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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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mir geblieben ist.«
    »Natürlich. Aber zuerst kümmere ich mich um Caesar.«
    »Auf jeden Fall. Er hat mehr Leben als eine Katze.«
    »Weißt du noch, Bibulus, als du Konsul warst und dich in deinem Haus eingeschlossen hast, um den Himmel zu beobachten? Wie wütend Caesar darüber war! Wir haben ihm sein Konsulat ruiniert und ihn auch noch gezwungen, sich gegen die Verfassung zu stellen. Wenn das hier erst vorbei ist, wird er sich für Hochverrat verantworten müssen... «
    So wiegte Cato mit seiner von Natur eher lauten, unmelodischen Stimme Bibulus sanft und zärtlich, ja fast heiter in seinen letzten Schlaf. Catos Stimme zauberte ein entrücktes Lächeln auf Bibulus’ Gesicht, der Admiral wirkte wie ein Kind, das eine schöne Geschichte erzählt bekommt, und schlief friedlich ein, die Augen unverwandt auf Cato gerichtet.
    »Wir werden Caesar Einhalt gebieten«, waren seine letzten Worte.
    Es war anders als damals bei Caepios Tod. Cato wurde nicht von Schmerz überwältigt und versuchte nicht verzweifelt, Bibulus’ Tod zu leugnen. Als das letzte Röcheln verklungen war, stand er auf, faltete Bibulus’ Hände über dessen Brust und drückte ihm die Lider zu. Cato hatte schon in Dyrrhachium gewußt, was ihn erwartete, und hatte den Golddenar mitgebracht. Er schob ihn Bibulus in den Mund, der immer noch verzerrt war von der Anspannung, die ihn sein letzter Atemzug gekostet hatte.
    »Vale , Marcus Calpurnius Bibulus!« sagte er leise. »Ich weiß zwar nicht, ob wir Caesar besiegen können, aber uns wird er nicht besiegen.«
    Vor der Tür warteten Scribonius Libo, Vespillo, Torquatus und einige andere.
    »Bibulus ist tot!« sagte Cato.
    Libo seufzte. »Das erschwert uns unsere Aufgabe ganz beträchtlich.« Er zeigte auf eine Karaffe. »Wein?«
    »Gerne. Und bitte unverdünnt.«
    Cato trank in großen Schlucken, essen wollte er allerdings nichts. »Meinst du, wir können trotz des Sturmes einen Scheiterhaufen errichten?«
    »Ich werde das veranlassen.«
    »Wie ich höre, soll Bibulus Caesar zu einem Gespräch nach Oricum gebeten haben. Caesar soll gekommen sein.«
    »Das stimmt. Allerdings wollte Bibulus nicht selbst mit Caesar zusammentreffen. Ich mußte Caesar bestellen, er fürchte, die Beherrschung zu verlieren, wenn er Caesar gegenüberstehe. Wir hatten gehofft, Caesar dazu bringen zu können, die Wachen entlang der Küste zu verringern. Sie erschweren uns die Versorgung der Schiffe mit Proviant.«
    »Aber Caesar wollte nicht«, vermutete Cato und füllte seinen Becher aufs neue.
    Libo zog eine Grimasse und streckte hilflos die Hände aus. »Ich habe manchmal wirklich den Eindruck, daß er kein Sterblicher ist, Cato. Er hat mich nur ausgelacht und ist gegangen.«
    »Caesar ist ein Sterblicher«, sagte Cato, »und eines Tages wird auch er sterben.«
    Libo hob seinen Becher und schüttete ein paar Tropfen Wein auf den Boden. »Ein Trankopfer an die Götter — auf daß ich den Tag, an dem Caesar sterben wird, noch erlebe!«
    Aber Cato schüttelte nur lächelnd den Kopf. »Ich bringe kein Trankopfer dar. Ich spüre, daß ich vor Caesar sterben werde.«

    Die Entfernung von Apollonia nach Brundisium über das Adriatische Meer betrug achtzig Meilen. Am zweiten Tag des April übergab Caesar bei Sonnenaufgang dem Führer einer Pinasse einen Brief. Das Meer hatte sich beruhigt, der Wind, der von Süden her wehte, war nur noch eine leichte Brise, und auf dem Meer waren keine Schiffe zu sehen, von einer pompeianischen Flotte ganz zu schweigen.
    Der Brief erreichte nach einer raschen Überfahrt ohne Zwischenfälle schon bei Sonnenuntergang desselben Tages Marcus Antonius, seinen Adressaten in Brundisium. Da Caesar den Brief selbst geschrieben hatte, war er einfacher zu lesen als viele andere Briefe. Caesars Schrift war gut leserlich, außerdem war jeder Wortanfang mit einem Punkt auf dem ersten Buchstaben markiert.
    Den Herbststürmen ist die Luft ausgegangen, Antonius. Der Winter ist gekommen und mit ihm die übliche Windstille. Das läßt uns zumindest auf zwei, drei ruhige Wochen hoffen, bevor die Stürme erneut anfangen.
    Darf ich Dich deshalb bitten, Dich in Bewegung zu setzen und mir den Rest meiner Armee zu bringen? Jetzt gleich. Zuerst die Veteranen und die Reiter, dann die Rekrutenlegionen. Wen Du nicht in Deinen Transportschiffen unterbringst, läßt Du zurück.
    Mache Dich auf den Weg, Antonius. Ich habe das Warten satt.
    »Ganz schön gereizt, der alte Knabe«, sagte Antonius zu Fufius Calenus. »Laß die

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