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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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ist es einfacher, über alles nachzudenken. Denn wir dürfen nicht zulassen, daß Italia ein weiteres Mal bluten muß, Cicero. Der Krieg gegen Caesar darf nicht auf italischem Boden stattfinden, er muß im Ausland ausgetragen werden, in Griechenland zum Beispiel oder in Makedonien, jedenfalls irgendwo im Osten. Der gesamte Osten gehört zu meiner Klientel, und ich kann überall Hilfe bekommen, von Actium bis Antiochia. Außerdem kann ich meine spanischen Legionen direkt von Spanien dorthin verlegen, ohne daß sie italischen Boden betreten müßten. Caesar hat jetzt noch neun Legionen plus etwa zweiundzwanzig Kohorten mit neuen Rekruten von jenseits des Padus. Ich habe sieben Legionen in den spanischen Provinzen, zwei Legionen in Capua und so viele Kohorten, wie ich jetzt noch rekrutieren kann. Zwei Legionen stehen in Makedonien, drei in Syrien, eine in Kilikien und eine in der Provinz Asia. Außerdem kann ich bei Deiotarus von Galatien und bei Ariobarzanes von Kappadokien Truppen anfordern. Notfalls fordere ich auch eine Armee aus Ägypten an und lasse zusätzlich die afrikanische Legion herüberkommen. Insgesamt habe ich damit über sechzehn römische Legionen, zehntausend ausländische Soldaten und — na ja, sechs-- oder siebentausend Reiter.«
    Cicero sah ihn bestürzt an. »Magnus, du kannst doch angesichts der Bedrohung durch die Parther keine Legionen aus Syrien abziehen!«
    »Meinen Informanten zufolge stellen die Parther zur Zeit keine Gefahr dar, Cicero. Orodes hat selbst Probleme in seinem Land. Er hätte den Surenas und später Pacorus nicht hinrichten lassen dürfen. Pacorus war immerhin sein Sohn.«
    »Aber — aber solltest du nicht zuerst versuchen, dich mit Caesar zu versöhnen? Aus Balbus’ Brief weiß ich, daß er verzweifelt versucht, eine militärische Auseinandersetzung abzuwenden.«
    »Ach was!« sagte Pompeius höhnisch. »Du hast überhaupt keine Ahnung, Cicero! Balbus hat mich gebeten, doch ja nicht schon im Morgengrauen der Nonen nach Kampanien aufzubrechen, denn Aulus Hirtius, von Caesar geschickt, wolle mich sprechen. Also warte ich und warte, bis ich schließlich herausfinde, daß Hirtius schon wieder auf dem Weg nach Ravenna zu Caesar ist und gar nicht versucht hat, die Verabredung mit mir einzuhalten!
    Daran sieht man, wieviel Caesar am Frieden liegt, Cicero! Was Balbus sagt, ist doch alles nur Fassade. Ich sage dir ganz offen, Caesar will den Bürgerkrieg, und nichts wird ihn davon abhalten. Ich aber habe einen Entschluß gefaßt. Ich werde den Bürgerkrieg nicht auf italischem Boden austragen, sondern in Griechenland oder Makedonien.«
    Aber, dachte Cicero später, als er einen Brief an Atticus in Rom schrieb, nicht Caesar will den Bürgerkrieg — oder zumindest nicht er allein. Magnus ist ganz versessen darauf und glaubt, alles sei vergeben und vergessen, wenn er dafür sorgt, daß der Bürgerkrieg nicht auf italischem Boden ausgetragen wird. Das ist seine Lösung.

    Ciceros Gespräch mit Pompeius fand am zehnten Tag des Dezember statt. Am selben Tag trat Marcus Antonius sein Amt als Volkstribun an und bewies sogleich, daß er schlagfertig und ein genauso fähiger Redner war wie sein Großvater, der Orator. Er hielt eine so gewaltige Rede darüber, wie der Zweite Konsul Pompeius widerrechtlich das Schwert angeboten hatte, daß sogar Cato verstummte.
    »Ferner«, donnerte Marcus Antonius, »hat Gaius Julius Caesar mich ermächtigt, euch zu sagen, daß er jederzeit auf die beiden gallischen Provinzen jenseits der Alpen und sechs seiner Legionen verzichtet, wenn das Haus ihm gestattet, Gallia Cisalpina, Illyricum und zwei Legionen zu behalten.«
    »Das sind insgesamt nur acht Legionen, Marcus Antonius«, sagte Marcellus der Ältere. »Was ist mit der Neunten und den zweiundzwanzig Rekrutenkohorten?«
    »Die Neunte Legion, die jetzt noch die Vierzehnte ist, wird sich auflösen, Gaius Marcellus. Caesar übergibt keine unterbesetzten Legionen, und zur Zeit sind all seine Legionen deutlich unterbesetzt. Eine Legion und die zweiundzwanzig Kohorten werden in die acht anderen Legionen eingegliedert.«
    Es war eine einleuchtende Antwort, aber eine Antwort auf eine irrelevante Frage, da Gaius Marcellus und die beiden designierten Konsuln gar nicht beabsichtigten, über Antonius’ Vorschlag abstimmen zu lassen. Außerdem war das Haus nicht beschlußfähig, weil so viele Senatoren fehlten; einige hatten Rom bereits in Richtung Kampanien verlassen, andere versuchten verzweifelt, ihr Vermögen

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