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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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wird — damit habe ich jedesmal, wenn ich in Ciceros Gegend war, eine Mordsschau abgezogen. Aber, ehrlich gesagt, praktisch ist er nicht. Ich hatte zwar große Löwen mit schwarzen Mähnen, aber sie waren faul und arbeitsscheu; alle paar Schritte haben sie sich hinplumpsen lassen, um zu schlafen, und ich habe sie gegen Löwinnen austauschen müssen. Aber insgesamt sind Löwen keine guten Zugtiere. Ich frage mich, wie Dionysos das mit den Leoparden gemacht hat.
    Cicero ist an den Nonen des Juni von Caieta ausgelaufen — ohne seinen Bruder Quintus. Wie Du sicher weißt, trägt sich auch Quintus' Sohn mit dem Gedanken, auf Deiner Seite zu kämpfen; er hat wahrscheinlich auf seinen Vater gehört. Quintus Senior und Quintus Junior sind also in Italia geblieben — für wie lange, weiß allerdings niemand. Cicero hat an die Familiengefühle appelliert und bis zu seiner Abreise nur geklagt. Als ich ihn Anfang Mai sah, waren seine Augen in einem schrecklichen Zustand. Ich weiß, daß Du ihn hier in Italia haben wolltest, aber ich glaube, so ist es besser. Weder kann er Pompeius’ Erfolgsaussichten verbessern — die ich sehr gering einschätze —, noch wird er jemals so denken wie Du. Er soll also besser an einen Ort verschwinden, wo ihn niemand hören kann. Sein Sohn Marcus ist mit ihm gegangen.
    Tullia hat übrigens im Mai nach sieben Monaten ein Kind geboren, es ist aber im Juni gestorben — am selben Tag wie Perperna. Stell Dir das vor! Perperna, der älteste Senator und Konsular Na ja, ich jedenfalls wäre glücklich, wenn ich achtundneunzig werden würde.
    Caesar freute und ärgerte sich über den Brief. Wie konnte man Antonius zur Vernunft bringen? Löwen! Aber Antonius und Lepidus hatten recht: Ohne die Senatoren war er wesentlich besser dran, denn sie hätten Lepidus bei der Verabschiedung von dringend nötigen Gesetzen nur Schwierigkeiten gemacht. Mit Cicero war das allerdings anders; ihn hätten sie nicht gehen lassen dürfen.
    Aus Massilia kamen erfreuliche Nachrichten. Decimus Brutus hatte mit seinem unerklärlichen Geschick auf See bereits erste Erfolge erzielt. Die Blockade des Hafens von Massilia hatte der Stadt so geschadet, daß Ahenobarbus mit den Schiffen der Stadt zum Gegenangriff auslief. Er wurde geschlagen und mußte schwere Verluste einstecken. Decimus Brutus’ Blockade ging unvermindert weiter, und in Massilia gab es immer weniger zu essen. Auch Ahenobarbus’ Beliebtheit in der Stadt schien erheblich gesunken.
    »Das überrascht mich nicht«, sagte Fabius.
    »Massilia hat die falsche Seite gewählt«, sagte Caesar und preßte die Lippen zusammen. »Es kann nur einer gewinnen, und das bin ich. Wieso sehen sie das nicht ein?«
    »Pompeius kann mehr Erfolge aufweisen, Caesar. Aber sie werden schon noch begreifen.«
    »Wie Afranius und Petreius.«
    Mitte Quinctilis waren Afranius und Petreius in größten Schwierigkeiten. Es hatte zwar keine größeren Gefechte zwischen den beiden Armeen gegeben, aber Caesars dreitausend gallische Reiter setzten der Versorgung des Gegners hart zu. Da Pompeius’ Legaten selbst nicht genügend Reiter hatten, beschlossen sie, sich mit ihren Truppen in das Caesar unbekannte Gebiet südlich des Iberus zurückzuziehen, eine Gegend, deren Bevölkerung Pompeius treu ergeben war und die Caesar nicht mit Proviant versorgen würde. Einige größere spanische Städte glaubten inzwischen nämlich an einen Sieg Caesars und liefen unter Führung Oscas zu diesem über.
    Südlich des Iberus war so etwas nicht zu befürchten, deshalb war es höchste Zeit für den Rückzug. Marcus Petreius zog mit Ingenieuren und Bauarbeitern voraus, um eine Pontonbrücke über den Fluß zu bauen, während Afranius gegenüber Caesar die Front scheinbar aufrechterhielt. Zu ihrem Pech war Caesar durch Kundschafter und Spitzel hervorragend informiert; als er erfuhr, daß Afranius heimlich Truppen abzog, führte er seine Armee genauso heimlich flußaufwärts.
    Der Boden war wieder getrocknet, das Terrain gut begehbar. Caesar marschierte mit gewohnter Schnelligkeit; er holte Afranius’ Nachhut am Nachmittag ein und marschierte weiter, direkt in die Kolonne seines Gegners hinein. Diese hielt auf einen Hohlweg im bergigeren Hinterland zu, doch fünf Meilen davor sah Afranius sich aufgrund der pausenlosen Belästigung durch Caesars Legionäre gezwungen, anzuhalten und ein gut befestigtes Lager zu errichten. Dort verbrachte er eine lange, qualvolle Nacht ohne Petreius’ moralischen Beistand. Am liebsten

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