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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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ein Ort, an dem etwas Schreckliches passieren würde. Die Menschen dachten nur noch an sich und ihre kleinlichen Ziele, nicht mehr an Rom. Das galt auch für Cato. Caesar zu stürzen war das einzige , was für ihn zählte.
    Er nahm Porcias Hand, küßte sie und ging.

    An den Kalenden des Dezember berief Gaius Scribonius Curio den Senat zu einer Sitzung ein. Gaius Marcellus der Ältere war in diesem Monat Inhaber der fasces , was, wie Curio wußte, von Nachteil war: Da Pompeius in seiner Villa auf dem Marsfeld weilte, wurde die Versammlung in seiner Curia abgehalten, einem Ort, der Curio überhaupt nicht zusagte. Hoffentlich gewinnt Caesar, dachte er, als die Sitzung eröffnet wurde; Caesar wäre wenigstens bereit, die Curia Hostilia wieder aufzubauen.
    »Ich will es kurz machen«, sagte er zu den versammelten Senatoren. »Ich bin das ergebnislose Hin und Her genauso leid wie ihr. Aber solange ich im Amt bin, werde ich weiter jedesmal mein Veto einlegen, wenn der Senat Maßnahmen gegen Gaius Julius Caesar ergreifen will, die nicht gleichzeitig für Gnaeus Pompeius Magnus gelten. Deshalb werde ich jetzt einen Antrag stellen und darauf bestehen, daß darüber abgestimmt wird. Wenn Gaius Marcellus versucht, mich daran zu hindern, verfahre ich so mit ihm, wie es Volkstribunen tun, die an der Ausübung ihrer Pflichten gehindert werden — ich lasse ihn vom Tarpejischen Felsen stürzen. Und das meine ich ernst! Jedes Wort! Wenn ich zu meiner Hilfe die Hälfte der Plebs aufrufen muß — die sich übrigens draußen im Säulengarten versammelt hat, eingeschriebene Väter —, werde ich das tun! Laß dir das eine Warnung sein, Zweiter Konsul! Ich will, daß das Haus über meinen Antrag abstimmt.«
    Marcellus saß mit zusammengepreßten Lippen auf seinem Amtsstuhl und schwieg. Curio machte nur von seinen Rechten Gebrauch. Die Abstimmung würde sich nicht verhindern lassen.
    »Ich beantrage«, sagte Curio, »daß Gaius Julius Caesar und Gnaeus Pompeius Magnus ihre Imperien, Provinzen und Armeen genau zur selben Zeit abgeben. Alle, die dafür sind, gehen bitte auf die rechte Seite des Gangs, wer dagegen ist, geht nach links.«
    Das Ergebnis war überwältigend. Dreihundertsiebzig Senatoren stellten sich auf die rechte Seite, nur zweiundzwanzig auf die linke. Zu ihnen gehörten Pompeius, Metellus Scipio, die drei Marcelli, der künftige Konsul Lentulus Crus (eine Überraschung), Ahenobarbus, Cato, Marcus Favonius, Varro, Pontius Aquila (eine weitere Überraschung, da nicht bekannt war, daß er Servilias Liebhaber war) und Gaius Cassius.
    »Der Entschluß ist gefaßt, Zweiter Konsul«, rief Curio. »Sorge dafür, daß er ausgeführt wird!«
    Marcellus stand auf und gab seinen Liktoren ein Zeichen. »Die Sitzung ist geschlossen«, sagte er knapp und verließ den Saal.
    Der Entschluß sollte freilich nie ausgeführt werden. Während Curio auf dem Forum zu einer begeisterten Menge sprach, rief Gaius Marcellus den Senat zu einer Sitzung im Saturn-Tempel in unmittelbarer Nähe der rostra , auf der Curio stand.
    Er hielt eine Schriftrolle in der Hand. »Ich habe hier eine Nachricht der Duumvirn von Placentia, eingeschriebene Väter«, verkündete er laut. »Sie teilen darin dem Senat und dem Volk von Rom mit, daß Gaius Julius Caesar soeben in Placentia eingetroffen ist und vier seiner Legionen mitgebracht hat. Er muß gestoppt werden! Er ist drauf und dran, nach Rom zu marschieren, die Duumvirn haben ihn das sagen hören! Er denkt nicht daran, seine Armee abzugeben, und er will mit dieser Armee Rom erobern! In genau diesem Moment bereitet er die vier Veteranenlegionen auf den Einmarsch nach Italia vor!«
    Ungeheurer Tumult folgte auf seine Worte. Stühle kippten um, als die Männer aufsprangen. Einige der Hinterbänkler flohen überstürzt aus dem Tempel, andere wie Marcus Antonius fingen an zu brüllen, daß alles gelogen sei, zwei hochbetagte Senatoren fielen in Ohnmacht, und Cato schrie pausenlos, daß Caesar gestoppt werden müsse!
    Mitten in dieses Chaos platzte Curio. Seine Brust hob und senkte sich vor Anstrengung, so schnell war er über das untere Forum und die vielen Stufen zum Tempel hinauf gerannt.
    »Das ist eine Lüge!« brüllte er. »Senatoren, überlegt doch! Caesar ist in Gallia Transalpina, nicht in Placentia, und es sind auch keine Legionen in Placentia! Selbst die Dreizehnte ist nicht in Gallia Cisalpina, sondern bei Tergeste in Illyricum!« Er fuhr zu Marcellus herum. »Du gewissenloser, unverschämter Lügner,

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