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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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die Curia Hostilia, den Versammlungsort des Senats, auf deren Stufen sich eine kleine Gruppe von Senatoren versammelt hatte: Cicero, der lächelte, Cato, Bibulus und Ahenobarbus, die zwar ernst wirkten, doch keineswegs traurig, und Manlius Torquatus, Lucius Caesar und der von einem Schlaganfall gezeichnete Lucius Cotta.
    »Seht ihr sie?« brüllte Cloelius. »Die Männer, die Rom und euch verraten haben! Seht ihr, wie der große Marcus Tullius Cicero lächelt? Wir wissen alle, daß er durch Milos Bluttat nichts zu verlieren hat.« Er wandte sein Gesicht einen Augenblick ab; als er wieder zur Menge sprach, war Cicero verschwunden. »Wahrscheinlich hat er Angst, daß er der nächste sein wird! Keiner verdient den Tod mehr als unser großer Cicero, der römische Bürger ohne Prozeß hinrichten ließ und dafür von dem Mann, der hier zerfleischt vor euch liegt, in die Verbannung geschickt wurde! Der Senat war gegen alles, was Publius Clodius tat oder zu tun versuchte! Wofür halten sich diese Idioten eigentlich? Für etwas Besseres halten sie sich, für besser als ich, als Lucius Decumius und als Publius Clodius, der einer von ihnen war!«
    Das Murren der Menge wurde lauter, und der Haß, den Cloelius mit seiner Rede schürte, wuchs.
    »Er hat euch kostenloses Getreide gegeben!« schrie er. »Er hat euch das Recht zurückgegeben, euch in den collegia zu versammeln, ein Recht, das dieser Mann«, er zeigte auf Lucius Caesar, »euch entzogen hatte! Clodius war euer Freund, er hat euch Arbeit gegeben, und er hat wunderbare Spiele für euch ausgerichtet!« Er tat so, als spähe er angestrengt in das Meer von Gesichtern vor ihm. »Ich sehe viele Freigelassene hier. Auch ihr trauert um ihn, denn er war euer Freund! Er verschaffte euch Zutritt zu den Spielen, als die anderen sie euch verboten. Und er wollte euch das volle römische Bürgerrecht geben, das Recht, einem der einunddreißig Landbezirke anzugehören!«
    Cloelius hielt heftig atmend inne und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Aber die dort drüben«, schrie er dann, die Hand zur Curia Hostilia ausgestreckt, »die wollten das nicht! Weil sie wußten, daß ihre schöne Zeit dann vorüber sein würde! Sie haben sich verschworen, um unseren geliebten Publius Clodius zu töten! Denn er war so furchtlos und entschlossen, daß nichts außer dem Tod ihn hätte aufhalten können. Das wußten sie, und deshalb planten sie seinen Tod. Sie alle haben ihn getötet — nicht nur Milo allein, dieser Exgladiator. Er war nur ihr Werkzeug! Darauf gibt es nur eine Antwort! Zeigen wir ihnen, daß wir das nicht auf uns sitzen lassen, daß wir sie töten, bevor sie uns fertigmachen!« Er sah wieder zur Treppe der Curia Hostilia und tat erstaunt. »Seht ihr das? Sie sind weg! Nicht einer von ihnen hat den Mumm, euch ins Gesicht zu sehen. Aber hält uns das auf? Haltes uns auf?«
    Die Menge brodelte, und Fackeln wurden wild durch die Luft geschwenkt. »Nein!« schrien die Menschen wie aus einem Mund.
    Poplicola stand neben Cloelius, doch Antonius, Bursa, Pompeius Rufus und Decimus Brutus hielten sich im Hintergrund; ihnen war nicht wohl in ihrer Haut. Zwei von ihnen waren Volkstribunen; der eine war erst kürzlich zu den Senatssitzungen zugelassen worden, der andere, Antonius, wartete immer noch auf seinen Platz im Senat. Cloelius’ Rede galt genauso ihnen wie den Senatoren, die von der Treppe der Curia Hostilia geflohen waren, aber sie konnten Cloelius nicht mehr aufhalten, und sie konnten sich auch nicht einfach aus dem Staub machen.
    »Dann zeigen wir ihnen jetzt, was wir mit ihnen machen werden!« schrie Cloelius. »Wir legen Publius Clodius in den Senat! Sollen sie es doch wagen, ihn von dort zu entfernen!«
    Eine Bewegung lief durch die Menge, die die vordersten Reihen auf die Rostra hinaufschob. Von unzähligen Armen ergriffen, wurde Clodius’ Bahre über Schultern gehoben und die Treppe zur Curia Hostilia hinaufgetragen bis zu dem schweren Bronzeportal. Im Handumdrehen waren die beiden Flügel aus den gewaltigen Angeln gerissen und das Portal gestürmt. Publius Clodius’ Leiche verschwand im Inneren. Dann hörte man von drinnen ein Splittern und Krachen.
    Bursa hatte inzwischen unauffällig verschwinden können. Antonius, Decimus Brutus und Pompeius Rufus standen noch da und verfolgten entsetzt, wie Cloelius die Treppe zum Eingang des Senats hinaufstürmte.
    Antonius bemerkte, daß der alte Lucius Decumius noch immer weinend auf der Rostra stand. Er kannte ihn aus Caesars

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