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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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noch ihr Mann es gutheißen würden, daß sie an der Gesellschaft eines Tieres, sei es nun Hund, Katze oder Fisch, so viel Gefallen fand.
    Porcia entdeckte, daß sie weder mit ihrer Einsamkeit noch mit ihrer unerwiderten Liebe allein war, und sie hatte Mitleid mit Calpurnia. Auch Calpurnia hatte niemanden, der sie erfüllte und glücklich machte, nur ihre Katzen.
    »Du solltest ihm wenigstens schreiben«, beharrte Porcia.
    »Vielleicht.« Calpurnia rollte ein Kätzchen auf den Rücken und kraulte es am Bauch. »Aber auch das würde ihn stören, er ist so beschäftigt. Ich verstehe nichts davon und werde niemals etwas davon verstehen. Ich kann nur den Göttern opfern, daß sie ihn beschützen.«
    »Das tun wir alle für unsere Männer«, sagte Marcia.
    Der alte Eutychus trat mit dampfendem Glühwein und einer Platte Gebäck ein; nur er durfte bei der letzten noch lebenden Frau in der Domus Publica servieren.
    Calpurnia legte die Kätzchen in eine mit Lumpen gepolsterte Kiste zu ihrer Mutter zurück, die ihre grünen Augen weit aufriß und vorwurfsvoll auf Calpurnia richtete.
    »Das war nicht nett«, sagte Porcia. »Du hast den Frieden der Katzenmutter gestört.« Sie schnupperte an dem würzigen, süßen Wein und fragte sich, warum Bibulus’ Diener an kalten, nebligen Tagen wie diesem nicht auch auf so eine Idee kamen.
    Frieden! Alle drei Frauen dachten dasselbe.
    Calpurnia brach ein Stück des köstlich aussehenden Honigkuchens ab und trug es zum Schrein der Laren und Penaten hinüber.
    »Ihr Götter des Hauses«, betete sie, »schenkt uns Frieden!«
    »Schenkt uns Frieden!« beteten auch Marcia und Porcia.

VIII. Der Westen, Italia, Rom und der Osten
    6. April 49 v. Chr. bis 29. September 48 v. Chr.
    C aesar verließ Rom am fünften Tag des April. Da es in diesem Winter in den Alpen viel geschneit hatte, marschierte er mit seinen Legionen an der Küste entlang in die Provinz Gallia Narbonensis. Auf dieser kurvenreichen Strecke betrug die Entfernung nach Massilia eher sechshundert als fünfhundert Meilen. Am neunzehnten Tag des April traf er vor der Stadt ein.
    Er war froh gewesen, wieder marschieren zu können. Zu viele Jahre hatte er fern von Rom verbracht, und als er schließlich zurückgekehrt war, hatte er nur Schwierigkeiten vorgefunden. Die Stadt wurde so nachlässig regiert wie nie zuvor, die Wirtschaft lag darnieder, die Getreideversorgung war prekär. Die öffentlichen Gelder wurden gehortet statt ausgegeben, und wenn seine eigenen Bauvorhaben nicht gewesen wären, hätten die Handwerker Roms überhaupt nichts zu tun gehabt. Die Tempel waren heruntergekommen, das Straßenpflaster hatte Löcher, niemand regelte den chaotischen Verkehr, und in den zerfallenden Kornspeichern unterhalb des Aventin wimmelte es wahrscheinlich nur so von Ratten. Caesar wußte, daß Rom dringend eine starke Hand brauchte, andererseits verspürte er wenig Lust, selbst in der Stadt für Ordnung zu sorgen — eine undankbare Aufgabe, die eigentlich andere Beamte zu erledigen hatten. Und die Stadt Rom war noch das kleinste Problem im Vergleich zu Italia und zum ganzen Römischen Reich.
    Ihm war klar geworden, daß er kein Stadtmensch war; er zog es bei weitem vor, an der Spitze einer starken Armee zu marschieren. Zum Glück hatte es plausible Gründe gegeben, Rom zu verlassen: Er mußte so schnell wie möglich Pompeius’ Legionen in den spanischen Provinzen unschädlich machen.
    Massilia, die einzige große Stadt zwischen Rom und Spanien, lag an einem schönen Hafen vierzig Meilen östlich der Sümpfe um das Delta des Rhodanus. Gegründet von Griechen — die schon vor Jahrhunderten das Mittelmeer befahren hatten —, hatte sich die Stadt ihren griechischen Charakter und ihre Unabhängigkeit bewahrt. Massilia hatte zwar ein Bündnis mit Rom, besaß aber eine eigene Kriegsflotte und Armee (laut Bündnisvertrag nur zu Verteidigungszwecken) und herrschte über einen großen Teil des Hinterlandes, das die Versorgung mit Obst und Gemüse sicherte. Getreide mußte dagegen von der angrenzenden römischen Provinz gekauft werden. Die Einwohner der Stadt wachten eifersüchtig über ihre Unabhängigkeit, auch wenn sie es sich natürlich nicht leisten konnten, Rom vor den Kopf zu stoßen, den neuen Herrscher über die vormals griechische und phönizische Welt.
    Der Rat der Fünfzehn, der die Stadt regierte, begab sich zu Caesars Lager vor den Toren der Stadt, um bei dem Mann vorzusprechen, der Gallia Comata erobert und sich zum Herrn Italias

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