MoR 05 - Rubikon
wie die Ernennung eines Interrex blockiert? Ich bin gegen die Ernennung eines Diktators, aber das heißt noch lange nicht, daß ich es gutheiße, wenn jemand traditionelle staatliche Verfahrensweisen untergräbt!«
»Eben! Recht hat er!« brüllte Bibulus in den tosenden Beifall hinein.
Doch Bursa weigerte sich standhaft, seinen Einspruch zurückzuziehen.
»Warum denn, bitte?« fuhr Clodius ihn nach der Sitzung an.
Bursa sah sich vorsichtig um, um sicherzugehen, daß niemand zuhörte, dann blickte er Clodius verschwörerisch an. »Ich habe erst vorhin erfahren, daß Pompeius Magnus in Wirklichkeit Milos Kandidatur unterstützt«, flüsterte er.
Damit konnte er zwar Publius Clodius besänftigen, nicht aber Milo, der schließlich wußte, daß Pompeius ihn keineswegs unterstützte. Milo machte sich sofort auf den Weg zum Marsfeld, um Pompeius zur Rede zu stellen.
»Warum?« wollte er wissen.
»Wie warum?« fragte Pompeius mit Unschuldsmiene.
»Mich hältst du nicht zum Narren, Magnus! Ich weiß doch, daß
Bursa dein Agent ist! Und daß ihm dieses Veto nicht selber eingefallen ist! Er hat in deinem Auftrag gehandelt! Also, warum?«
»Mein lieber Milo, ich versichere dir, daß Bursa keineswegs in meinem Auftrag gehandelt hat«, entgegnete Pompeius scharf. »Frage doch den, für den Bursa arbeitet.«
»Meinst du etwa Clodius?« fragte Milo mißtrauisch.
»Könnte durchaus sein.«
Milo, ein großer, kräftiger Mann mit dem Gesicht eines ehemaligen Gladiators (obwohl er natürlich nie so etwas Unehrenhaftes wie Gladiator gewesen war), spannte die Muskeln an und reckte sich, eine unbewußte Drohgebärde, die freilich, wie Milo selbst wußte, auf Pompeius keinerlei Eindruck machte. »Unsinn!« schnaubte er. »Clodius glaubt, ich werde sowieso nicht gewählt, deshalb will er so schnell wie möglich kurulische Wahlen.«
»Ich bin es, der bezweifelt, daß du gewählt wirst, Milo. Vielleicht ist Clodius ja anderer Meinung. Du hast dich bei Cato, Bibulus und ihren Anhängern ganz schön eingeschmeichelt. Wie ich höre, hat sich Metellus Scipio bereits mit dem Gedanken abgefunden, daß er das Amt mit dir teilen wird, und er soll das auch schon seinen Anhängern mitgeteilt haben, unter anderem prominenten Rittern wie Atticus und Oppius.«
»Also steckt Clodius hinter Bursa?«
»Könnte sein«, sagte Pompeius vorsichtig. »Jedenfalls handelt Bursa nicht in meinem Auftrag, da kannst du sicher sein. Was sollte ich denn davon haben?«
Milo lachte höhnisch. »Vielleicht die Diktatur?«
»Ich habe die Diktatur bereits abgelehnt, Milo. Rom würde mich als Diktator nicht akzeptieren. Du bist zur Zeit doch so dick mit Cato und Bibulus befreundet, da weißt du das doch selbst!«
Milo ging durch Pompeius’ Arbeitszimmer, doch mußte er sich mit größter Vorsicht bewegen, so vollgestopft war das Zimmer mit allen möglichen Erinnerungen an Pompeius’ zahlreiche Feldzüge wie goldenen Kränzen, einer goldenen Rebe mit goldenen Trauben, goldenen Urnen und bemalten Schüsseln aus Porphyr. Er blieb stehen und sah Pompeius an, der noch immer hinter seinem Schreibtisch saß.
»Es heißt, Clodius wolle die Freigelassenen auf die fünfunddreißig Tribus verteilen«, sagte er.
»Ja, davon habe ich auch erfahren.«
»Dann würde Rom ihm gehören.«
»Stimmt.«
»Und wenn er nicht als Prätor kandidiert?«
»Das wäre auf jeden Fall besser für Rom.«
»Zum Teufel mit Rom! Die Frage ist, ob es für mich besser wäre!«
Pompeius lächelte freundlich und stand auf. »Es kann doch nur besser für dich sein, Milo.« Er ging zur Tür.
Milo verstand den Wink und ging auch zur Tür. »Darf ich das als Versprechen interpretieren, Magnus?«
»Das wäre zumindest eine naheliegende Interpretation.« Pompeius klatschte in die Hände, und der Diener erschien.
Kaum war Milo gegangen, kündigte der Diener einen weiteren Besuch an.
»Heute bin ich aber gefragt!« rief Pompeius. Er schüttelte Metellus Scipio herzlich die Hand und drückte ihn in seinen besten Sessel. Diesmal zog er sich nicht hinter seinen Schreibtisch zurück, schließlich war sein Gast kein Geringerer als Quintus Caecilius Metellus Pius Scipio Nasica! Er, schenkte Scipio Wein aus Chios ein — einen so köstlichen Wein, daß Hortensius vor Enttäuschung geheult hatte, als Pompeius ihm bei der Lieferung zuvorgekommen war —, dann setzte er sich in den zweitbesten Sessel.
Leider war der Mann mit dem erhabensten Namen Roms nicht mit einem entsprechenden Verstand
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