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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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gehst.“
    Sie fühlte sich durchschaut. Wusste er, warum sie zum Gräberfeld gegangen war?
    „Anna ist zu mir gekommen“, fuhr er fort, „und hat gesagt, dass du in Gefahr bist. Sie hatte geträumt und Angst um dich gehabt.“
    Annas Träume. Natürlich.
    „Hatte sie Recht?“ Er blickte Sophie durchdringend an.
    Diese starrte zurück. „Und wenn?“
    Er deutete mit der Hand in das Innere der Kapelle auf den Altar und das Buch. „Ich habe dir das hier gezeigt, damit du unsere Geschichte kennst. Ich will, dass du bei uns im Dorf bleibst und dich einfügst, dass dein Leben wieder –“
    „Es ist kein Leben!“, brach es aus Sophie heraus.
    „Es ist vielleicht kein reiches oder sorgenfreies Leben, aber Leben ist es allemal“, antwortete er ruhig. „Mehr, als wir viele Jahre hatten. Und mehr als die Toten aus deinem Dorf haben, die drüben bei der Ruine ruhen.“
    „Ihr habt alle getötet, habt Unschuldige niedergemetzelt –“
    „Unschuldige?“ Seine Stimme wurde lauter. „Waren unsere Kinder, die in den Katakomben gestorben sind, etwa schuldig? War jeder von uns schuldig, der in diesen Wäldern verreckt ist, während ihr in eurem Dorf gesessen seid und gefressen habt und es warm hattet?“ Er holte tief Luft. „War mein Bruder schuldig, der fast noch ein Kind war, als ihm einer von euch den Schädel spaltete, in der Nacht, in der ihr gekommen seid, uns alle zu vernichten?“
    Sophie blickte ihn unverwandt an.
    „Ob schuldig oder unschuldig“, sagte Heinrich, nun wieder ruhiger, „wir alle werden uns vor dem Herrgott verantworten müssen. Aber bis dahin …“, seine Stimme wurde eindringlich, „bis dahin müssen wir uns gegenseitig helfen. Du weißt, wie sehr wir dich brauchen.“
    Sie dachte an den Tag, an dem sie draußen gewesen war, an den Schmerz in ihrem Arm.
    „Und vielleicht wirst du eines Tages merken, dass du uns ebenso brauchst“, fuhr er fort. „Denk an Anna. Sie hat dich ins Herz geschlossen. Seit du bei ihr bist, ist sie fröhlicher geworden, beinahe wie ein gesundes Kind.“
    Er streckte ihr die Hand entgegen.
    „Bleib bei uns, Sophie. Ich bitte dich.“
    Sie sah ihn an. Sah den Altar. Das Buch. Dachte an das, was sie gesehen hatte, an alles, was geschehen war.
    Eine Ewigkeit schien zu vergehen – dann ergriff sie seine Hand.
    Verzeih mir, Gottfried. Du wirst noch ein wenig auf mich warten müssen.
    Heinrichs Lächeln kam aus vollem Herzen, so wie sie es noch nie bei ihm gesehen hatte. Es veränderte sein ganzes Gesicht, für einen Augenblick schienen die totenblasse Haut und die Adern zu verschwinden. Nur der junge Mann war da, der er unter anderen Umständen gewesen wäre.
    Dann war der Augenblick vorbei, sie ließ seine Hand los.
    Heinrich nahm das Buch und stellte es in die Nische zurück.
    „Warum habt ihr das Buch hierher gebracht?“, fragte Sophie.
    „Weil es für uns nutzlos ist. Aber wir fanden, dass es an diesen Ort gehört.“ Er blickte hinaus. „Wir sollten jetzt gehen. In ein paar Stunden wird es hell.“
    Sophie nickte. Gemeinsam verließen sie die Kapelle.
    XLVI
    Der Strick, mit dem Elisabeth an den Sattel gefesselt war, scheuerte ihre Handgelenke wund, aber Gamelin hatte sich geweigert, sie ohne Fesseln reiten zu lassen. Trotzdem hatte er ihr erklärt, dass eine Flucht zwecklos wäre – wenn die Leute ihre Krankheit entdeckten, würden sie sie für pestkrank halten und womöglich sogar töten. Elisabeth wusste, dass er recht hatte, denn noch immer wüteten Ausläufer des Schwarzen Todes in Teilen des Reiches, es genügte schon der kleinste Verdacht, um die Volksseele zum Kochen zu bringen.
    Es dämmerte bereits, als sie ein Dorf vor sich sahen. Wie in den Tagen zuvor verschwanden die Berge in grauen Wolken. Sogar das Wetter schien dem französischen Maréchal in die Hände zu spielen – entweder war der Himmel bedeckt oder es regnete. So konnten sie auch bei Tag reiten, ohne dass Elisabeth zu sehr leiden musste, und kamen schnell voran.
    Über dem Dorf thronte eine mächtige Kirche, die über das Tal zu wachen schien.
    Gamelin folgte Elisabeths Blick. „Mariae Geburt. Sie haben sie als Wehrkirche gegen die Türken gebaut.“ Er grinste verächtlich. „Als ob eine Kirche zum Kampf taugt.“
    Elisabeth antwortete nicht. Alain wandte sich an Gamelin und deutete auf die erschöpften Pferde, die schnaubten und Schaum vor den Mäulern hatten. „Mon Maréchal, wir brauchen frische Pferde und Nahrung. Und wir müssen uns ausruhen“, er deutete auf Elisabeth,

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