MoR 05 - Rubikon
innerhalb von drei Tagen nach meiner Rückkehr zu geschehen hat.«
»Der Senat und das Volk von Rom!« sagte Pompeius verächtlich. »Er meint seinen Senat und sein Volk! Inzwischen ist er zum Ersten Konsul gewählt worden, er ist also nicht mehr Diktator. Ganz Rom und Italia liegt ihm zu Füßen!«
»Er regiert mit schönen Worten statt mit faulen Tricks. Ein raffinierter Bursche! Und die Narren in Rom und in Italia fallen auf ihn rein!«
»Vor zehn Jahren war ich der Held, jetzt ist es Caesar. Wen hat er zur Sicherung Brundisiums zurückgelassen?«
»Marcus Antonius und Quintus Fufius Calenus.«
»Er hat also keine Reiter dabei?«
»Nur zwei oder drei gallische Schwadronen.«
»Er wird nach Dyrrhachium ziehen.«
»Ganz sicher.«
»Dann müssen wir unser Marschtempo verdoppeln. Ich muß vor ihm in Dyrrhachium sein, sonst besetzt er mein Lager und die Stadt.«
Das Gespräch schien beendet, und Vibullius stand auf. »Was soll ich Caesar sagen?«
»Gar nichts. Bleibe hier und mache dich hier nützlich.«
Pompeius traf nur knapp vor Caesar in Dyrrhachium ein.
Dort mußte er zu seinem Entsetzen feststellen, daß sich bereits ganz Epirus und Apollonia, die Stadt, in der die Via Egnatia endete, auf die Seite Caesars gestellt hatten. Caesar hatte ohne Blutvergießen Torquatus aus Oricum und Staberius aus Apollonia vertrieben, und jetzt gehörte ihm das ganze Land südlich des Apsus. Die Bevölkerung jubelte ihm zu und machte den pompeianischen Garnisonen das Leben schwer. Und Caesar wäre Pompeius fast noch in Dyrrhachium zuvorgekommen, obwohl er von Palaestae aus, wo er gelandet war, viel schlechtere Straßen hatte nehmen müssen.
Zu Pompeius’ Unglück hatte sich auch Dyrrhachium für Caesar entschieden. Die Einwohner der Stadt und die Soldaten, die er dort ausgehoben hatte, weigerten sich, mit der römischen Exilregierung zusammenzuarbeiten, und begannen umstürzlerische Umtriebe. Mit siebentausend Pferden und fast achttausend Maultieren, die gefüttert werden mußten, konnte Pompeius das nicht zulassen.
»Laß mich das regeln!« sagte Titus Labienus. In seinen wilden, dunklen Augen funkelte etwas, das Caesar sofort erkannt hätte: die Lust an der Grausamkeit.
Pompeius kannte Labienus’ Neigung zur Brutalität nicht. »Was hast du vor?« fragte er.
Labienus fletschte seine großen, gelben Zähne. »Ich gebe ihnen eine Kostprobe dessen, was einst die Treverer in Angst und Schrecken versetzt hat.«
Pompeius zuckte die Achseln. »Gut, wenn du meinst.«
Labienus ließ einige hundert Männer umbringen und grauenhaft verstümmeln, und die Bevölkerung von Dyrrhachium und Umgebung beschloß daraufhin, daß es eindeutig klüger sei, Pompeius die Treue zu halten. Auch Pompeius erfuhr von den Greueltaten und hüllte sich daraufhin in Schweigen.
Caesar zog sich an das Südufer des Apsus zurück, Pompeius folgte ihm mit seiner Armee und bezog genau gegenüber am Nordufer ein Lager. Zwischen den beiden Ufern lag eine Furt, durch die die Via Egnatia nach Apollonia führte.
Nur noch ein Wasserlauf trennte ihn jetzt von Caesar. Sechs römische Legionen, siebentausend Reiter, zehntausend ausländische Hilfssoldaten, zweitausend Bogenschützen und tausend Schleuderer standen vier gallischen Veteranenlegionen gegenüber, der Siebten, der Neunten, der Zehnten und der Zwölften. Pompeius war zahlenmäßig weit überlegen. Truppen hatte er mehr als genug! Konnte er gegen vier Legionen römischer Fußsoldaten verlieren? Undenkbar! Er mußte gewinnen!
Trotzdem rührte er sich nicht. In seiner Erinnerung stand er noch einmal Quintus Sertorius in Spanien gegenüber, der plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht war, ohne daß ein Späher ihn gesichtet hätte, Pompeius’ große Armee vernichtend geschlagen hatte und wieder im Nichts verschwunden war. Auch Pompeius’ Legaten Afranius und Petreius erinnerten sich noch an diese Niederlage und daran, wie Caesar sie erst vor kurzem in Spanien überlistet hatte. Labienus fehlte. Pompeius hatte ihn zusammen mit Cato, Cicero, Lentulus Crus, Lentulus Spinther und Marcus Favonius in Dyrrhachium zurückgelassen, damit dessen Einwohner nicht wieder von ihm abfielen. So war niemand da, der Pompeius den Rücken gestärkt und seine Zweifel zerstreut hätte.
Einige Wochen lang geschah nichts. Dann sagte Pompeius zu seinen Legaten: »Ich warte noch auf Scipio und die syrischen Legionen, bevor ich in die Schlacht gehe. Bis dahin bleibe ich hier und halte Caesar auf.«
»Eine vortreffliche
Weitere Kostenlose Bücher