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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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seine schmutzig gelben Rockaufschläge zurecht.
    „Er ist ein Freund“, beteuerte der Preuße.
    „Wenn du das sagst.“ Von Freising wandte sich ab. „Jedenfalls, nachdem Gamelin den Kampf auf dem Semmering überlebt hatte, war er –“
    „Woher wisst Ihr das alles?“ Johann war fassungslos.
    „Von Elisabeth natürlich.“
    Für einen Moment schien die Welt stillzustehen. Johann fühlte nichts – dann war ihm, als ob sich ein ungeheurer Druck von ihm löste, als ob die eiserne Zwinge aufging, die sich seit dem Semmering um seine Brust gespannt und ihm jeden Tag mehr Lebenskraft herausgepresst hatte.
    Auch die anderen konnten es noch nicht fassen. Nach all den Rückschlägen, die sie seit dem schmerzlichen Auffinden des Trecks hinnehmen hatten müssen, fühlte sich die freudige Nachricht fast unwirklich an.
    Dann erschien ein breites Grinsen auf dem Gesicht des Preußen. Er streckte Wolff triumphierend die Hand hin, die dieser ergriff und kräftig schüttelte. Auch Hans und Karl klopften sich auf die Schultern und lachten. Selbst Markus, der die Zusammenhänge nicht ganz verstand, verspürte ein Gefühl von Euphorie.
    Johann kam wieder zu sich, er packte den verwundeten Arm des Jesuiten, der vor Schmerzen aufstöhnte.
    „Sie lebt?“
    „Lasst ihn los. Sofort!“ Die Stimme der Äbtissin duldete keinen Widerspruch.
    Johann gehorchte, von Freising rieb sich den Arm.
    „Verzeiht! Pater – ist Elisabeth hier?“
    „Sie war hier. Sie hat es vom Semmering hierher geschafft, aber –“ Er brach ab und seufzte, dann fuhr er fort. „Gamelin hat sie mit Hilfe eines Verräters heute Nacht entführt.“
    „Heute Nacht?“ Johann stampfte wütend mit dem Fuß auf. „Ich wusste es, der verdammte Karren, die Mure –“
    Von Freising schüttelte den Kopf. „Johann, sie lebt und Gamelin scheint sie zu brauchen, deshalb wird er ihr kein Haar krümmen. Was willst du mehr?“
    Johann fuhr sich über das Gesicht, rieb sich die Stirn. Von Freising hatte recht, es war eine gute Nachricht.
    „Dann will er doch mit ihr nach Turin. Diesmal kriegen wir den Schweinehund.“ Zuversichtlich klopfte Wolff Johann auf die Schulter.
    Dieser nickte. „Dann los!“
    „Einen Augenblick.“ Von Freising blickte Johann an. „Ich muss mit dir sprechen. Allein.“
    „Pater, wir haben keine Zeit –“
    „Du solltest dir die Zeit nehmen.“ Der Blick des Jesuiten war eindringlich.
    Johann wandte sich seinen Männern zu. „Also gut. Ruht euch noch ein wenig aus, die nächsten Tage werden hart.“
    „Ganz was Neues“, sagte Hans trocken.
    Der Preuße zögerte, sah von Wolff zu Johann. „Sollten wir nicht –“
    „Ich bringe euch zur Küche, dort könnt ihr euch stärken“, sagte die Äbtissin.
    „Überredet“, schmunzelten Hans und Karl, nahmen den Preußen in ihre Mitte und gingen mit ihm der Äbtissin nach. Markus und Wolff folgten ihnen.
    Als die Männer den Saal verlassen hatten, blickte Johann von Freising an. „Was ist wichtiger als Elisabeth zu befreien?“
    „Nichts. Aber es gibt etwas, das du wissen musst.“ Der Jesuit zögerte kurz. „Elisabeth erwartet ein Kind von dir.“
    Johann setzte sich an den Rand des Bettes. Die Ereignisse drohten ihn zu überrollen – erst traf er von Freising, dann erfuhr er, dass Elisabeth noch lebte und sein Kind erwartete.
    Freude stieg in ihm hoch, aber sie währte nur kurz, denn –
    Adern gleich schwarzen Verästelungen, Haut, weiß wie Talg, Sonnenlicht, alles verbrennend.
    Johann seufzte. „Ihr wisst so gut wie ich, wie das Kind sein wird.“
    Von Freising nickte. „Ich habe es Elisabeth nicht gesagt, aber viele der Kinder im Dorf haben kein hohes Alter erreicht, vor allem in den letzten Jahren. Und ich meine nicht die allgemeine Sterblichkeit vor dem Erreichen des zehnten Lebensjahres.“ Von Freisings Augen wurden feucht. „Diese Kinder sind gestorben wie die Fliegen. Es ist möglich, dass das bei euch anders ist, weil du gesund bist, aber ich würde nicht darauf hoffen.“
    Johann stand auf. „Und was sollen wir Eurer Meinung nach tun?“ Er fühlte sich ohnmächtig, in eine Ecke getrieben, aus der es kein Entrinnen zu geben schien.
    Der Jesuit holte tief Luft. „Es besteht die Möglichkeit, dass es eine Linderung für die Krankheit gibt.“
    Johann blickte ihn ungläubig an. „Wovon zur Hölle sprecht Ihr?“
    „Ich hätte es euch schon früher erzählt, aber ich habe es von meinem Oberen auch erst kurz vor dessen Tod erfahren, als das Inferno in Wien nicht mehr

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