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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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„tot nützt sie uns nichts.“
    Verächtlich sah Elisabeth ihn an. Seit Göss hatten sie kein Wort miteinander gewechselt – es gab auch nichts zu sagen. Der Franzose hatte sie verraten und damit wahrscheinlich ihr ganzes Leben zerstört. Elisabeth hatte nur eine Genugtuung: Wenn Gamelin es wirklich mit ihnen nach Turin schaffte, dann, davon war sie überzeugt, würde er Alain nie gehen lassen, sondern ihn mit ihr in die Stadt schleusen. Ein Mann wie Gamelin sicherte sich immer ab, und zwei Kranke waren besser als einer.
    Aber sie würde sich hüten, gegenüber Alain auch nur ein Sterbenswörtchen darüber zu verlieren.
    Gamelin blickte von Alain zu Elisabeth. „Sag mir nichts, was ich nicht selbst weiß, Soldat. Wir werden bald Unterstützung bekommen, jedoch nicht von der Gottesmutter“, er grinste Elisabeth wieder an, „sondern von jemandem, der wirklich helfen kann.“
    Nicht weit hinter dem Dorf, mitten in der offenen Landschaft, lag ein einsames Gasthaus. Man hatte die Bäume rundherum gefällt, grade so, als ob man vermeiden wollte, dass jemand sich ungesehen näherte.
    „Hier werden wir uns für die Nacht niederlassen“, befahl Gamelin und ritt auf das Gebäude zu.
    Aus dem Gasthaus drang kein Licht, die Läden vor den Fenstern waren geschlossen. Drei Fackeln, deren Halterungen in den Boden gerammt waren, bildeten einen Halbkreis vor dem Eingangstor und flackerten im Wind.
    Elisabeth sah die Stange mit dem Laub, die über dem Tor aus der Mauer ragte und das Gebäude als Gasthaus kennzeichnete. Darunter stand in verschlungenen Lettern „Zur Goldenen Gans“.
    Der Mann, der aus dem Tor trat, strafte den üppigen Namen jedoch Lügen. Er war so hager, das ihm die schmutzige Kleidung am Leib schlotterte. Seine Augen glichen schwarzen Kieselsteinen, als er die drei Reisenden argwöhnisch musterte.
    „Was wollt ihr?“
    „Einlass für die Nacht.“ Gamelin griff in seine Tasche und holte drei Münzen hervor, die der Wirt misstrauisch prüfte, bevor er sie einsteckte. Dass Elisabeth an den Sattel gefesselt war, schien ihn nicht weiter zu kümmern.
    „Kommt herein“, sagte er und verzog das Gesicht zu einer Grimasse, die wohl ein Lächeln darstellen sollte.
    Alain band Elisabeth los, sie folgten Gamelin und dem Wirt durch das Tor in den Hof.
    Auf der linken Seite des Hofes lag der Stall, die eigentliche Wirtschaft befand sich auf der anderen Seite. Ein verdreckter junger Bursche kam aus dem Stall und nahm ihnen wortlos die Pferde ab. Der Wirt steuerte auf den Eingang der Wirtschaft zu.
    Elisabeths Gedanken rasten. Sie dachte an das, was am Semmering geschehen war. Als die Bauern erfahren hatten, dass sie Franzosen vor sich hatten, war die Hölle losgebrochen. Vielleicht würde das auch hier gelingen? In dem ganzen Durcheinander konnte sie vielleicht fliehen. Alles war besser als von Gamelin wie Schlachtvieh in den Süden geführt zu werden.
    Sie gingen hinter dem Wirt ins Gasthaus und betraten einen niederen Gang. Der Holzboden war wurmzerfressen, die Mauern kahl und rissig. Dann kamen sie an der Küche vorbei, Elisabeth erspähte eine große Feuerstelle, über der mehrere Kessel hingen. In Käfigen unter den Bänken gackerten Hühner, es roch nach gebratenem Fleisch und Suppe, nach Rauch und menschlichen Ausscheidungen.
    Ein Riese von einem Mann rührte in den dampfenden Kesseln. Sein massiger Oberkörper war nackt, ein handtellergroßes Kreuz über dem Herzen in die Haut gebrannt und vernarbt. Er drehte sich zu den Neuankömmlingen um, seine Augen verschwanden fast zur Gänze hinter den fleischigen Falten seines Gesichts. Im Lichtschein des Feuers glich er einem Wesen aus der Hölle.
    Die Männer wurden langsamer, unwillkürlich fasziniert von dem Bild, das der Mann bot.
    In diesem Augenblick riss sich Elisabeth von Alain los und rannte den Gang entlang. Sie tat es ohne nachzudenken, hörte trampelnde Schritte hinter sich. Schneller, schneller, noch ein paar Schritte – da war eine Tür zu ihrer Linken. Sie erreichte sie, riss sie auf und stürzte in den Raum. Blitzschnell warf sie die Tür zu und schob den Riegel vor.
    Sie befand sich in einer Stube. In Windeseile erfassten ihre Augen jede Einzelheit. Es war eine Gaststube wie jede andere für das gemeine Volk; ein rußverschmierter Ofen, grob gezimmerte Tische und Bänke, dazu Strohlager an den Wänden für die Übernachtung. Die Luft war zum Schneiden dick und stank nach Schweiß, Pfeifentabak und Branntwein. An einem der Tische saßen einige

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