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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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ihr auch nach Osten, und ihr könnt unterwegs in den Pilger-Hospizen unterschlüpfen und seid vor Kontrollen und Räubern sicher. Und wenn ihr erstmal in Leoben seid und Papiere habt, könnt ihr überall hin.“
    Er machte eine Pause. „Ich werde euch in Innsbruck Kutten besorgen, damit ihr als Pilger durchgeht. Das ist das Mindeste, was ich für euch tun kann.“
    Johann dachte kurz nach. „Das könnte gehen“, sagte er dann und blickte von Freising an. „Ihr seid sehr hilfsbereit.“
    „Nicht ohne Grund. Ich hab gerne einen kampferprobten Mann um mich. Das verbessert die Aussichten erheblich, lange Reisen lebend zu überstehen.“
    „Soll das heißen –“
    „Genau. Basilius und ich werden mit euch gehen. Wir müssen nach Wien, um Bericht zu erstatten.“ Er sah Johann an. „Sofern ihr damit einverstanden seid.“
    Johann nickte.
    „Ausgezeichnet“, sagte von Freising. Er holte den Trinkschlauch wieder heraus. „Lass uns darauf trinken.“
    Johann verdrehte die Augen.
    X
    Das Feuer war fast heruntergebrannt. Elisabeth und Basilius schliefen, von Freising stand auf seinen Wanderstab gestützt und hielt Wache. Aber außer dem leichten Wind, der durch die vereisten Bäume fuhr, und dem Plätschern des Baches war nichts zu hören. Er atmete tief die kalte Luft ein, schloss die Augen und nahm in sich auf, was er nicht sehen konnte.
    Die Kühle der Nacht auf seinem Gesicht.
    Das leise Knacken des Feuers in seinen Ohren.
    Der süßliche Geruch des Holzes, der seine Nase kitzelte.
    Er liebte diese Momente. Sie ermöglichten ihm, das Vergangene zu reflektieren, sich auf seine Ziele zu konzentrieren und dem Herrgott für die Möglichkeit zu danken, dass er so viel von der Welt sehen durfte.
    Er bekreuzigte sich und murmelte ein leises „Omnia Ad Maiorem Dei Gloriam“, als Johann aus der Dunkelheit trat und sich neben ihn hinsetzte.
    Einige Zeit verstrich, ohne dass einer von beiden etwas sagte, sie schienen im gegenseitigen Einverständnis die Stille zu teilen. Dann blickte von Freising auf Johann herab. „Du solltest lieber noch etwas schlafen. Wir haben morgen einen weiten Weg vor uns.“
    Johann ging nicht darauf ein. „Ihr habt mir heut für meine Ehrlichkeit gedankt. Ich denke, dann habe ich die Eure ebenso verdient, meint Ihr nicht?“
    „Was willst du damit sagen?“
    „Was hat es mit ihnen dort oben auf sich, warum geschah das alles gerade in diesem Dorf? Und warum kommt Ihr alle fünf Jahre?“
    „Zu deiner ersten Frage kann ich dir nichts sagen. Und zu deiner zweiten Frage …“ Von Freising blickte versonnen ins Feuer. „Sagen wir, mein Orden hat großes Interesse daran, über alle –“, er zögerte kurz, „Wunder in unserem Reich Bescheid zu wissen. Und so reise ich als Visitator überall dorthin, wo die Heilige Jungfrau erscheint, Leute plötzlich von ihren Schwären geheilt sind und wo es sonst noch Anzeichen für das direkte Wirken unseres Herrn gibt.“
    „Ich nehme an, dann seid Ihr viel umsonst gereist“, sagte Johann ironisch.
    „Natürlich. Und auch wieder nicht. Oft erreicht man ein anderes Ziel als das erhoffte, was aber nicht heißt, dass man es verfehlt hat.“
    „Und so habt Ihr auch von den Ausgestoßenen erfahren?“
    „Wir haben sie nie so genannt. Mein Vorgänger hatte ihnen für unsere Aufzeichnungen den Namen Kinder des Aries gegeben.“
    Johann erinnerte sich dunkel, was der Großvater ihm und Elisabeth im Dorf erzählt hatte: dass sie zum ersten Mal unter dem Zeichen des Aries geboren worden waren. Das alte Sternbild hatte auch als Symbol für die Schutzzeichen gedient, die Johann überall im Dorf und im Tal gesehen hatte.
    „Was wisst Ihr über sie ?“
    Der Mönch schürte das Feuer mit seinem Stab und schwieg. Dann blickte er auf den Gebirgskamm, der sich scharf gezackt vor dem sternenreichen Himmel abhob.
    Johann wusste, dass von Freising nicht mehr sagen würde. Er stand wortlos auf und legte sich neben Elisabeth.
    Lauschte dem leisen Prasseln der Flammen und dem gluckernden Wasser des Baches.
    Sah den Mönch, der reglos am Feuer stand.
    Die hochgewachsene Gestalt, von den Flammen nur undeutlich erhellt, hatte etwas Unheimliches, Erinnerungen blitzten in Johann auf.
    Die Nacht. Die Schreie. Und der eine, der entkommen ist. Vergiss ihn nicht.
    Wie sollte er? Er sah den Offizier noch vor sich, die Hände drohend gegen ihn und den Preußen gereckt, die Stimme voller Hass: „Ich werde dich kriegen, List. Dich und deine ganze verdammte Brut!“
    Die Stimme

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