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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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mein Vetter trennte sich in Aricia von ihnen, um mich aufzusuchen. Natürlich glauben sie, daß Milo versuchen wird, auch sie zu beseitigen.«
    »Gab es denn überhaupt keine Augenzeugen?« fragte Antonius und wischte sich die Augen. »Ich hätte Clodius zwar jeden Monat ein dutzendmal umbringen können — aber er war mir teuer!«
    »Nein, offenbar nicht«, sagte Atticus. »Es ist auf der einsamen Strecke bei Sertius Gallus’ Gestüt passiert.« Er nahm Fulvias schlaffe Hand und rieb sie sanft. »Komm, Fulvia, es ist kalt draußen. Laß uns drinnen auf deine Mutter warten.«
    »Ich muß bei Clodius bleiben«, flüsterte sie. »Er ist tot, Atticus! Wie konnte das geschehen?« Sie wiegte sich vor und zurück. »Tot! Warum? Was soll ich den Kindern sagen?«
    Atticus’ dunkle Augen trafen über Fulvias Kopf die Augen Curios. »Das macht deine Mutter schon, Fulvia. Komm rein!«
    Curio nahm sie am Arm, und sie ließ sich widerstandslos führen — Fulvia, die Unbezähmbare, Fulvia, die vor nichts Angst hatte, die auf dem Forum brüllte wie ein Mann und für alles kämpfte, an das sie glaubte. Auf der Schwelle gaben ihre Knie nach. Atticus kam Curio zu Hilfe, und zusammen trugen sie Fulvia ins Haus.
    Sextus Cloelius, der damals Clodius’ Straßenbanden anführte, war kein Adliger; die anderen kannten ihn zwar, aber er nahm normalerweise nicht an den Treffen des Freundeskreises teil. Doch jetzt, als alle vom Schock wie gelähmt waren, übernahm er das Kommando.
    »Ich schlage vor, wir tragen Clodius’ Leiche in diesem Zustand zum Forum und legen sie auf die Rostra«, sagte er kurz. »Die ganze Stadt soll sehen, was Milo mit einem Mann gemacht hat, der ihn in den Schatten gestellt hat wie die Sonne den Mond.«
    »Aber es ist doch dunkel!« sagte Poplicola einfältig.
    »Nicht auf dem Forum. Die Neuigkeit hat sich schon verbreitet, Fackeln wurden angezündet, und Clodius’ Leute versammeln sich. Ich finde, sie haben das Recht zu sehen, was Milo mit ihrem Anführer gemacht hat!«
    »Du hast recht!« Antonius warf seine Toga ab. »Kommt! Zwei von euch nehmen die Trage unten, ich halte sie oben.«
    Decimus Brutus schluchzte heftig, also legten Poplicola und Pompeius Rufus ihre Togen ab und traten an die Bahre.
    »Warum faßt du nicht mit an, Bursa?« fragte Antonius, als er sah, daß die Bahre sich gefährlich neigte. »Siehst du nicht, daß Poplicola neben Rufus zu klein ist? Nimm seinen Platz ein!«
    Plancus Bursa räusperte sich. »Ich wollte eigentlich nach Hause gehen. Meiner Frau geht es sehr schlecht.«
    Antonius runzelte die Stirn, dann verzog er den Mund und entblößte seine kleinen, ebenmäßigen Zähne. »Was ist eine Frau, wenn Clodius tot ist? Nicht mehr als der Dreck unter meinem Schuh! Nimm Poplicolas Platz ein, oder ich richte dich zu wie Clodius!«
    Bursa gehorchte.
    Die Neuigkeit hatte sich tatsächlich schon verbreitet, und in der Gasse vor Clodius’ Haus waren Menschen zusammengeströmt, die Fackeln in der Hand hielten. Als Antonius aus der Tür trat, in den Händen die beiden Griffe am Kopfteil der Bahre, erhob sich ein Murmeln, das beim Anblick der Leiche zu lautem Seufzen wurde.
    »Seht ihr ihn?« rief Cloelius. »Das hat Milo getan!«
    Ein Grollen ging durch die Menge, das anschwoll, als die drei Männer ihre Last zum Clivus Victoriae trugen. Dort, am oberen Ende der Vestalischen Treppe, hielten sie an. Antonius drehte sich um, hob die Griffe der Bahre über seinen Kopf und stieg rückwärts die Treppe hinunter, ohne sich umzusehen und ohne zu stolpern. Unten auf dem Forum brannte ein Meer von Fackeln, und der Platz war erfüllt vom Klagegeschrei der Männer und Frauen. Antonius’ rotbraune Locken glühten im flackernden Licht, als er am Fuß der Treppe ankam.
    Antonius, Bursa und Pompeius Rufus trugen Clodius über das untere Forum zum Versammlungsplatz der Komitien und zur Rednerbühne an dessen Seite. Dort stellten sie die Bahre ab.
    Cloelius war in der ersten Reihe der Menge stehengeblieben; als er jetzt auf die Bühne stieg, hatte er den Arm um die Schultern eines sehr alten, kleinen Mannes gelegt, der bitter weinte.
    »Ihr alle wißl, wer das ist«, sagte Cloelius mit lauter Stimme. »Ihr alle kennt Lucius Decumius! Jahrelang war er Clodius’ treuester Anhänger und Freund!« Cloelius faßte mit der Hand unter Lucius Decumius’ Kinn und hob das runzlige Gesicht an, so daß seine Tränen im Licht der Fackeln glänzten. »Seht ihr, wie Lucius Decumius trauert?«
    Er zeigte mit dem Finger auf

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