Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)
seufzte. Er wusste, was er von Freising schuldete – ohne ihn hätten er und der Preuße Elisabeth und Josefa nie aus den Kerkern der Inquisition befreien können.
Du weißt, was zu tun ist. Tu es.
Johann holte tief Luft. „Also gut, Pater. Ich werde Eurem Rat folgen. Nur – den Ausgestoßenen wird das nicht mehr helfen.“
Von Freising blickte Johann fragend an. Also erzählte ihm dieser, was Wolff in Wien belauscht hatte.
Als Johann geendet hatte, schwieg von Freising. Dann wurde sein Blick hart, seine Stimme klang kalt. „Sie tun es wieder. Aber diesmal werden wir kämpfen.“
„Aber was könnt Ihr –“
Plötzlich bedeutete von Freising Johann, still zu sein. Er blickte an Johann vorbei zum Eingang des Saales. „Kommt herein, Herr Leutnant! Es gibt keinen Grund, sich zu verstecken!“
Johann drehte sich um. Wolff trat herein und kam gemessenen Schrittes näher. „Ihr habt scharfe Augen, Pater“, sagte der Leutnant ruhig.
„Und noch bessere Ohren. Euer Schnupfen hat Euch verraten.“
Wolff zog die Nase hoch und räusperte sich geräuschvoll. „Ewig die nassen Sachen an, das bringt einen schneller ins Grab als ein Rudel Türken.“
Johann fuhr ihn zornig an: „Was gibt dir das Recht, uns zu belauschen?“
„Ich habe jedes Recht dazu!“, entgegnete Wolff. „Trotz deines Misstrauens reite ich mit dir, oder etwa nicht? Außerdem habe ich es nicht gern, wenn hinter meinem Rücken konspiriert wird.“
„Ich hätte es dir ohnehin erzählt“, sagte Johann. „Wir müssen zum Kloster Altmarienberg in Tyrol und können erst dann Elisabeth und Gamelin verfolgen.“
Wolff blickte Johann skeptisch an, sagte aber nichts.
„Und ich werde ins Dorf gehen“, sagte von Freising, „und den Ausgestoßenen gegen Sovino beistehen.“
„Das ist Wahnsinn“, entgegnete Johann, „das ist nicht Euer Kampf.“
„Im Gegenteil – es ist der einzige Kampf, der mir bleibt. Das bin ich mir schuldig.“ Von Freising zögerte. „Das bin ich Lukas Holzner und seiner Familie schuldig. Das bin ich ihnen schuldig.“
Wolff räusperte sich. „Ich respektiere Euren Mut – aber Sovino wird das Dorf schleifen. Mit oder ohne Euch.“
„Dann eben mit mir. Aber ich werde es ihm so schwer wie möglich machen.“ Die Antwort des Jesuiten klang endgültig.
Johann blickte von Freising an. Er wusste, dass er es ernst meinte, und obwohl er die fantastische Kampfeskunst des Mönchs mehrmals gesehen hatte, wusste er, dass dieser keine Chance hatte. Er war verwundet und hatte einen kirchlichen Trupp als Gegner, der es offenbar gewohnt war, mit aller Härte vorzugehen.
Johann legte von Freising die Hand auf die Schulter. „Dann sollen Euch der Preuße, Hans, Karl und Markus begleiten, sofern sie sich dazu bereit erklären. Sovino wird nicht damit rechnen, dass ihm Widerstand geleistet wird.“ Er blickte Wolff an. „Und was mich betrifft – ich könnte mir vorstellen, dass ich für meinen Weg nach Turin bereits einen entschlossenen Mitstreiter habe.“
Wolff nickte knapp. „Auch wenn mich weder ein Heilmittel für irgendwelche Kranke noch dein Weib interessieren. Aber ich will Gamelin. Und zu zweit fallen wir weniger auf, als wenn wir zu sechst reiten.“
Der Jesuit lächelte. „So soll es sein. Und jetzt denke ich, dass es an der Zeit ist, eure Freunde einzuweihen. Nicht dass es heißt, wir würden hinter ihrem Rücken konspirieren.“
Wolff grinste schief und ging.
Von Freising richtete sich auf und wollte die Decke zurückschlagen, überlegte es sich aber anders. „Da ich hier liege wie der Herr mich schuf, ist es vielleicht das Beste, wenn du vorausgehst, Johann.“
Vor dem Kloster saßen die Männer auf ihren Pferden. Ein frischer Wind war aufgekommen, Wolken zogen über den Himmel, als wollten sie ihnen den Weg weisen.
Von Freising stand neben seinem Pferd und hielt es an den Zügeln. Er würde mit dem Preußen und den anderen auf der nördlichen Route nach Tyrol reiten, Johann und Wolff würden den Weg Richtung Süden nehmen.
Die Äbtissin stand mit Schwester Johanna vor dem Vorzwinger. Sie erhob die Hand zum Segen. Hans zwinkerte Johanna zu, sie erwiderte die Geste mit einem schelmischen Lächeln.
„Möge der Herr euch segnen und euch beistehen, wo immer ihr in seinem Sinne handelt. Und mögen jene, die Hilfe bedürfen, diese auch durch euch bekommen. Amen.“
Sie machte ein Kreuzzeichen über den Männern und wandte sich dann an von Freising. „Seid vorsichtig. Und kommt heil wieder.“ Ihre
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