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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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Augen waren feucht, als sie dem Jesuiten die Hand reichte. Von Freising drückte sie sanft mit seiner linken Hand.
    „Ich danke Euch für alles“, sagte er und ließ ihre Hand los.
    Geschickt schwang sich von Freising in einer einzigen Bewegung auf sein Pferd und griff in die Zügel.
    „Ganz ordentlich für einen alten Mann, der nur mehr eine Hand sein Eigen nennt“, stichelte der Preuße. „Ich fürchtete schon, wir müssten auf Euch warten.“
    „Wir werden sehen, ob du den alten Mann einholst.“ Von Freising lächelte kurz, dann wandte er sich Johann zu. „Ich wünsche dir alles Gute.“
    „Gebt auf Euch Acht, Pater. Und vergesst nicht – wenn Ihr in Innsbruck seid, geht zu Ludwig in der Koatlackn. Er kocht nicht nur vorzüglich, er wird Euch auch weiterhelfen.“
    Von Freising nickte. Johann sah zu dem Preußen, Markus, Hans und Karl. „Es war mir eine Ehre mit euch zu reiten, meine Freunde.“
    „Gut, dass wir uns trennen. Dann können wir den Pferden endlich mal richtig die Sporen geben.“ Der Preuße feixte, aber Johann erkannte die Sorge hinter dem Scherz. Er streckte ihm die Hand hin, aber der Preuße zog Johann an sich und klopfte ihm dröhnend auf die Schulter. „Pass auf dich auf. Und hol deine Elisabeth da raus.“
    Johann japste. „Das werd ich.“
    Der Preuße ließ ihn los, Johann rieb sich die Schulter. „Und mach dir keine Sorgen, Heinz – wir kommen nach Tyrol nach, und dann feiern wir unseren Sieg mit einem Fass Bier.“
    „Als wenn die dort Bier brauen könnten.“
    Die Männer mussten lachen, dann wurden sie ernst.
    Von Freising hob die Hand. „Alsdann, Glück euch allen.“ Er und seine Männer gaben den Pferden die Sporen. Einen Augenblick später taten Johann und Wolff es ihnen gleich.
    Die Äbtissin und Schwester Johanna sahen den beiden Gruppen nach, die sich rasch voneinander entfernten.
    Die beiden Frauen standen noch da, lange, nachdem sich der Staub, den die Pferde mit ihren Hufen aufgewirbelt hatten, aufgelöst hatte.
    XLV
    Sophie lag in ihrer kleinen Dachkammer im Bett und lauschte dem Sturm, der seit den frühen Morgenstunden durch das Dorf tobte und an den grob gezimmerten Fensterverschlägen des Hauses zerrte.
    Sie hatte einen Entschluss gefasst.
    Und nun, da sie ihn gefasst hatte, fühlte sie eine Ruhe und Kraft in sich, die sie lange nicht mehr verspürt hatte. Es war jene Kraft, die sie in ihrem früheren Leben ausgezeichnet hatte, die sie auch unter Jakob Karrer jede noch so harte Arbeit hatte meistern lassen. Manche der Alten hatten es Übermut genannt und ihr missbilligend nachgeblickt, wenn sie mit den Knechten getanzt hatte. Doch Sophie hatte darüber nur gelacht und sich nicht darum gekümmert.
    Aber dieses Leben war unwiderruflich vorbei.
    Sophie blickte an die abgeschrägte Decke der Kammer, auf das alte, fast schwarze Holz. In der Mitte, wo das Bannzeichen herausgeschlagen worden war, war die Decke heller. Früher war dieses Zeichen als Schutz gegen sie in jedem Haus gewesen. Aber natürlich hatten die Ausgestoßenen die Zeichen sofort entfernt, als sie die Häuser bewohnbar machten.
    Sophies Blick schweifte zur Tür – war da ein Geräusch gewesen? Sie hörte angestrengt hin, doch es waren nur der heulende Wind und das Prasseln der schweren Regentropfen. Sie musste sich getäuscht haben. Anna und Magdalena waren in ihrer Kammer, ebenso Simon und Maria mit dem kleinen Peter. Thomas und Katharina schliefen in der Kuchl.
    Als sie in das Haus gezogen waren, hatte Sophie den Wunsch nach einem Raum für sich allein geäußert und er war ihr erfüllt worden, wenngleich es Magdalena und Anna nicht recht schien. Die anderen hatten erleichtert gewirkt. Sophie glaubte nicht, dass jemand von ihnen mit ihr eine Kammer hätte teilen wollen.
    Und selbst wenn – das Leben, das sie ihr boten, würde sie niemals annehmen. Sie hatte es versucht, hatte versucht sich anzupassen. Mit der Zeit hatte sie erkannt, dass die Ausgestoßenen keine Ungeheuer waren. Egal, was sie dem Dorf angetan hatten – sie waren Menschen. Menschen, die von Gott mit einer Krankheit geprüft wurden, Menschen, die von den Dorfbewohnern in die Ruine in den Wäldern verbannt worden waren, wo sie jahrzehntelang wie die Tiere dahinvegetiert und unsägliches Leid erduldet hatten.
    Über all das hatte Magdalena mit ihr gesprochen. Waren es nicht die Männer des Dorfes und die bayerischen Soldaten gewesen, die ausgezogen waren, alle Kranken zu vernichten? Waren sie deshalb nicht selbst für ihre

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