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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Frieden um jeden Preis, für die Delegation nach Makedonien meldeten sich keine Freiwilligen, und Lucius Metellus legte jedesmal sein Veto ein, wenn Caesar Geld verlangte.
    Am Morgen des vierten April überschritt Caesar das pomerium mit seinen zwölf Liktoren. Die Liktoren waren in ihre karmesinroten Togen gehüllt und trugen die Richtbeile in ihren Fasces — was innerhalb der geheiligten Stadtgrenze nur einem Diktator erlaubt war. Begleitet wurde Caesar vom Stadtprätor Lepidus und den beiden Volkstribunen Antonius und Cassius, beide in voller Rüstung und mit ihren Schwertern bewaffnet.
    Er marschierte geradewegs zum Tempel des Saturn, in dessen Gewölbe sich der Staatsschatz befand.
    »Los!« befahl er Lepidus.
    Lepidus hämmerte mit der Faust an das Portal und rief: »Öffnet dem Stadtprätor!«
    Der rechte Flügel ging auf, und ein Kopf wurde herausgestreckt. »Ja bitte?« fragte ein Mann, dem die Angst deutlich anzusehen war.
    »Gewähre uns Zugang, tribunus aerarius!«
    Aus dem Nichts tauchte plötzlich Lucius Metellus auf und stellte sich breitbeinig vor das Portal. »Gaius Julius Caesar, du befindest dich innerhalb des pomerium , damit bist du nicht mehr, wie du behauptest, Träger eines Imperiums!«
    Eine Menschenmenge lief zusammen und wuchs rasch an.
    »Gaius Julius Caesar, du bist nicht befugt, hier einzudringen und auch nur einen einzigen Sesterz zu entwenden!« brüllte Lucius Metellus, so laut er konnte. »Ich habe mein Veto dagegen eingelegt, daß du dich aus der Kasse des römischen Volkes bedienst, und ich tue es hiermit noch einmal. Kehre zum Marsfeld oder zur Residenz des Pontifex Maximus zurück, wohin immer du willst, ich werde dich nicht daran hindern. Hier kommst du nicht herein!«
    »Geh zur Seite, Metellus!« sagte Marcus Antonius.
    »Nein!«
    »Geh zur Seite!« wiederholte Antonius.
    Aber Metellus sprach nur mit Caesar, nicht mit Antonius. »Mit deiner Anwesenheit in der Stadt verstößt du gegen das Gesetz! Du bist kein Diktator, und du bist auch kein Prokonsul! Du bist bestenfalls ein privatus und ein Senator, vielleicht aber auch ein Staatsfeind! Wenn du dich über mich hinwegsetzt und dieses Portal durchschreitest, werden alle Römer wissen, was du wirklich bist, nämlich ein Feind des römischen Volkes!«
    Caesar hatte gelassen zugehört. Antonius trat vor, die Hand an der Scheide seines Schwertes.
    »Zur Seite, Metellus!« schrie er. »Als rechtmäßig gewählter Volkstribun befehle ich dir, zur Seite zu gehen.«
    »Du bist doch nur Caesars Speichellecker, Antonius! Tu nicht so, als wolltest du mich gleich hinrichten! Ich gehe nicht zur Seite.«
    »Wie du willst!« Antonius packte Metellus unter den Achseln. »Dann trage ich dich eben zur Seite. Und wenn du dort nicht bleibst, werde ich dich tatsächlich noch hinrichten!«
    »Seid meine Zeugen, Quiriten! Ich werde mit Waffengewalt an der Ausübung meiner Pflicht gehindert! Mein Leben wird bedroht! Vergeßt das nicht, Römer, denn es kommt der Tag, an dem diese Männer wegen Hochverrats vor Gericht stehen werden!«
    Nachdem er so seine Pflicht getan hatte, verschwand er laut protestierend in der Menge.
    »Du zuerst, Antonius!« sagte Caesar.
    Für Antonius, der nie Stadtquästor gewesen war, war es eine neue Erfahrung. Er zog den Kopf ein, als er durch das Portal schritt — auch wenn das nicht nötig war —, und wäre fast mit dem entsetzten tribunus aerarius zusammengestoßen, der an jenem schicksalhaften Morgen in der Schatzkammer Dienst hatte.
    Quintus Cassius, Lepidus und Caesar folgten Antonius, die Liktoren warteten draußen.
    Durch vergitterte Oberlichter drang ein fahles Licht in den engen Gang mit rußgeschwärzten Wänden aus gemauertem Tuffstein. Der Gang führte zu einer schlichten Tür, dem Eingang zu dem kleinen Zimmer, in dem die Schatzbeamten inmitten von Öllampen, Spinnweben und Silberfischchen arbeiteten. Doch Antonius und Cassius interessierte nicht diese Tür, sondern die dunklen Gewölbe, die von den Wänden des Ganges abgingen. Im Dunkel schimmerten dort hinter schweren, versiegelten Eisengittern Gold und Silber.
    Caesar betrat den Vorraum der Schreibstube und schritt durch das Durcheinander zu der muffigen Kammer, in der der ranghöchste tribunus aerarius saß und schrieb. »Wie heißt du?«
    Der Mann schluckte. »Marcus Cuspius.«
    »Wieviel ist da?«
    »Dreißig Millionen Sesterze in Münzen, dreißigtausend Talente in Silberbarren und fünfzehntausend Talente in Goldbarren. Alle Barren tragen den Stempel

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