Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
ihnen. Pompeius war zu seinem Gut in Etrurien gereist. Fußlahm zogen sie zum Palatin zu Plautius und Metellus Scipio weiter und baten diese, die fasces anzunehmen. Aber auch dort waren die Türen verriegelt, und niemand antwortete.
    Bursa hatte sich schon nach dem erfolglosen Gang zu Pompeius’ Villa abgesetzt und war verängstigt nach Hause gegangen. Im Morgengrauen brachte die führerlose Gruppe die Rutenbündel wieder zum Tempel der Venus Libitina zurück.
    Niemand wollte Rom regieren, diesen Eindruck hatten die Römer, die am nächsten Tag zum Forum gingen und die verkohlten Trümmer der ruhmreichen römischen Geschichte sahen. Von Fulvia beauftragte Bestattungsunternehmer durchstöberten in Stiefeln und mit Handschuhen und Gesichtsmasken die immer noch heiße Glut nach Publius Clodius’ Überresten. Sie fanden nicht viel, aber genug, um etwas in die edelsteinbesetzte Urne zu füllen, die Fulvia für eine Unsumme gekauft hatte. Fulvia, am Ende ihrer Kräfte, gehorchte ihrer Mutter und mied das Forum. Aber Clodius mußte beerdigt werden, wenn auch nicht auf Staatskosten.
    Mit aschfahlen Gesichtern starrten Cato und Bibulus auf das Forum.
    »Ach Bibulus, die Basilica von Cato dem Zensor ist abgebrannt! Und ich habe kein Geld, um sie wieder aufbauen zu lassen!« Mit Tränen in den Augen starrte Cato auf die geborstenen, rauchgeschwärzten Mauern. Die Säule, die den Volkstribunen so im Weg gewesen war, ragte aus den verkohlten Balken des eingestürzten Daches wie ein verfaulter Zahnstummel.
    »Porcias Mitgift könnte ein Anfang sein«, schlug Bibulus vor. »Porcia und ich kommen auch ohne das Geld zurecht. Außerdem kommt Brutus demnächst zurück, er wird eine große Spende geben.«
    »Und alle Dokumente des Senats sind verloren!« sagte Cato laut schluchzend. »Auch die, die künftigen Römern die Worte Catos des Zensors überliefert hätten.«
    »Ja, Cato, es ist eine Katastrophe, aber wenigstens sind wir jetzt die Sorge mit den Freigelassenen los.«
    So dachten auch die anderen Senatoren.
    Lucius Domitius Ahenobarbus, der mit Catos Schwester verheiratet war und Bibulus mit zwei seiner eigenen Schwestern verheiratet hatte, kam auf die beiden zugeeilt. Klein und untersetzt und mit einem völlig kahlen Schädel, hatte er weder Catos Prinzipientreue noch Bibulus’ scharfen Verstand, dafür war er stur bis zur Blödheit und den boni , den »guten Männern« der ultrakonservativen Senatsfraktion, vollkommen ergeben.
    »Ich habe gerade ein äußerst erstaunliches Gerücht gehört!« sagte er atemlos.
    »Nämlich?«
    »Milo soll während des Brandes heimlich nach Rom zurückgekehrt sein!«
    Cato und Bibulus starrten ihn an.
    »Das würde er nicht wagen«, widersprach Bibulus.
    »Mein Informant schwört, daß er sah, wie Milo vom Kapitol aus dem Brand zusah. Die Türen seines Hauses sind zwar verriegelt, aber es ist jemand im Haus.«
    »Wer hat ihn zu dem Mord angestiftet?« fragte Cato.
    Ahenobarbus sah ihn erstaunt an. »Angestiftet? Milo und Clodius mußten doch früher oder später aneinandergeraten.«
    »Ich glaube trotzdem, daß ihn jemand angestiftet hat«, sagte Bibulus. »Und ich glaube auch, ich weiß, wer dieser Jemand ist.«
    »Wer denn?« fragte Ahenobarbus.
    »Pompeius natürlich. Ermutigt durch Caesar.«
    »Das wäre ja eine Verschwörung zum Mord!« sagte Ahenobarbus entsetzt. »Wir wissen zwar alle, daß Pompeius ein Barbar ist, aber er ist sehr vorsichtig. Caesar kann nicht belangt werden, er sitzt im italischen Gallien, aber Pompeius ist hier, und eine solche Suppe würde er sich nicht freiwillig einbrocken.«
    »Wenn niemand es beweisen kann, kann es ihm doch egal sein«, erwiderte Cato geringschätzig. »Schließlich hat er sich vor über einem Jahr von Milo losgesagt.«
    »Tja!« Bibulus grinste. »Es wird wohl immer wichtiger, daß wir diesen picenischen Barbaren für unsere Sache gewinnen. Wenn er schon so vor Caesar kuscht, was könnte er dann erst für uns tun! Wo ist Metellus Scipio?«
    »Der hat sich zu Hause eingeschlossen, seit man ihm die fasces angetragen hat.«
    »Laßt uns zu ihm gehen«, sagte Cato. »Uns wird er reinlassen.«

    Cicero und Atticus, Freunde seit vierzig Jahren, hatten eine schwere Auseinandersetzung. Cicero, der wegen Publius Clodius in größter Angst gelebt hatte, hielt dessen Tod natürlich für das Beste, was Rom überhaupt passieren konnte, während Atticus aufrichtig trauerte.
    »Ich verstehe dich nicht, Atticus!« rief Cicero. »Du bist einer der

Weitere Kostenlose Bücher