«
»Er hat eine Legion und ist noch gar nicht vorgerückt«, sagte Cato.
»Noch nicht vorgerückt? Und — welche Legion?«
»Die Dreizehnte. Sie ist in Tergeste.«
»Dann — dann — was ist denn passiert? Warum seid ihr hier? Mit einer Legion marschiert Caesar nicht nach Rom!«
»Das glauben wir auch nicht«, sagte Cato. »Deshalb sind wir hier. Um ihn vom endgültigen Hochverrat abzuhalten, dem Marsch auf Rom. Unser Erster Konsul wird Caesar mitteilen, welche Schritte unternommen wurden, und das ist hoffentlich das Ende der ganzen Sache. Wir kommen ihm zuvor.«
»Aha, verstehe«, sagte Pompeius. Er gab Marcellus das Schwert zurück. »Ich danke dir und weiß die Bedeutung dieser Geste zu schätzen, aber ich habe mein eigenes Schwert, und es ist stets bereit, Rom zu verteidigen. Die beiden Legionen in Capua übernehme ich gern, aber ist es wirklich schon nötig, mit der Rekrutierung zu beginnen?«
»Auf jeden Fall«, sagte Marcellus entschieden. »Caesar muß merken, daß wir es ernst meinen.«
Pompeius schluckte. »Und der Senat?« fragte er.
»Der Senat tut, was ihm gesagt wird«, erklärte Ahenobarbus.
»Aber daß ihr zu mir kommt, hat er abgesegnet.«
»Selbstverständlich«, log Marcellus.
Es war der zweite Tag des Dezember.
Am dritten Tag des Dezember erfuhr Curio, was sich in Pompeius’ Villa abgespielt hatte, und kehrte empört in den Senat zurück. Mit Antonius’ tatkräftiger Unterstützung beschuldigte er Marcellus den Älteren des Hochverrats und appellierte an die eingeschriebenen Väter, sich hinter ihn, Curio, zu stellen und zur Kenntnis zu nehmen, daß Caesar kein Unrecht begangen hatte, daß mit Ausnahme der Dreizehnten in Gallia Cisalpina keine Legion in Italia stationiert war und daß die ganze Krise arglistig von höchstens sieben boni und Pompeius eingefädelt worden war.
Doch viele Senatoren waren der Sitzung ferngeblieben, und die wenigen, die gekommen waren, wirkten so verdattert und verwirrt, daß sie zu keinerlei Reaktion, geschweige denn einer vernünftigen Entscheidung imstande waren. Curio und Antonius kamen keinen Schritt weiter.
Am sechsten Tag des Dezember traf Aulus Hirtius in Rom ein. Caesar hatte ihn beauftragt festzustellen, ob noch etwas zu retten war. Doch als Curio und Antonius ihm von der Übergabe des Schwertes an Pompeius berichteten, gab Hirtius jede Hoffnung auf. Balbus hatte für den nächsten Morgen ein Treffen zwischen Hirtius und Pompeius arrangiert, doch Hirtius ging nicht mehr hin.
Wozu, fragte er sich, wenn Pompeius das Schwert bereits angenommen hatte? Er kehrte besser sofort nach Ravenna zurück und berichtete Caesar persönlich von den Ereignissen, über die dieser sonst nur aus Briefen erfuhr.
Pompeius wartete am Morgen des siebten Dezember nicht lange auf Hirtius; bereits am frühen Vormittag machte er sich auf den Weg nach Capua, um die Sechste und die Dreizehnte zu inspizieren.
Der letzte Tag von Curios denkwürdigem Volkstribunat war der neunte Dezember. Erschöpft sprach er noch einmal vor dem Senat — wieder vergeblich —, bevor er am Abend nach Ravenna zu Caesar aufbrach. Den Stab des Volkstribunen hatte er dem als wenig tüchtig geltenden Marcus Antonius übergeben.
Cicero war Ende November in Brundisium eingetroffen, wo ihn Terentia bereits erwartete. Ihr Kommen überraschte ihn nicht, hatte sie doch einiges gutzumachen. Tullia hatte mit ihrem Einverständnis Dolabella geheiratet, eine Heirat, der sich Cicero entschieden widersetzt hatte. Er wollte seine Tochter mit Tiberius Claudius Nero verheiraten, einem hochmütigen, jungen patrizischen Senator von beschränktem Verstand und ohne Charme.
Das Mißvergnügen des großen Anwalts wurde durch seine Sorge um Tiro noch vergrößert, seinen geliebten Sekretär, den er krank in Patrae hatte zurücklassen müssen. Zu allem Überfluß erfuhr er nun auch noch, daß Cato für Bibulus einen Triumphmarsch beantragt und anschließend dagegen gestimmt hatte, auch Cicero diese Ehre zuteil werden zu lassen.
»Wie konnte Cato das wagen!« sagte Cicero wutschnaubend zu seiner Frau. »Bibulus hat sein Haus in Antiochia nie verlassen, während ich Schlachten geschlagen habe!«
»Ja, Schatz«, sagte Terentia
Weitere Kostenlose Bücher