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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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Vernichtung in jener Nacht verantwortlich?
    „Ein Unrecht macht das andere nicht gut“, hatte Magdalena gesagt. „Aber vielleicht hilft es dir, uns zu verstehen und zu vergeben.“
    Doch das konnte sie nicht.
    Sie tastete neben sich, fühlte den Griff des Messers, das neben dem Bett lag. Heute Abend würde sie hinaufgehen und an seinem Grab beten, und dann –
    Was dann? Willst du dich gegen das Leben versündigen?
    Aber es war keine Sünde gegen das Leben, denn sie lebte nicht mehr, seit sie die Krankheit hatte. Der Herr wusste das und würde ihr verzeihen.
    Und er würde sie wieder mit Gottfried vereinen.
    Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief sie ein.
    Als es Abend wurde, ging Sophie leise die Treppen des Söllers hinab. Der Sturm hatte sich gelegt, aber nach ihm war Nebel aufgezogen, der das Dorf einhüllte und einen kaum die Hand vor Augen erkennen ließ.
    Gut.
    Vorsichtig lugte sie in die Labe – sie war leer. Mit schnellen Schritten schlich sie über den Gang, öffnete die Tür zum Stall und huschte hinaus in den Nebel.
    Der Wald nahm sie auf, sie folgte dem schmalen Pfad, der sich durch das verwachsene Unterholz und die knorrigen Bäume nach oben schlängelte. Dann wurde der Weg steiler, mühsam kletterte Sophie über die rutschigen Steine, die von Moos überwuchert waren. Schier endlos ging es hinauf, während der Nebel jedes Geräusch verschluckte, nur den Herzschlag in ihren Ohren nicht …
    Vor ihr tat sich die Lichtung auf, die Ruine mit dem eingestürzten Turm schälte sich aus den Nebelschwaden. Keuchend lief sie darauf zu, vorbei an der Mauer mit der Öffnung, die ins Dunkel hinabführte, zu den zerstörten Katakomben, in denen sie gehaust hatten, dorthin, wo die Männer des Dorfes und die Soldaten ihr Ende gefunden hatten.
    Hinter der Ruine lag das Gräberfeld. Es waren zu viele gewesen, also hatte man, als der Boden aufgetaut war, eine große Grube ausgehoben und die Toten gemeinsam darin beerdigt.
    Sophie sank am Rande des Felds zu Boden.
    Sie griff in die Tasche, holte das kleine Kruzifix hervor, das sie vom Friedhof mitgenommen hatte, und legte es auf das Gräberfeld.
    „Für dich, Gottfried. Bald werden wir wieder vereint sein.“
    Zärtlich strichen ihre Finger über die kalte Erde, dann krallten sie sich hinein, als die Erinnerungen mit der Wucht einer Lawine über sie hereinstürzten. Erinnerungen an ihn und an alles, was gewesen war und nie mehr sein würde, an –
    „Du musst ihn sehr geliebt haben.“
    Sophies Herzschlag setzte einen Moment lang aus. Sie schoss in die Höhe, fuhr herum – Heinrich stand vor ihr. Blitzschnell zog sie das Messer und richtete es auf ihn. „Zurück mit dir!“
    Er hob die Hand. „Ich will dir nichts tun.“
    „Warum bist du mir dann gefolgt?“
    „Ich bitte dich, mit mir zu kommen. Ich will dir etwas zeigen.“
    „Was?“
    „Vertrau mir.“
    Langsam trat sie einen Schritt zurück, zielte weiter mit dem Messer auf ihn. „Warum sollte ich dir –“
    Die Bewegung war so schnell, dass sie sie erst wahrnahm, als ihr das Messer aus der Hand geschlagen wurde. Heinrich bückte sich geschmeidig und hob es auf. Dann sah er Sophie an, während er das Messer locker in der Hand hielt.
    Sie schluckte, aber ihre Stimme zitterte nicht. „Bring es hinter dich.“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß, dass du den Tod nicht fürchtest.“ Er hielt ihr das Messer hin. „Ich bitte dich noch einmal – vertrau mir.“
    Sie blickte auf das Messer, dann zu ihm. Seine Augen waren schwarz und undurchdringlich. Sie zögerte, dann riss sie ihm das Messer aus der Hand und steckte es ein.
    „Also gut.“ Resignation lag in Sophies Stimme.
    Heinrich lächelte, drehte sich um und ging in den Nebel hinein. Sophie folgte ihm.
    Sie entfernten sich rasch von der Ruine, und da es mittlerweile dunkel geworden war, verlor Sophie bald jede Orientierung. Sie kam sich vor wie in einem Traum – die stumme Gestalt vor ihr, die mit sicherem Schritt den Weg durch die Finsternis fand, die Bäume wie drohende Schatten in den Nebelschwaden, die ihre verdorrten Äste nach ihr ausstreckten, die Wurzeln, die sich hinterhältig um ihre Knöchel legten und sie stolpern ließen, Regentropfen, die von den Bäumen fielen und unnatürlich laut auf den Steinen zerbarsten …
    Dann traten sie aus dem Wald, der Nebel lichtete sich. Heinrich blieb stehen und deutete nach vorne. „Wir sind da.“
    Sophie folgte seinem ausgestreckten Arm, stutzte, sah genauer hin.
    Direkt in den Fels war eine

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