MoR 05 - Rubikon
nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Caesar beließ ihr ihre Unabhängigkeit, die Stadt mußte jedoch ihre Armee und ihre Kriegsschiffe und den größten Teil des Hinterlands abgeben. Zur Sicherheit ließ Caesar zwei Legionen des ehemals pompeianischen Heeres als Besatzung zurück. Die Vierzehnte Legion wurde unter dem Kommando von Decimus Brutus nach Gallia Comata zurückgeschickt; er sollte Gallia Comata in Caesars Abwesenheit regieren. Trebonius, Fabius, Sulpicius und die anderen sollten mit ihm nach Rom und Italia ziehen und dort als Prätoren dienen.
Rom hatte sich wieder beruhigt. Alle waren erleichtert, als Curio die Nachricht schickte, er habe Sizilien Ende Juni besetzt. Nachdem Orca Sardinien hielt und Curio Sizilien, würde in guten Erntejahren genügend Getreide nach Rom fließen. Wenn Curio auch noch die Provinz Africa besetzen konnte, brauchte niemand mehr Hunger zu leiden.
Africa war jedoch noch fest in pompeianischer Hand. Der fähige Legat Quintus Attius Varus war von Corfinium nach Sizilien und von dort nach Africa gezogen, wo er Aelius Tubero verdrängte und ein Bündnis mit dem Numiderkönig Juba schloß. Die einzige africanische Legion wurde durch Truppen verstärkt, die unter den in Africa siedelnden römischen Veteranen, ihren Söhnen und den Kriegern Jubas ausgehoben wurden. Juba hatte außerdem noch seine berühmte numidische Reiterei — Männer, die ohne Sattel ritten, keine Rüstung trugen und mehr als Lanzenreiter hervorstachen als im Nahkampf.
Im Senat hatte Lepidus es nach dem zweiten Auszug der Senatoren wesentlich einfacher. Nun konnte er Caesars Anweisungen ausführen. Zuerst verringerte er die Zahl der Senatoren, die nötig waren, um ein Quorum zu bilden. Der Senat, der nur noch aus Anhängern Caesars bestand, stimmte dem sofort zu, und auch die Volksversammlung sah keinen Grund, warum sie das Gesetz nicht verabschieden sollte. Künftig würden sechzig Senatoren für ein Quorum ausreichen.
Lepidus hielt ständigen Kontakt zu Marcus Antonius, der sich als Statthalter Italias beliebt gemacht hatte. Land-- und Stadtbewohner gleichermaßen schwärmten für seine Sänften voller Kon kubinen, sein Gefolge aus Zwergen, Tänzerinnen, Akrobaten und Musikanten und seinen berühmten, von Löwen gezogenen Wagen. Stets vergnügt, freundlich und umgänglich und immer für einen oder zwei Becher unverdünnten Weines zu haben, meisterte er seine Aufgaben trotzdem mit Bravour. Vor allem machte er nicht den Fehler, seine Soldaten in lächerlicher Aufmachung zu besuchen. Er genoß das Leben, eine berauschende Mischung aus Übermut und Strenge, in vollen Zügen, vor allem in seiner Lieblingsgegend Kampanien.
Aus Africa trafen gute Nachrichten ein. Curio war ohne Schwierigkeiten in Utica eingezogen, Attius Varus und Juba hatte er in ein paar Scharmützeln geschickt besiegt.
Im Sextilis freilich wendete sich in Africa und in Illyricum das Blatt. Marcus Antonius’ Bruder Gaius war mit fünfzehn Kohorten am anderen Ende des Adriatischen Meeres auf der Insel Curicta gelandet und dort von den pompeianischen Admirälen Marcus Octavius und Lucius Libo überrascht und angegriffen worden. Er bat Dolabella um Hilfe, und Dolabella, Caesars Admiral im Adriatischen Meer, folgte dem Hilferuf mit vierzig langsamen und nur leicht bewaffneten Schiffen. Es kam zu einer Seeschlacht, in der Dolabella seine Flotte einbüßte. Gaius Antonius wurde zusammen mit seinen Soldaten gefangengenommen. Übermütig geworden durch seinen Erfolg, griff Marcus Octavius die dalmatische Küste an, Salona aber schloß die Tore und bot ihm die Stirn, so daß er den Kampf abbrechen und mit dem gefangenen Gaius Antonius und dessen fünfzehn Kohorten nach Epirus zurückkehren mußte. Dolabella kam davon.
Marcus Antonius verfluchte die Dummheit seines Bruders von ganzem Herzen, machte sich dann aber daran, einen Fluchtplan für Gaius auszuarbeiten. Sein Hauptzorn galt allerdings Dolabella, hatte jener doch nicht nur eine Schlacht verloren, sondern auch noch alle seine Schiffe. Wie hatte Dolabella das nur zulassen können? So wütend war Marcus Antonius, daß er nicht zuhören wollte, als man ihm sagte, die pompeianischen Schiffe seien den Nußschalen, die der arme Dolabella kommandiert hatte, weit überlegen gewesen.
Fulvia war über ihr Leben ohne Curio nicht glücklich, aber sie hatte sich damit abgefunden. Die drei Kinder, die sie von Publius Clodius hatte, waren deutlich älter als der kleine Curio. Publius Junior war sechzehn, und
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