Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
zahlenmäßig weit unterlegen. Wir stellen uns hier auf, zwischen dem Fluß und den Hügeln. Mit neun Legionen sind wir Caesar überlegen, der eine seiner neun Legionen in Reserve halten muß. Wir haben fünfzehntausend Mann starke ausländische Hilfstruppen als Reserve und einen Vorteil aufgrund unserer erhöhten Stellung am Hang. Deshalb stellen wir uns auch in etwas größerer Entfernung als üblich vor Caesars Armee auf, und wir greifen nicht an — seinen Männern wird die Puste ausgehen, bevor sie uns überhaupt erreichen. Die Legionäre stehen in der Mitte, auf dem linken Flügel, gegen die Hügel zu werden sechstausend Reiter sein, auf dem rechten Flügel, zum Fluß hin, tausend; dort ist das Gelände zu sumpfig für Reiter. Zwischen der ersten Legion auf dem linken Flügel und den sechstausend Reitern stehen tausend Bogenschützen und Schleuderer.«
    Labienus hielt inne und sah mit wilder Entschlossenheit in die Runde. »Die Fußsoldaten werden in drei Blöcken zu je zehn Reihen antreten. Die drei Blöcke greifen gleichzeitig an. Wir sind stärker als Caesar, der zuverlässigen Informationen zufolge aufgrund seiner Verluste während der Monate in Epirus nur viertausend Mann pro Legion hat. Wir lassen ihn mit seinen Männern angreifen und schlagen dann zurück. Das Kernstück des Plans ist aber die Reiterei. Caesar hat keine Möglichkeit, einem Angriff von sechstausend Reitern auf dem rechten Flügel standzuhalten; sie wird, unterstützt durch die Bogenschützen und Schleuderer, Caesars schwache Reiterei wie einen Erdrutsch zurückdrängen, seine Reihen durchbrechen und ihn schließlich von hinten angreifen.« Grinsend trat er zurück. »Der Sieg ist dir sicher, Pompeius!«
    »Ich habe dem nicht mehr viel hinzuzufügen«, sagte Pompeius, der in der drückenden Schwüle des Zeltes schwitzte. »Labienus befehligt die sechstausend Reiter auf dem linken Flügel, Ahenobarbus meine Erste und Dritte Legion, beide auch auf dem linken Flügel. Fünf Legionen unter dir, Scipio, stehen in der Mitte, darunter die beiden syrischen Legionen. Spinther, du kommandierst auf dem rechten Flügel am Fluß achtzehn Kohorten, die keiner Legion zugeordnet sind. Brutus, du bist Spinthers Stellvertreter, Faustus, du bist dasselbe für Scipio; Afranius und Petreius vertreten Ahenobarbus. Favonius und Lentulus Crus, ihr kommandiert die ausländischen Reservetruppen, Marcus Cicero Junior die Reiter der Reserve. Torquatus, du übernimmst die Bogenschützen und Schleuderer der Reserve. Labienus wird noch einen Befehlshaber der tausend Reiter am Fluß benennen! Die übrigen von euch teilen sich auf die Legionen auf. Klar?«
    Alle nickten feierlich, sich der Bedeutung des Augenblicks bewußt.
    »Jetzt haben sie, was sie wollten«, sagte Pompeius, als er mit Faustus Sulla das Zelt verließ. »Ich konnte einfach nicht mehr.«
    »Bist du unglücklich, Magnus?«
    »Was heißt schon unglücklich, Faustus?« Pompeius tätschelte seinem Schwiegersohn die Schulter, wie er schon Ciceros Schulter bei seinem Abschied aus Dyrrhachium getätschelt hatte. »Sorge dich nicht um mich, Faustus. Ich bin ein alter Mann; in knapp zwei Monaten werde ich achtundfünfzig. Und irgendwann... Wie sinnlos es doch ist, mit Zähnen und Klauen um die Macht zu kämpfen! Es wird immer ein Dutzend Narren geben, die den Ersten Mann von Rom stürzen wollen.« Er lachte müde. »Wie sie sich gestritten haben, wer von ihnen Caesars Platz als Pontifex Maximus einnehmen wird, Faustus! Als ob das jetzt noch wichtig wäre! Nein, sie werden alle mit mir abtreten.«
    »Du darfst nicht so reden, Magnus!«
    »Warum denn nicht? Der morgige Tag wird alles entscheiden. Ich habe es nicht so gewollt, aber ich bereue es auch nicht. Eine Entscheidung, egal welche, ist allemal besser, als noch länger Feldherr dieser Armee zu sein.« Er legte den Arm um Faustus’ Schultern. »Komm! Lassen wir die Soldaten antreten. Ich muß ihnen doch sagen, was ihnen morgen bevorsteht.«
    Es war schon dunkel, als die Armee sich zur üblichen Ansprache vor der Schlacht versammelt hatte. In seiner Eigenschaft als Augur holte Pompeius selbst die Zeichen ein. Da keine Rinder zur Verfügung standen, mußte ein weißes Schaf geopfert werden. Ein Dutzend Tiere wurden in einen Pferch getrieben, gewaschen und gekämmt, dann suchte der Augur mit kritischem Auge ein geeignetes Opfertier aus. Pompeius zeigte auf ein friedliches Mutterschaf. Doch als der Opferschlächter und der Opferdiener das Gatter öffneten,

Weitere Kostenlose Bücher