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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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hatte, hatte der Wirt der kleinen Taverne seine Frau, seine Kinder und seine drei Sklaven durch den Hinterausgang auf die Wiesen hinausgeschickt. Als Pomponius und der Freigelassene Gaius Clodius den Verwundeten durch die Tür schleppten, war er deshalb allein. Vor Angst quollen ihm fast die Augen aus dem Kopf.
    »Schnell, ein Bett!« rief Schola.
    Der Wirt deutete mit zitterndem Finger auf einen Nebenraum, wo die drei Männer Clodius auf ein Brettergestell mit einer groben Strohmatratze hievten. Die Kompresse war inzwischen blutgetränkt und tropfte. Schola sah sich aufgeregt nach dem Wirt um.
    »Bring Tücher!« befahl er barsch, und riß erneut ein Stück von seinem Mantel ab.
    Clodius’ Augen waren offen, und er stöhnte. »Nicht so schlimm«, sagte er und versuchte zu lachen. »Ich komme durch, Schola, aber holt besser Hilfe aus Bovillae. Ich kann in der Zwischenzeit hier bleiben.«
    »Auf keinen Fall, Clodius!« flüsterte Schola. »Milo hat angehalten. Die bringen dich um!«
    »Das wagen sie nicht!« keuchte Clodius. »Los! Macht euch auf den Weg!«
    »Ich bleibe bei dir. Zwei sind genug.«
    »Alle drei!« stieß Clodius mit zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich befehle es euch, Schola! Geht!«
    »Du drückst das fest auf die Wunde!« befahl Schola dem Wirt. »Wir sind so schnell wie möglich wieder zurück.« Er überließ dem versteinerten Wirt seinen Platz am Bett, und kurz darauf hörte man Hufe klappern.
    Clodius schwindelte. Er schloß die Augen und versuchte, nicht an die Schmerzen und das Blut zu denken. »Wie heißt du?« fragte er den Wirt, ohne die Augen zu öffnen.
    »Asicius.«
    »Asicius, drücke die Kompresse auf die Wunde, so fest du kannst, und leiste Publius Clodius Gesellschaft!«
    »Publius Clodius?« stammelte Asicius.
    »Der bin ich.« Seufzend hob Clodius die Lider und grinste. »So ein Mist! Ausgerechnet Milo zu begegnen!«
    In der Tür tauchten Schatten auf.
    »Ja, ausgerechnet Milo!« Milo trat in das Zimmer, gefolgt von Birria und Eudamas.
    Clodius sah ihn verächtlich an. »Wenn du mich tötest, Milo, wirst du den Rest deines Lebens im Exil verbringen.«
    »Das glaube ich kaum, Clodius. Ich handle sozusagen in Pompeius’ Auftrag.« Er stieß den Wirt zur Seite und beugte sich über die Wunde, die nur noch schwach blutete. »Hm, daran wirst du nicht sterben.« Er nickte Fustenus zu. »Tragt ihn raus!«
    »Und der?« Fustenus zeigte auf den wimmernden Asicius.
    »Töte ihn!«
    Ein rascher Hieb auf Asicius’ Kopf, und es war erledigt. Birria und Eudamas hoben Clodius aus dem Bett, als wiege er nichts, schleiften ihn hinaus und warfen ihn mitten auf die Via Appia.
    »Kleider runter! Ich will sehen, was an dem Gerücht dran ist!« sagte Milo höhnisch.
    Mit seinem Schwert, das schärfer war als eine Rasierklinge, schlitzte Fustenus erst Clodius’ Reitkleid vom Saum bis zum Halsausschnitt auf, dann das Tuch um seine Lenden.
    »Seht euch das an!« Milo brüllte vor Lachen. »Er ist wirklich beschnitten!« Er schnippte Clodius’ Penis mit der Schwertspitze nach oben. »Stellt ihn hin!«
    Birria und Eudamas packten Clodius rechts und links an den Armen und stellten ihn auf. Sein Kopf schwankte ein wenig, seine Füße berührten kaum den Boden. Er sah Milo nicht, er sah auch Birria, Eudamas und Fustenus nicht, er sah nur den bescheidenen, kleinen Schrein auf der anderen Straßenseite gegenüber der Taverne: Einige schöne Steine waren zu einer kurzen, quadratischen Säule aufgeschichtet, darunter ein großer roter Stein, in den Schamlippen und die klaffende Öffnung einer Vulva eingeschnitten waren. Bona Dea... ein Altar zu Ehren der guten Göttin hier an der Via Appia, dreizehn unselige Meilen von Rom entfernt. Am Sockel der Säule lagen Opfergaben, Blumensträuße, ein paar Eier, eine kleine Schüssel mit Milch.
    »Bona Dea!« krächzte Clodius. »Bona Dea!«
    Die heilige Schlange der Göttin streckte züngelnd ihren häßlichen Kopf aus dem breiten Schlitz der göttlichen Vulva, die kalten, schwarzen Augen fest auf Clodius gerichtet, der an den Mysterien der Bona Dea gefrevelt hatte. Als Fustenus Clodius das Schwert in den Bauch stieß, bis es an der Wirbelsäule wieder herauskam, spürte Clodius nichts davon. Auch nicht, als Birria ihn auf seinen Speer spießte und Eudamas seine Gedärme auf die blutgetränkte Straße schleuderte. Clodius und die Schlange der Bona Dea sahen einander auf den Grund der Seele, bis seine Augen brachen und er starb.
    »Gib mir dein Pferd, Birria!«

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