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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Strategie«, bemerkte Afranius erleichtert. »Denn Caesar hat Schwierigkeiten, Magnus, große Schwierigkeiten. Bibulus hat ihm die Versorgung über See abgeschnitten, er ist also auf das angewiesen, was über Land aus Griechenland und Südepirus kommt.«
    »Sehr gut. Der Winter kommt hier früh und schnell, und dann hat er nichts mehr zu essen.«
    Doch der Winter kam nicht früh genug. Aufgrund der Nähe der beiden Lager kam es über den Fluß hinweg zu Gesprächen zunächst zwischen den Wachposten, dann zwischen den Legionären, die nicht wußten, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollten. Die Soldaten des Pompeius bestürmten Caesars Veteranen, die für ihre Tapferkeit während des gallischen Krieges so bewundert und gerühmt wurden, mit Fragen. Als Caesar das bemerkte, schickte er seinen Legaten Publius Vatinius auf den dem gegnerischen Lager nächstgelegenen Turm, und dort hielt Publius Vatinius eine Ansprache. »Warum wollt ihr weiter römisches Blut vergießen?« rief er den Legionären des Pompeius zu. »Warum träumt ihr immer noch davon, den unschlagbaren Caesar zu schlagen? Warum zögert Pompeius? Hat er etwa Angst zu verlieren?«
    Pompeius ließ daraufhin sofort Labienus holen, der für jedes Problem eine Lösung wußte, und Cicero für den Fall, daß eine Gegenrede erforderlich war. Aus Langeweile kamen auch die anderen Senatoren mit, darunter Lentulus Crus. Mit ihm kam heimlich Balbus Minor, den Caesar geschickt hatte. Er sollte versuchen, Lentulus Crus durch große Geldsummen zum Überlaufen zu bewegen. Er hoffte nur, daß ihn niemand in Pompeius’ Lager erkannte.
    Labienus traf an genau dem Tag im Lager ein, an dem Verhandlungen zwischen Delegationen der beiden Lager anberaumt waren. Die Verhandlungen fanden freilich nicht statt — kaum angekommen, brüllte Labienus Vatinius nieder und ließ eine Salve von Speeren über den Fluß schießen. Eingeschüchtert zogen sich Pompeius’ Leute zurück.
    »Sei kein Dummkopf, Labienus!« rief Vatinius. »Verhandle mit uns! Nur so kannst du das Leben deiner Soldaten retten!«
    »Solange ich hier bin, kommt es nicht zu einem Kuhhandel mit Verrätern wie euch!« brüllte Labienus. »Bringt mir zuerst Caesars Kopf, dann denke ich noch einmal darüber nach!«
    »Du hast dich nicht verändert, Labienus!«
    »Ich werde mich auch nicht ändern!«
    Währenddessen hatte es sich Cicero, den auf einmal keine Sorgen mehr zu plagen schienen, bei einem Glas Wein in Pompeius’ Feldherrnzelt bequem gemacht.
    »Du wirkst so heiter und aufgeräumt«, sagte Pompeius düster.
    »Dazu habe ich auch allen Grund!« entgegnete Cicero, der seine freudige Nachricht kaum noch für sich behalten konnte und als Meister des Wortes lebhaft den Drang verspürte, sich mitzuteilen. »Ich habe vor kurzem eine schöne Erbschaft gemacht.«
    »Ach ja? Erst vor kurzem?« Pompeius’ Augen wurden zu Schlitzen.
    »Ja, und genau rechtzeitig! Die zweite Rate für Tullias Mitgift ist nämlich fällig — zweihunderttausend Sesterze, stell dir vor! Und ich schulde Dolabella noch sechzigtausend von der ersten Rate. Er schreibt mir deswegen täglich.« Cicero kicherte. »Seit er ein Admiral ohne Schiffe ist, hat er Zeit im Überfluß, um Briefe zu schreiben.«
    »Wieviel hast du bekommen?«
    »Eine ganze Million.«
    »Genau die Summe, die ich brauche!« sagte Pompeius. »Cicero, leihe das Geld mir als deinem Oberbefehlshaber und Freund. Ich bin mit meiner Weisheit am Ende — ich weiß nicht mehr, wie ich die Rechnungen für die Armee bezahlen soll, dabei habe ich schon jeden römischen Legionär angepumpt, den ich habe. Für einen Feldherrn eine absurde Situation! Die Soldaten als Gläubiger! Ich hatte gehofft, mit dem Geld aus Syrien meinen Kopf aus der Schlinge ziehen zu können, aber Scipio sitzt den Winter über in Pergamum fest...« Pompeius zuckte mit den Schultern. »Deine Million kommt gerade richtig.«
    Cicero saß wie vom Blitz getroffen da und brachte keinen Ton heraus. Pompeius starrte ihn unverwandt an.
    »Ich habe dich doch zu jener weisen Frau in Thessalonike geschickt. Sie hat deine Augen geheilt, nicht wahr?«
    Cicero schluckte mühsam und nickte. »Ja, Magnus, natürlich, du bekommst die Million.« Er nahm einen Schluck mit Wasser verdünnten Wein, um den Kloß in seinem Hals hinunterzuspülen. »Du läßt mir sicher genügend, um Dolabella zu bezahlen.«
    »Dolabella!« sagte Pompeius entrüstet. »Dolabella arbeitet für Caesar! Auf wessen Seite stehst du eigentlich?«
    »Also gut, du

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