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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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glaubt immer noch, dass ihr auf dem schnellsten Weg nach Siebenbürgen geht.
    Als Johann durch die Gassen eilte, fragte er sich zum wiederholten Male, was ihr wirklich fehlte. Seit der Flucht aus dem Dorf und vor allem seit dem Tod ihres Großvaters war nichts mehr so wie früher. Es gab Tage, da waren Ansätze der starken, lebenslustigen jungen Frau von einst zu erkennen, aber diese Tage wurden immer weniger, er fühlte, dass es ihr meist schlechter ging, als sie es sich anmerken ließ.
    Vielleicht war es in Siebenbürgen besser, wenn sie endlich in Frieden leben konnten.
    Aber so weit war es noch nicht. Er hatte die ganze Nacht wachgelegen und nachgedacht, es gab nur eine Lösung, das wusste er jetzt. Es tat ihm leid, dass er Elisabeth belügen musste, er liebte sie wie sein Leben, aber es ging nicht anders. Und deshalb musste er noch einmal mit Schorsch reden, musste herausfinden, was der Fälscher über von Pranckh und den Preußen wusste.
    Und dann – musste er nach Wien, das hatte er für sich bereits beschlossen. Es galt, alte Freundschaften zu erneuern und alte Feindschaften zu beenden.
    Elisabeth würde das verstehen. Später.
    Das wuchtige Dominikanerkloster kam in Sichtweite, daneben das schiefwinklige Haus. Die Türen standen weit offen, Rufe waren zu hören, aus den Fenstern der umliegenden Häuser blickten Menschen neugierig heraus.
    Johann hatte ein ungutes Gefühl, er blieb wenige Fuß vor dem Haus stehen. Plötzlich hörte er Schreie von drinnen, dann polternde Schritte, die schnell lauter wurden. Auf einmal eilten Soldaten ins Freie und zerrten Schorsch mit sich. Die Haare hingen dem Fälscher wirr ins Gesicht, Blut lief ihm aus einer Stirnwunde. Er stürzte zu Boden, einer der Soldaten riss ihn brutal hoch. Neben dem vierschrötigen Mann wirkte Schorsch wie eine Puppe.
    Jetzt sah der Fälscher Johann. Die beiden blickten sich an, für Johann schien die Zeit stillzustehen. Trotz der Kälte trat ihm der Schweiß aus den Poren.
    Würde der Fälscher ihn verraten? Würde er ihn mit in den Abgrund ziehen? Johann wusste, dass er keine Chance hatte, aus der Stadt zu entkommen, außerdem durfte er Elisabeth nicht zurücklassen.
    Immer noch blickte Schorsch ihn an, Verzweiflung stand in seinen Augen.
    Der Soldat, der den Fälscher gepackt hatte, folgte dessen Blick, sah Johann. „Was schaust du denn so neugierig, Pilgerlein?“, spottete er. „Noch nie einen Galgenvogel gesehen?“ Die anderen Soldaten lachten, Johann rührte sich nicht.
    „Ich bin unschuldig – der Herr ist mein Zeuge!“ Schorsch schrie die letzten Worte heraus, erst jetzt wandte er seinen Blick von Johann ab.
    „Klar, Schorsch – so unschuldig wie alle anderen, die wir aufgreifen“, sagte der Soldat. „Und wie alle anderen wirst du baumeln.“
    Der Fälscher ließ sich widerstandslos weiterziehen. Bald waren er und die Soldaten verschwunden, die umliegenden Fensterläden wieder verschlossen. Stille kehrte in der Dominikanergasse und dem schiefwinkligen Haus ein.
    Johann betrat vorsichtig das Haus des Fälschers, die Soldaten waren alle fort.
    Nach kurzer Zeit hatte er die schmutzigen Räume des Hauses durchsucht, die wenigen Truhen durchwühlt und die Oberseiten der Deckenpfosten abgetastet.
    Keine Papiere.
    Er ging in die Stube zurück, ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen. Die gemeinsame Zukunft mit Elisabeth schien in weite Ferne gerückt.
    Nachdenklich starrte er an die Wand, zum Herrgottswinkel. Er war sich sicher, dass Schorsch irgendein Versteck im Haus hatte, wo er das Geld für seine Betrügereien und alle möglichen Papiere lagerte.
    Aber wo?
    Johann dachte an die Szene, die er draußen vor dem Haus gesehen hatte. Irgendetwas daran schien ihm falsch, irgendetwas –
    Ich bin unschuldig!
    Dann fiel es ihm ein.
    Der Herr ist mein Zeuge!
    Schorsch hatte Gott angerufen und ihn dabei eindringlich angeblickt. Wenn es jemanden gab, der weniger vom Beten hielt als Schorsch, dann nur der Antichrist selbst.
    Johann sah, was ihm schon gestern hätte auffallen müssen. Sah, was in diese Stube, zu dem Mann, der sie bewohnte, nicht passte.
    Der Herrgottswinkel mit dem verkrümmten Corpus.
    Johann sprang auf und bemerkte, dass das Kruzifix mit zwei Haken an der Wand befestigt war. Er packte den Corpus und zog daran.
    Die Wand klappte zur Seite und gab ein kleines Fach frei, vollgefüllt mit Geldbeuteln und einem unordentlichen Stapel Papiere.
    Hastig durchwühlte Johann den Stapel, aber er hatte nicht viel Hoffnung. Die Zeit war

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