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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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gemacht hatte.
    Angetan mit den prokonsularischen Insignien und der corona civica empfing Caesar die Ratsherren feierlich. Während der vielen Jahre in Gallia Transalpina war er nie in Massilia gewesen, und er hatte sich auch nie in die Angelegenheiten der Stadt eingemischt. Die Ratsherren musterten ihn kalt und arrogant.
    »Du hast kein Recht, hier zu sein«, sagte Philodemus, der Vorsitzende des Rates. »Massilia ist nur mit der rechtmäßigen Regierung Roms verbündet, das heißt mit Gnaeus Pompeius Magnus und den Männern, die du mit deinem Einmarsch zur Flucht gezwungen hast.«
    »Durch ihre Flucht haben sie ihre Rechte verwirkt, Philodemus«, entgegnete Caesar ruhig. »Ich bin die rechtmäßige Regierung Roms.«
    »Das bist du nicht!«
    »Willst du damit sagen, daß Massilia die Feinde Roms unterstützt — Gnaeus Pompeius und seine Verbündeten?«
    »Am liebsten würden wir überhaupt niemanden unterstützen, Caesar«, sagte Philodemus mit einem selbstgefälligen Lächeln. »Trotzdem haben wir Gesandte zu Gnaeus Pompeius nach Epirus geschickt, um ihm unsere Treue zu bekunden.«
    »Das war unklug und äußerst unverschämt!«
    »Wenn schon, du kannst nichts dagegen tun«, sagte Philodemus. »Massilia ist stark befestigt, du zwingst es nicht in die Knie.«
    »Fordere mich nicht heraus!« Caesar lächelte.
    »Tu, was du tun mußt, Caesar, aber laß Massilia in Frieden!«
    »Zuerst brauche ich die Zusicherung, daß Massilia neutral bleiben wird.«
    »Das wird es.«
    »Trotz der Gesandtschaft an Pompeius?«
    »Sie hatte taktische Gründe. Praktisch werden wir uns absolut neutral verhalten.«
    »Das will ich für Massilia hoffen, Philodemus. Wenn mir etwas anderes zu Ohren kommt, belagere ich die Stadt.«
    »Du kannst nicht eine Stadt mit einer Million Einwohnern belagern!« sagte Philodemus hochmütig. »Massilia ist nicht Uxellodunum und auch nicht Alesia!«
    »Je mehr hungrige Mäuler eine Stadt zu füttern hat, desto sicherer wird sie fallen. Du kennst wahrscheinlich die Geschichte des römischen Feldherrn, der eine Stadt in Spanien belagerte. Man schickte ihm Speisen zum Geschenk zusammen mit der Nachricht, daß die Stadt genügend Lebensmittel gelagert habe, um zehn Jahre auszuhalten. Der Feldherr dankte für die Auskunft und sagte in vollem Ernst, dann würde er die Stadt eben im elften Jahr einnehmen. Daraufhin kapitulierte die Stadt. Ich warne dich also, Philodemus: Verbündet euch nicht mit meinen Feinden!«
    Zwei Tage später traf Lucius Domitius Ahenobarbus mit einer Flotte und zwei Legionen etrurischer Soldaten vor Massilia ein. Er fand den Hafen mit einer schweren Kette versperrt, doch als er gerade wieder wegfahren wollte, holten die Massilioten die Kette ein und ließen ihn herein.
    Seufzend fügte sich Caesar darein, seine Drohung wahr zu machen und Massilia zu belagern. Da die Überquerung der winterlichen Pyrenäen für Pompeius’ Truppen genauso beschwerlich sein würde wie für seine und widrige Winde eine Überfahrt von Spanien nach Rom unmöglich machten, war diese Verzögerung für Caesar nicht so schlimm, wie man in Massilia glaubte.

    Seine Laune hob sich, als die Neunte, die Zehnte und die Elfte unter Gaius Trebonius und Decimus Brutus eintrafen.
    »Die Fünfte habe ich in einem stark befestigten Lager an der Icauna zurückgelassen«, sagte Trebonius. Er sah Caesar mit fast verträumter Zuneigung an. »Die Haeduer und die Arverner sind sehr gefügig und haben gute, römisch ausgebildete Krieger, falls die Fünfte Verstärkung braucht. Die Nachricht von deinem Sieg in Italia hat bei den gallischen Stämmen Resignation ausgelöst, und sogar die aufsässigen Bellovacer fügen sich. Ich bin überzeugt, daß Gallia Comata dieses Jahr keine Probleme machen wird.«
    »Das ist gut, denn ich kann nur die Fünfte dort lassen«, sagte Caesar. Er wandte sich an seinen anderen treuen Legaten. »Decimus, ich brauche eine gute Flotte, um Massilia zu bezwingen. Du bist der Fachmann. Soweit ich von meinem Vetter Lucius weiß, gibt es in Narbo ausgezeichnete Schiffbauer, die uns gerne einige Triremen verkaufen würden. Geh hin und schau, was wir kriegen können. Und bezahle großzügig!« Er lachte leise. »Kannst du dir vorstellen, daß Pompeius und die Konsuln vergessen haben, vor ihrer Flucht die Schatzkammer zu leeren?«
    Trebonius und Decimus Brutus starrten ihn mit offenen Mündern an.
    »Bei den Göttern!« rief Decimus Brutus, an den die Frage gerichtet war. »Ich wollte sowieso immer nur an deiner

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