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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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auch nur die leiseste Ahnung, Magnus. Sie vertrauen mir.«
    Pompeius kaute auf seiner Unterlippe. »Hm... « Er seufzte tief. »Dann müssen wir dafür sorgen, daß Clodius auch nach der morgigen Senatssitzung keinen Verdacht schöpft. Du wirst Clodius bei dieser Sitzung gehörig zusetzen.«
    Bursa wirkte nie neugierig, auch jetzt nicht. »Was soll ich tun, Magnus?«
    »Sobald Messalla Rufus die Lose zur Wahl des Interrex bringen läßt, legst du dein Veto ein.«
    »Gegen die Ernennung eines Interrex?« fragte Bursa verblüfft.
    »Genau.«
    »Darf ich fragen warum?«
    Pompeius grinste. »Natürlich darfst du — aber ich sage es dir nicht!«
    »Clodius wird außer sich sein. Er will unbedingt Wahlen.«
    »Auch, wenn Milo für das Konsulat kandidiert?«
    »Ja, denn er ist überzeugt, daß Milo nicht gewählt wird, Magnus. Er weiß, daß du Plautius unterstützt, und er weiß auch, wieviel Bestechungsgeld schon an Plautius bezahlt wurde. Metellus Scipio wiederum, der Milo finanziell hätte unterstützen können, weil er so eng mit Cato und Bibulus verbunden ist, kandidiert selbst und braucht sein Geld für seine eigene Kandidatur. Clodius geht also davon aus, daß Plautius Juniorkonsul wird und Metellus Scipio Seniorkonsul.«
    »Dann schlage ich vor, daß du Clodius nach der Sitzung sagst, du hättest von deinem Vetorecht Gebrauch gemacht, weil du zweifelsfrei wüßtest, daß ich Milo unterstütze und nicht Plautius.«
    Bursas Miene belebte sich plötzlich. »Wie raffiniert!« rief er. Er überlegte eine Weile, dann nickte er. »Clodius wird das glauben.«
    »Ausgezeichnet!« Pompeius erhob sich zufrieden.
    Auch Plancus Bursa erhob sich. Pompeius stand noch hinter seinem Schreibtisch, als der Diener anklopfte und eintrat.
    »Ein Eilbrief, Gnaeus Pompeius«, sagte er mit einer Verbeugung.
    Pompeius nahm den Brief, darauf bedacht, daß Bursa das Siegel nicht sehen konnte. Er nickte dem gefügigen Volkstribun abwesend zu und ging zu seinem Stuhl zurück.
    Bursa räusperte sich erneut.
    »Ja?« Pompeius sah auf.
    »Ein kleines... finanzielles Problem, Magnus.«
    »Morgen, nach der Sitzung.«
    Zufrieden verließ Plancus Bursa hinter dem Diener das Zimmer, während Pompeius das Siegel von Caesars Brief erbrach.
    Ich schreibe Dir aus Aquileia. Mit Illyricum bin ich fertig, und ich reise jetzt durch Gallia Cisalpina nach Westen. Bei den Regionalgerichten stapeln sich die Fälle, was nicht weiter verwunderlich ist, nachdem ich letzten Winter auf der anderen Seite der Alpen bleiben mußte.
    Aber genug des Geplauders. Ich weiß, daß Du genausoviel zu tun hast wie ich.
    Meine Informanten in Rom sagen, daß unser alter Freund Publius Clodius die Freigelassenen auf die fünfunddreißig römischen Tribus verteilen will, wenn er Prätor wird. Du stimmst sicher mit mir überein, daß das nicht sein darf. Clodius würde für den Rest seines Lebens über Rom herrschen. Weder Du noch ich noch sonst jemand von Cato bis Cicero könnte etwas gegen Clodius ausrichten, nur eine Revolution könnte ihn stürzen.
    Und eine Revolution würde es geben. Clodius würde überwältigt und hingerichtet, die Freigelassenen würden dahin zurückgebracht werden, wo sie hingehören. Ich denkejedoch, daß Du diese Lösung genausowenig willst wie ich. Sehr viel besser und vor allem einfacher wäre es, wenn Clodius überhaupt nicht Prätor würde.
    Ich maße mir nicht an, Dir zu sagen, was Du tun sollst. Sei aber versichert, daß ich genauso gegen Clodius’ Wahl zum Prätor bin wie Du und alle anderen Römer.
    Ich sende Dir Grüße und meine besten Wünsche.

    Pompeius ging sehr zufrieden ins Bett.
    Am folgenden Morgen tat Plancus Bursa, wie Pompeius ihn geheißen hatte. Als Messalla Rufus durch das Los entscheiden lassen wollte, welcher der patrizischen Präfekten der aus jeweils zehn Senatoren bestehenden Dekurien des Senats erster Interrex werden sollte, legte Bursa sein Veto ein. Im Senat erhob sich empörtes Geschrei; am lautesten schrien Clodius und Milo, doch nichts konnte Bursa dazu bewegen, seinen Einspruch zurückzuziehen.
    Cato tobte. »Wir brauchen unbedingt Wahlen! Wenn es am Neujahrstag keine Konsuln gibt, setzt der Senat für fünf Tage einen patrizischen Senator als Interrex ein. Nach dessen Amtszeit wird ein zweiter Patrizier für weitere fünf Tage bestimmt. Der zweite Interrex ist verpflichtet, Wahlen für die römischen Magistraten anzusetzen. Wo kommen wir denn hin, wenn jeder beliebige Trottel von Volkstribun einen so wichtigen Vorgang

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