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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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zu kurz gewesen, nicht einmal Schorsch hatte das schaffen können, und –
    Die Papiere! Für ihn und Elisabeth. Und darunter der Lederbeutel mit seinem Geld.
    Er sah die Papiere genauer an, es fehlte nur mehr wenig. Johann steckte den Beutel ein und lief zum Tisch, tauchte die Feder in die Tinte und setzte seinen Namen und den von Elisabeth in die Dokumente ein, sowie eine kurze Beschreibung ihres Äußeren.
    Behutsam ließ er die Tinte trocknen, obwohl er innerlich bereits auf Nadeln saß – fertig!
    Johann ließ die Papiere in seiner Kutte verschwinden, konnte es immer noch nicht fassen. Der Fälscher hatte Wort gehalten, und nicht nur das: Mit seinem letzten Satz hatte er Johann den entscheidenden Hinweis gegeben.
    Hatte er den Mann falsch eingeschätzt?
    Und wenn schon – du musst weg.
    Und wie immer hatte die Stimme in seinem Inneren recht.
    XXVII
    Elisabeth sah zu, wie Johann die wenigen Sachen zusammenpackte.
    „Warum willst du denn über Wien reisen?“, fragte sie unwillig.
    „Schorsch hat mir geraten, dass ein Schiff über die Donau der schnellere und vor allem sichererste Weg nach Siebenbürgen ist“, antwortete er.
    „Aber Pater von Freising meinte –“
    „In solchen Fragen vertraue ich eher dem Schorsch. Außerdem haber wir keine Zeit, vielleicht knüpfen sie ihn heute noch auf. Und wenn er plaudert uns gleich dazu“, sagte Johann nachdrücklich. Seine harten Worte taten ihm, kaum dass er sie ausgesprochen hatte, schon wieder leid, aber die Zeit drängte.
    Elisabeth wusste, dass Johann log – und sie war eigentlich nicht gewillt, eine Lüge hinzunehmen, erst recht nicht von dem Mann, den sie liebte. Aber was konnte sie tun? Sie konnte Johann nicht zwingen, ihr die Wahrheit zu sagen, und so, wie sie ihn bisher kannte, hatte er für alles, was er tat, einen guten Grund.
    Sie hoffte inständig, dass der Grund die Lüge lohnte.
    „Wie du meinst“, sagte sie schließlich und folgte ihm aus der Schlafzelle.
    Johann und Elisabeth näherten sich den Wachposten beim Mühltor, das am Dominikanerkloster vorbei Richtung Osten aus der Stadt führte. Johann führte das Pferd, unter dessen Sattel sie die Pilgerkutten gebettet hatten, Elisabeth ging neben ihm.
    „Jetzt werden wir sehen, was die Papiere wert sind“, sagte Johann leise, als sie sich in die Schlange der Menschen einreihten, die die Stadt ebenfalls verlassen wollten. Elisabeth antwortete nicht, sie überlegte immer noch, warum Johann sie angelogen hatte.
    Die Schlange vor ihnen wurde kürzer, schließlich standen sie vor dem Soldaten, der die Papiere kontrollierte. Er machte eine ungeduldige Handbewegung, Johann gab ihm die Ausweise.
    Der Soldat warf nur einen kurzen Blick darauf, beglaubigte die Ausreise aus Leoben und winkte sie wortlos weiter.
    Johann atmete innerlich erleichtert durch, konnte kaum glauben, dass es so leicht gegangen war. Er ging mit Elisabeth durch das Tor auf die hölzerne Brücke.
    „Dein Kamerad hat gute Arbeit geleistet“, flüsterte Elisabeth. „Ja, das hat er“, antwortete Johann und presste die Lippen zusammen.
    Plötzlich dröhnte eine Stimme hinter ihnen. „He, ihr beiden! Stehen geblieben!“
    Johann drehte sich um – der Wachsoldat, den er bei ihrem Eintreffen in der Stadt bestochen hatte, kam auf sie zu.
    Johann blickte dem Mann ungerührt entgegen, obwohl ihm das Herz bis zum Hals pochte.
    „Was wollt Ihr von uns?“, fragte er den Soldaten.
    „Hat euer – Kloster dir neue Papiere ausgestellt?“ Der Soldat kam Johann unangenehm nahe.
    Johann nickte.
    „Her damit!“ Der Soldat streckte ihm die Hand entgegen.
    Johann wusste, dass sie von den anderen Soldaten beobachtet wurden, wusste, dass er keine Wahl hatte. Er gab dem Wachposten die Papiere.
    Der kontrollierte sie sorgfältig. „Sehen gut aus.“ Er gab sie Johann zurück. „Du warst ein paar Tage länger in der Stadt, Pilger “, sagte er leise. „Also fünf mal zwei.“
    Johann knirschte mit den Zähnen, aber er gab dem Soldaten das Geld.
    „Gut so. Sonst würdet ihr bei dem baumeln, der eure Papiere gefertigt hat.“ Der Soldat lachte und zeigte hinter sich.
    Johann und Elisabeth folgten seinem ausgestreckten Arm. Von der Stadtmauer herab hing Schorschs Leiche, als Abschreckung für Diebe und Halsabschneider.
    Aasvögel krächzten am grauen Himmel, das Lachen des Soldaten verklang. Johann und Elisabeth eilten über die Brücke und ließen Leoben hinter sich.
    XXVIII
    Auf dem Weg über den Semmering, im Winter des Jahres 1704.
    Seit Leoben

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