MoR 05 - Rubikon
Legionen von Afranius und Petreius zu tun. Koste mal die Austern!«
»Danke — Meeräsche mag ich lieber. Dein Koch hat sie hervorragend filetiert.«
»Das ist bei einem so flachen Fisch nicht schwierig.« Lucius Caesar sah auf. »Weißt du eigentlich, daß Pompeius von Epirus aus seine Legionen in Spanien kräftig angepumpt hat? Sie haben gegeben, was sie hatten und die Rückzahlung ausgesetzt, bis du besiegt bist.«
»Aha! Pompeius hat Geldsorgen.«
»Geschieht ihm recht! Vergißt, die Schatzkammern zu leeren!«
Caesar lachte leise. »Das kann er nie wieder gutmachen, Lucius.«
»Mein Sohn hat sich, wie ich höre, Pompeius angeschlossen.«
»Das hat er wohl.«
»Er war noch nie besonders helle!«
»Was das betrifft — in Formiae habe ich ein bemerkenswertes Mitglied unserer Familie kennengelernt«, sagte Caesar und widmete seine Aufmerksamkeit dem Käse. »Der Junge ist erst dreizehn Jahre alt.«
»Wer?«
»Gaius Octavius Junior, Atias Sohn mit Gaius Octavius.«
»Ein zweiter Gaius Julius Caesar?«
»Er sagt nein. Er habe kein militärisches Talent, sagt er. Etwas nüchtern, aber sehr intelligent und sehr ehrgeizig.«
»Dieser Zweig der Octavier hat noch nie einen Konsul hervorgebracht.«
»Dann wird mein Großneffe der erste sein«, sagte Caesar bestimmt.
Ende Juni stieß Caesar zu Gaius Fabius und gebot damit über insgesamt sechs Legionen. Die Narbonenser Hilfstruppen schickte er mit Dank nach Hause.
»Hat dir Lucius Caesar erzählt, daß Pompeius von seinen spanischen Legionen Geld geliehen hat?« fragte Gaius Fabius. »Das hat er. Jetzt müssen sie gewinnen, oder?«
»Ja. Afranius und Petreius hat er auch angepumpt.«
»Und wir nehmen ihnen jetzt das letzte, was sie haben.«
Doch Caesars legendäres Glück schien zu Ende zu sein. Der Winter ging frühzeitig in endlosen Regen über, der Sicoris schwoll an und riß sämtliche Brücken fort, die Caesar für die Versorgung seiner Legionen brauchte. Als der Wasserstand schließlich fiel, verhinderte die Gegenwart von Afranius und Petreius auf der gegenüberliegenden Seite den Wiederaufbau der Brücken. Es regnete weiter, das Lager war in einem erbärmlichen Zustand, die Lebensmittel wurden knapp.
»Also gut, Männer, dann müssen wir eben die harte Methode anwenden«, rief Caesar den angetretenen Legionen zu.
Die harte Methode bestand darin, daß er sich mit zwei Legionen zwanzig Meilen flußaufwärts knöcheltief durch den Schlamm kämpfte und dort von seinen Gegnern unbemerkt eine Brücke über den Fluß schlug. Die Versorgung funktionierte jetzt wieder, die Zustände im Lager besserten sich allerdings nicht.
»Daraus besteht mein legendäres Glück in Wirklichkeit«, sagte Caesar zu Fabius. »Aus harter Arbeit! Jetzt müssen wir eben hier ausharren und auf besseres Wetter warten.«
Unterdessen ritten ständig Kuriere zwischen Rom und Caesars Lager und zwischen Massilia und dem Lager hin und her. Caesar wollte nie mehr als zwei Wochen mit den Nachrichten im Rückstand sein. Unter den vielen Briefen aus Rom war auch ein Eilbrief von Marcus Antonius.
Caesar, in Rom sagt man, alle Brücken über den Sicoris seien fortgeschwemmt und Du würdest ohne Lebensmittel festsitzen. Als gewisse Senatoren das hörten, veranstalteten sie vor Afranius' Haus auf dem Aventin ein Freudenfest. Lepidus und ich dachten, es wäre vielleicht lustig, dem beizuwohnen — keine Angst, ich mußte das pomerium nicht überschreiten! Es gab Sänger, Tänzerinnen und Akrobaten, dazu Garnelen und Austern aus Baiae in Hülle und Fülle. Unter uns gesagt, Lepidus und ich fanden alles etwas übereilt, denn Du wirst Deine Versorgungsprobleme inzwischen gelöst haben und mit deinen Gegnern schon fertig werden. Die Nachricht von Deinen Schwierigkeiten hatte eine weitere Folge. Nach dem Fest brachen alle bisher noch unentschlossenen Senatoren zu Pompeius nach Ostmakedonien auf. Dort werden sie, die gerne ihr Mäntelchen nach dem Wind hängen, bestimmt keine Entbehrungen leiden müssen. Schließlich residiert Pompeius im Palast des Statthalters in Thessalonike.
Ich hoffe, es war richtig von Lepidus und mir, daß wir den Massenauszug nicht verhinderten. Wir gingen davon aus, daß Du ohne diese Opportunisten in Italia besser dran bist — soll sich Pompeius mit ihnen herumschlagen. Cicero habe ich übrigens auch gehen lassen. Er hat seinen Widerstand nicht aufgegeben, auch mein Regierungsstil mißfiel ihm offenbar. Ich habe doch diesen tollen Wagen, der von vier Löwen gezogen
Weitere Kostenlose Bücher