MoR 05 - Rubikon
gesegnet, auch wenn er aussah wie ein Patrizier aus dem Geschlecht Cornelius Scipio, durch Adoption in das plebejische Geschlecht der Caecilii Metelli aufgenommen. Kühl, hochnäsig und überheblich. Sein Adoptivvater Metellus Pius Pontifex Maximus hatte keine eigenen Söhne gehabt. Auch Scipio hatte keine Söhne, nur eine Tochter, die er drei Jahre zuvor mit Crassus’ Sohn Publius verheiratet hatte. Sie hieß eigentlich Caecilia Metella, wurde aber Cornelia Metella genannt. Pompeius konnte sich noch lebhaft an sie erinnern, denn er war mit Julia beim Empfang nach der Hochzeit gewesen. Er habe noch nie eine so eingebildete Frau gesehen, hatte er damals zu Julia gesagt, und Julia hatte kichernd gemeint, Cornelia Metella erinnere sie an ein Kamel; sie hätte eigentlich Marcus Brutus heiraten müssen, einen ähnlich prätentiösen Kleingeist.
Pompeius wußte nie, wie er sich Menschen wie Metellus Scipio gegenüber verhalten sollte, ob jovial, höflich distanziert oder forsch. Er hatte Metellus jovial begrüßt, also konnte er auch dabei bleiben.
»Kein schlechter Wein, wie?« Genießerisch fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen.
Metellus Scipio gab einen schwachen Laut von sich, von dem man nicht sagen konnte, ob er Gefallen oder Mißfallen ausdrückte. »Sehr gut«, sagte er dann.
»Was führt dich zu mir?«
»Publius Clodius.«
Pompeius nickte. »Eine leidige Angelegenheit, wenn wahr ist, was man hört.«
»Allerdings ist es wahr! Der junge Curio hat es von Clodius selbst gehört und zu Hause seinem Vater erzählt.«
»Es soll ihm nicht gut gehen, dem alten Curio«, bemerkte Pompeius.
»Krebs«, sagte Metellus Scipio kurz.
Pompeius schnalzte mit der Zunge und wartete.
Auch Metellus Scipio wartete.
»Warum bist du gekommen?« fragte Pompeius schließlich, des Wartens überdrüssig.
»Die anderen wollten nicht, daß ich komme.«
»Welche anderen?«
»Bibulus, Cato und Ahenobarbus.«
»Weil sie nicht wissen, wer der Erste Mann Roms ist.«
Metellus Scipios aristokratische Nase hob sich noch eine Spur höher. »Das weiß ich auch nicht, Pompeius.«
Pompeius zuckte zusammen. Wenn sie ihn doch auch einmal mit »Magnus« anreden würden! Wie schön das klang, »Pompeius Magnus«, Pompeius der Große. Caesar nannte ihn Magnus, Cato, Bibulus, Ahenobarbus und dieser Schwachkopf hier dagegen natürlich nicht; sie sagten immer nur Pompeius.
»So kommen wir nicht weiter, Metellus.« Er verwendete bewußt nur Metellus Scipios plebejischen Namen.
»Mir ist ein Gedanke gekommen.«
»Bestimmt ein hervorragender Gedanke, Metellus.«
Metellus Scipio musterte ihn argwöhnisch, aber Pompeius hatte sich in seinem Sessel zurückgelehnt und nippte an seinem Glas aus durchsichtigem Bergkristall.
»Ich bin sehr wohlhabend«, sagte Metellus Scipio, »wie du auch, Pompeius. Ich dachte, daß wir zu zweit Clodius kaufen könnten.«
Pompeius nickte. »Daran habe ich auch schon gedacht.« Er seufzte kummervoll. »Leider braucht Clodius kein Geld. Seine Gattin ist eine der reichsten Frauen Roms, und wenn ihre Mutter stirbt, wird sie noch reicher. Außerdem hat Clodius in Galatien viel verdient. Zur Zeit baut er die teuerste Villa, die die Welt je gesehen hat — in der Nähe meines kleinen Hauses in den Albaner Bergen, deshalb weiß ich das so genau. Herrliche Lage! Man hat von dort den schönsten Blick über den Nami-See und die Ebene von Latium bis zum Meer. Das Grundstück hat er fast umsonst bekommen. Clodius hat Cyrus mit dem Bau beauftragt, und jetzt ist die Villa schon fast fertig.« Pompeius schüttelte energisch den Kopf. »Nein, Scipio, mit Geld kommen wir nicht weiter.«
»Was können wir dann tun?« fragte Metellus Scipio niedergeschlagen.
»Wir können nur allen Göttern opfern, die uns einfallen. Ich habe den Vestalinnen bereits eine anonyme Spende von einer halben Million zukommen lassen.« Pompeius grinste. »Für Bona Dea — diese Dame mag Clodius nämlich nicht!«
Metellus Scipio starrte Pompeius schockiert an. »Aber Pompeius, Bona Dea ist eine Göttin der Frauen! Männer dürfen ihr nicht opfern!«
»Es war ja auch kein Mann!« erwiderte Pompeius fröhlich. »Ich habe das Geld im Namen meiner Schwiegermutter Aurelia gespendet.«
Metellus Scipio leerte sein Glas und erhob sich. »Vielleicht hast du ja recht«, überlegte er. »Ich könnte im Namen meiner armen Tochter spenden.«
Sofort legte Pompeius das Gesicht in teilnahmsvolle Falten. »Wirklich eine schreckliche Geschichte, Scipio. So jung
Weitere Kostenlose Bücher