MoR 05 - Rubikon
Stellvertreter mit, außerdem noch Pollio.«
»Jawohl, Caesar!«
»Alle genannten Befehlshaber sind Träger eines proprätorischen Imperiums.« Caesar nickte kurz. »Das ist alles. Ihr könnt gehen.«
Curio eilte nach Hause auf den Palatin, wo er seit fünf Tagen wieder wohnte, da er nicht wie Caesar auf dem Marsfeld vor der Stadt bleiben mußte. Übermütig wirbelte er Fulvia herum und küßte sie.
»Fulvia! Ich habe ein eigenes Kommando bekommen!«
»Erzähle!«
»Ich gehe mit vier Legionen nach Sizilien und von dort nach Africa! Vier Legionen, stell dir vor! Ich führe selbst Krieg. Und ich bin Proprätor, Fulvia, mit sechs Liktoren! Caninius Rebilus, der Veteran aus Gallien, ist mein Stellvertreter. Ich bin sein Vorgesetzter. Pollio habe ich auch dabei! Ist das nicht wunderbar?«
Fulvia, die ihn bei allem, was er tat, von ganzem Herzen unterstützte, strahlte, nahm ihn in die Arme und kiißte ihn überall auf sein sommersprossiges Gesicht. »Mein Mann ist Proprätor!« jubelte sie. »Ich freue mich so für dich, Curio!« Dann wurde sie plötzlich ernst. »Heißt das, du mußt gleich wieder los? Wann wird dir das Imperium übertragen?«
»Ich weiß nicht, ob es mir überhaupt förmlich übertragen wird«, sagte Curio unbekümmert. »Caesar hat uns allen proprätorischen Status verliehen, aber genaugenommen hat er dazu gar kein Recht. Ich schätze, wir werden warten müssen, bis die entsprechenden Beschlüsse gefaßt sind.«
Fulvia sah ihn aufmerksam an. »Er will die Diktatur.«
»Ja.« Curio runzelte die Stirn. »Es war die erstaunlichste Besprechung, die ich je erlebt habe. Er saß einfach da und verteilte die Aufgaben. Der Mann ist wirklich ein Phänomen. Er weiß genau, daß er nicht das geringste Recht hat, irgend jemanden zu irgend etwas zu ernennen. Die zehn Jahre in Gallien als absoluter Herrscher haben ihn wahrscheinlich geändert — andererseits ist er der geborene Diktator. Wie lange er wohl schon darauf hinaus will? Ich verstehe nur nicht, wie er es so lange verbergen konnte. Ich weiß zwar noch, daß er mich als Konsul immer wieder verärgert hat — ich fand, daß er sich wie ein König aufführte! Aber in Wirklichkeit hielt ich ihn damals für eine Marionette von Pompeius. Jetzt weiß ich, daß er das nie war.«
»Dafür war mein Clodius eine Marionette; es würde ihm sicher nichts ausmachen, wenn er mich das sagen hörte.«
»Gegen Caesar kommt niemand an. Er wird Diktator werden, ohne römisches Blut zu vergießen. Er ist in voller Rüstung dem Haupt des Zeus entsprungen.«
»Der nächste Sulla.«
»Nein!« Curio schüttelte entschieden den Kopf. »Er ist nicht wie Sulla. Er hat nicht Sullas Schwächen.«
»Aber kannst du unter jemandem dienen, der als Autokrat über Rom herrschen will?«
»Ich glaube schon, hauptsächlich, weil er so ungeheure Fähigkeiten besitzt. Rom muß von Caesar regiert werden. Aber Caesar ist einzigartig — nach ihm darf keiner mehr herrschen wie er.«
»Was für ein Glück, daß er keinen Sohn hat!«
»Auch kein anderer aus seiner Familie kann jemals seinen Platz einnehmen.«
In der feuchten und schattigen Senke des Forum Romanum stand die Residenz des Pontifex Maximus, ein großer, düsterer Bau ohne architektonische Schönheit. Jetzt, im Winter, war das Atrium zu kalt, um sich dort aufzuhalten, doch das Zimmer der Hausherrin wurde durch zwei Kohlenbecken angenehm erwärmt. Einst hatte hier Aurelia gewohnt, die Mutter des Pontifex Maximus. Die Wände waren damals nicht zu sehen gewesen vor lauter Fächern, Regalen, Büchern und Tafeln, doch dies alles war nun verschwunden. Die Wände zeigten wieder ihr mattes Karmesin und Purpur, und die vergoldeten Pilaster und Ornamente glänzten unter einer lila-- und goldbemalten Kassettendecke. Eutychus, der siebzigjährige Verwalter, hatte seine ganze Überredungskunst aufbringen müssen, um Calpurnia dazu zu bewegen, aus ihren Gemächern im Oberstock umzuziehen, und es war ihm nur unter Hinweis darauf gelungen, daß die Bediensteten inzwischen zu alt und schwach seien, um Treppen zu steigen. Also hatte Calpurnia vor fünf Jahren Aurelias Zimmer bezogen — inzwischen war Aurelias Gegenwart nur noch als unbestimmte Wärme fühlbar.
Calpurnia saß mit drei jungen Kätzchen im Schoß auf ihrem Stuhl, zwei davon getigert, eines schwarzweiß. Die Kätzchen schliefen.
»Wie tief sie schlafen«, sagte sie lächelnd zu ihren Besucherinnen. »Die Welt könnte untergehen, und sie würden einfach weiterträumen. Wir
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