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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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Und dass dies mit Billigung des Kaisers und Roms geschähe.“
    Einen Augenblick war es totenstill.
    „Damit kann nur das Dorf in Tyrol gemeint sein“, sagte Johann schließlich. „Elisabeths Dorf oder das, was von ihm übrig geblieben ist. Wien war wohl nicht genug.“ Seine Stimme klang müde. „Sie wollen alles auslöschen, was mit den Ausgestoßenen zu tun hat.“
    „Was kümmerts dich?“, rief der Preuße von hinten. „Ich dachte, die Ausgestoßenen hätten alle im Dorf umgebracht?“
    „Das haben sie auch“, antwortete Johann. „Aber vielleicht schien es ihnen angemessen, nach all dem, was sie über die Jahre erdulden mussten. Wer vermag da noch Recht von Unrecht zu unterscheiden?“
    Der Preuße schwieg, ebenso die anderen. Sie waren erstaunt über Johanns Worte, bisher schienen seine Ansichten über die Ausgestoßenen in Tyrol und das, was sie dem Dorf angetan hatten, immer klar gewesen.
    Doch in Johann hatte ein Umdenken eingesetzt. Als sie aus dem Dorf geflohen waren, hatte er nur Hass auf die Ausgestoßenen verspürt. Aber in der letzten Zeit, auch vor dem Hintergrund dessen, was in Wien geschehen war, verspürte er zunehmend Mitleid mit den Ausgestoßenen.
    Er wusste auch warum.
    Weil Elisabeth eine von ihnen gewesen ist.
    Und wenn er Gamelin erwischte, wenn er ihn büßen ließ, dann rächte er nicht nur Elisabeth – er rächte sie .
    „Hier geht es nicht weiter“, sagte der Kesselflicker, der vor ihnen auf seinem Karren saß. Sein Weib und seine Kinder saßen hinter ihm und musterten Johann und seine Männer neugierig.
    Der Kesselflicker drehte sich zu Johann um. „Es wird wenigstens einen Tag dauern, bis der Weg wieder frei ist.“
    Sie sahen, dass der Mann recht hatte: Der Weg war vermurt, voller Schlamm und Stein. Ihn zu passieren war unmöglich.
    „Wir haben keinen Tag“, erwiderte Johann scharf. „Es muss doch einen anderen Weg geben.“
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    Wut stieg in Johann hoch. Noch ein paar Stunden und sie hätten Leoben passiert und das Stift Göss erreicht. Jede Verzögerung warf sie weiter hinter Gamelin zurück – und dieser war ganz in der Nähe, das konnte Johann förmlich spüren. Er blickte den Preußen und die anderen an, die ebenso ratlos dreinblickten.
    „Wenn ihrs allerdings wirklich eilig habt –“, sagte der Kesselflicker gedehnt.
    „Was? Sprecht schon!“ Johann blickte ihn ungeduldig an.
    Der Mann streckte ihm die Hand entgegen. Wütend griff Johann in seine Geldkatze, holte einige Münzen hervor und drückte sie dem Mann auf die Handfläche. Der grinste schmierig, während er das Geld wegsteckte. „Reitet zum Flößer hinunter. Wenn er gut aufgelegt ist und nicht gerade wieder mächtig einen über den Durst getrunken hat, und wenn ihr noch ein bisschen was in eurem Beutelchen habt“, sagte er mit einem dreisten Lächeln, „dann bringt er euch vielleicht über den Fluss. Auf der anderen Seite gibt es einen alten Pfad nach Leoben.“
    „Wie lange dauert es dann noch?“
    „Ein paar Stunden.“
    Johann nickte wortlos und gab seinen Männern ein Zeichen. Sie preschten zum Fluss hinunter.
    XLII
    Chronik der Stadt Salzburg
    Sebastian Salzmann, Stadtschreiber
    Anno Domini 1704
    Immer noch sind Sulzer und Eisenberger mit dem Antrieb des Glockenspiels beschäftigt. Sauter, der Großuhrmachermeister, hat dem Erzbischof versichert, dass es noch in diesem Jahr vollendet wird. Der Erzbischof ist über die Verzögerung nicht erbaut, aber er hält große Stücke auf Sauter und vertraut darauf, dass das Ergebnis die langen Jahre des Wartens rechtfertigen wird.
    Die Bauarbeiten in Mirabell haben begonnen, außerdem wird der Erzbischof schon bald die Kirche St. Johannes einweihen können.
    Unter den Bauern der Umgebung hat es in den letzten Tagen erneut Aufruhr gegeben – dieser Ungeist hat nicht nur die Unseren ergriffen, man hört auch von ersten Erhebungen in Oberösterreich und sogar bei den Bayern. Ein unerwarteter Glücksfall für uns war, dass sich der Gesandte Antonio Sovino mit seinen kampferprobten Männern auf dem Weg in die Stadt befand. Seine Schwarze Garde, von der der Erzbischof in höchsten Tönen spricht, hat mit dem Bauernpack kurzen Prozess gemacht, wo immer es ihren Weg kreuzte. In erstaunlich kurzer Zeit waren Ruhe und Ordnung wiederhergestellt. Bürgermeister Zillner hat Sovino dafür persönlich seinen Dank ausgesprochen.
    Ich muss gestehen, dass ich beeindruckt bin, auch wenn ich die Methoden der Schwarzen Garde etwas

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