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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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im Dezember, am Fest der Juventas, würde er in die Gesellschaft der Männer aufgenommen werden; die vierzehnjährige Clodia träumte von einem Ehemann, und die kleine Clodilla, gerade acht, war vollauf mit dem kleinen Curio beschäftigt, der bald ein Jahr alt wurde und begonnen hatte, zu laufen und zu sprechen.
    Fulvia verkehrte weiterhin, wenn auch weniger eng, mit Clodius’ beiden Schwestern Clodia, der Witwe des Metellus Celer, und Clodilla, der geschiedenen Witwe des Lucius Lucullus. Die beiden Damen genossen ihre Freiheit, denn sie waren reich, und sie verspürten auch keine Neigung, wieder zu heiraten. Fulvia dagegen mochte ihre Kinder, war gern verheiratet und brauchte keine Affären.
    Ihr bester Freund war ein Mann.
    »Jedenfalls körperlich gesehen«, scherzte sie.
    »Ich weiß gar nicht, warum ich dich besuche, Fulvia«, sagte Titus Pomponius Atticus grinsend. »Ich bin glücklich verheiratet, und ich habe eine entzückende kleine Tochter.«
    »Du brauchtest einen Erben für dein ganzes Geld, Atticus.«
    »Vielleicht.« Er seufzte. »Dieser blöde Krieg! Ich kann weder nach Epirus reisen noch nach Athen. Athen ist voller Anhänger des Pompeius.«
    »Aber du pflegst doch mit beiden Seiten gute Beziehungen.«
    »Schon, für einen reichen Mann ist es allerdings klüger, sich mit den Anhängern Caesars gut zu stellen, meine bezaubernde Fulvia. Pompeius braucht dringend Geld, er pumpt jeden an, von dem er denkt, daß er ihm etwas geben könnte. Außerdem glaube ich, daß Caesar siegen wird. Wer Pompeius und seinen Leuten Geld leihen will, kann es gleich aus dem Fenster werfen. Athen ist also vorerst gestrichen.«
    »Und die süßen Knaben?«
    »Ich kann ohne sie leben.«
    »Das weiß ich. Es tut mir nur leid, daß du auf sie verzichten mußt.«
    »Den Knaben tut es auch leid, daß sie auf mich verzichten müssen«, sagte Atticus trocken. »Ich bin schließlich ein großzügiger Liebhaber.«
    »Ich vermisse Curio ganz schrecklich!«
    »Eigentlich merkwürdig.«
    »Was?«
    »Die Menschen verlieben sich gewöhnlich immer in denselben Typ. Bei dir ist das nicht so. Publius Clodius und Curio sind völlig verschieden, sowohl im Charakter als auch im Aussehen.«
    »Das macht die Ehe zum Abenteuer, Atticus. Nach Clodius’ Tod war ich sehr einsam, und Curio war immer da. Ich habe ihn nie als Mann gesehen, aber je genauer ich ihn dann ansah, desto reizvoller erschien mir der Unterschied zu Clodius. Seine Sommersprossen, seine Unkompliziertheit, der schreckliche widerspenstige Haarschopf, die Zahnlücke — und schließlich die Aussicht auf ein rothaariges Kind.«
    »Wie Kinder aussehen, hat nichts mit ihrem Erzeuger zu tun«, sagte Atticus nachdenklich. »Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß die Mütter sie schon in der Gebärmutter nach ihren Wünschen formen.«
    »Unsinn!« Fulvia kicherte.
    »Nein, ich meine das im Ernst. Wenn sich ein Kind als Enttäuschung herausstellt, so hat die Mutter sich nicht genügend Mühe gegeben. Als meine Pilia mit Attica schwanger war, hat sie sich fest vorgenommen, ein Mädchen mit süßen, kleinen Ohren zu gebären, obwohl in ihrer und auch in meiner Familie eher große Ohren üblich sind. Sie hat sich nur auf das Geschlecht und die Ohren konzentriert, und siehe da: Attica hat kleine Ohren, und sie ist ein Mädchen.«
    Solcher Art waren die Gespräche zwischen Fulvia und ihrem besten Freund Atticus. Fulvia erfuhr von ihm die männliche Sicht weiblicher Probleme, und Atticus hatte die eher seltene Gelegenheit, er selbst zu sein. Sie hatten keine Geheimnisse voreinander, und sie brauchten sich auch nicht gegenseitig zu beeindrucken.
    Der vergnügliche Besuch Atticus’ bei Fulvia wurden jedoch von Marcus Antonius gestört, dessen Anwesenheit innerhalb des pomerium Fulvia so sehr erschreckte, daß sie bei seinem Anblick erblaßte und zu zittern begann.
    Antonius’ Gesicht war hart und verschlossen; er konnte weder sitzen noch sprechen, unentschlossen stand er im Raum, und seine Augen irrten überallhin, nur um Fulvias Blick auszuweichen.
    Fulvia streckte hilfesuchend die Hand nach Atticus aus. »Antonius, was ist geschehen?«
    »Curio!« platzte es aus ihm heraus. »Ach, Fulvia, Curio ist tot!«
    Ihr Kopf schien auf einmal wie mit Watte gefüllt. Mit offenem Mund und glasigen Augen starrte sie ihn an. Als würde eine unsichtbare Hand sie berühren, stand sie auf und fiel im selben Moment auch schon auf die Knie. Sie konnte Antonius’ Worte nicht begreifen, konnte nicht glauben, was

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