MoR 05 - Rubikon
recht, seine Taktik der Zermürbung würde am Ende siegen! Und war es nicht wichtig, das Leben der Legionäre zu schonen und das Blutvergießen so gering wie möglich zu halten? Und was sollte er, Brutus, tun, wenn ihm jemand ein Schwert in die Hand drückte und von ihm verlangte, zu kämpfen?
»Caesar ist praktisch erledigt«, sagte Metellus Scipio, diesbezüglich anderer Meinung als sein Schwiegersohn. Er seufzte glücklich und lächelte. »Dann bin ich endlich Pontifex Maximus.«
Ahenobarbus fuhr auf. »Was bist du?«
»Pontifex Maximus.«
»Nur über meine Leiche!« kreischte Ahenobarbus. »Dieses Ehrenamt gehört mir und meiner Familie!«
»So ein Quatsch.« Lentulus Spinther grinste. »Du schaffst es doch nicht einmal, zum Priester gewählt zu werden, Ahenobarbus. Du bist der geborene Verlierer!«
»Ich werde tun, was schon mein Großvater getan hat, Spinther! Ich werde mich in derselben Wahl zum Pontifex und zum Pontifex Maximus wählen lassen!«
»Nein! Die Wahl entscheidet sich zwischen mir und Scipio.«
»Ihr habt beide keine Chance!« schrie Metellus Scipio wütend. »Ich werde der nächste Pontifex Maximus sein!«
Das Klirren eines Messers, das auf einen Goldteller geworfen wurde, ließ alle zusammenfahren. Pompeius hatte sich von seiner Liege erhoben und verließ wortlos den Raum.
Am fünften Tag des Sextilis traf Pompeius mit seiner Armee auf der Ebene von Pharsalus ein, wo Caesar bereits das Gelände nördlich des Flusses besetzt hatte, allerdings nur dessen östlichen Abschnitt.
»Hervorragend!« sagte Pompeius zu Faustus Sulla, dem einzigen Legaten, mit dem er noch gern redete. Sulla war sein Schwiegersohn, ein netter Junge, der tat, was Pompeius sagte. Natürlich war da noch Brutus, auch ein guter Kerl, aber ein schrecklicher Drückeberger! Immer hielt er sich im Hintergrund, kam nie zum Kriegsrat und nicht einmal zum Essen. »Wenn wir hier an diesem schönen Hang in Stellung gehen, stehen wir oberhalb von Caesars Lager und zwischen ihm und Larissa, Tempe und Makedonien.«
»Wird es zur Schlacht kommen?« fragte Faustus Sulla.
»Ich wünschte nein, aber ich fürchte ja.«
»Warum wollen die anderen denn unbedingt kämpfen?«
Pompeius seufzte. »Weil sie keine Soldaten sind und keine Ahnung haben — außer Labienus.«
»Labienus will auch kämpfen.«
»Er will sich unbedingt mit Caesar messen. Er hält sich für den besseren Feldherrn.«
»Und ist er das?«
Pompeius zuckte mit den Achseln. »Ich habe wirklich keine Ahnung, Faustus. Möglich wäre es. Labienus war immerhin die ganzen Jahre in Gallia Comata Caesars rechte Hand.«
»Soll die Schlacht schon morgen stattfinden?«
Pompeius zuckte kaum merklich zusammen und schüttelte den Kopf. »Nein, nein, nicht morgen!«
Am nächsten Morgen ließ Caesar seine Truppen in Gefechtsordnung antreten, doch Pompeius folgte seinem Beispiel nicht. Nach ein paar Stunden schickte Caesar die Soldaten wieder ins schattige Lager zurück. Es war zwar erst Frühling, aber die Sonne schien bereits kräftig, und die Luft war, vielleicht wegen des sumpfigen Geländes, schwül und drückend.
Am Nachmittag rief Pompeius seine Legaten zusammen. »Meine Entscheidung ist gefallen«, verkündete er. »Wir werden hier bei Pharsalus in die Schlacht gehen.«
»Sehr gut!« rief Labienus. »Ich treffe gleich die Vorbereitungen.«
»Aber nicht schon morgen!« rief Pompeius erschrocken.
Und auch nicht am übernächsten Tag. Wahrscheinlich sollten die Soldaten sich nur die Beine vertreten, glaubten zumindest die Legaten, denn Pompeius ließ sie zu so hochgelegenen Stellungen marschieren, daß nur ein Dummkopf sie dort angegriffen hätte. Caesar aber war kein Dummkopf und griff auch nicht an.
Als aber am achten Tag des Sextilis die Sonne hinter dem Lager verschwand, rief Pompeius seine Legaten noch einmal zusammen. Diesmal fand die Besprechung im Feldherrnzelt statt. Auf einem Tisch war eine große Karte ausgebreitet, die seine Kartographen auf Kalbshaut gezeichnet hatten.
»Morgen«, sagte Pompeius knapp und trat zurück. »Labienus, erläutere unseren Schlachtplan!«
»Es wird eine Reiterschlacht«, begann Labienus. »Wir wollen die große Überlegenheit unserer Reiterei ausnützen, um Caesar zu bezwingen, der nur tausend germanische Reiter hat. Unsere bisherigen Gefechte mit Caesar haben übrigens gezeigt, daß er einige Legionäre genauso bewaffnet hat wie die ubischen Fußsoldaten, die zwischen ubischen Reitern kämpfen. Sie sind gefährlich, aber
Weitere Kostenlose Bücher