Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)
Autoren: T. Aaron Payton
Vom Netzwerk:
näher heran beugte, konnte Ellie erkennen, wo die Haare aus der Haut kamen, und dass jedes einzelne mit großer Sorgfalt von Hand aufgenäht worden war. Als sie mit den Fingerspitzen durch das Haar zwischen den Beinen der Kurtisane fuhr, neugierig, ob es von einem Menschen oder von einem Tier stammte – es schien menschliches Haar zu sein – stieß sie auf warme Nässe. Ihre Finger waren feucht, als sie sie schockiert zurückzog. Sie roch an ihren Fingerspitzen und nahm ganz schwach den Geruch eines reinen, neutralen Öls wahr. War der Butler oder irgendein anderer Diener etwa hinaufgeeilt und hatte das Ding … gleitfähig gemacht, nachdem Ellie dieses Modell ausgewählt hatte? Natürlich, das war nötig, oder? In der Tat, diese Dinger „empfingen gern die Berührung eines Mannes.“
    Ellie schauderte und wischte sich die Hand an der Steppdecke ab. Sie und ihr Verlobter hatten Küsse ausgetauscht und einige intime Momente geteilt, bevor er nach Indien geschickt worden war. Doch weil sie nie geheiratet hatten, hatten sie nicht die Chance gehabt, einander weiter zu erforschen. Sie verstand natürlich, wie diese Dinge funktionierten, doch es war ein wenig beunruhigend, mit dieser Puppe zusammen zu sein. Sie war so offensichtlich nur für dies en einen Zweck gebaut worden. War das wirklich, was Männer wollten? Ein Ding mit der Form einer Frau, aber ohne Verstand, ohne Willen, ohne Persönlichkeit? Sie würden doch gewiss die Gesellschaft einer echten Frau vorziehen, wenn nicht die Gefahr bestanden hätte, sich die Krankheit zuzuziehen und selbst zur Frau zu werden.
    Sie drehte die Kurtisane auf den Bauch und war überrascht, dass sie sich von selbst bewegte. Zunächst stützte sie sich auf alle Viere, dann senkte sie die Arme und den Kopf zur Matratze hinab und streckte den Hintern aufreizend in die Luft. Dies war in der Tat eine hochentwickelte Maschine. Ellie hatte vor Jahren einmal eine Ausstellung berühmter Automaten gesehen. Dort hatte es Gänse gegeben, die Eier legen konnten, Jungen, die Angeln auswarfen, und Frauen, die die Laute spielten, aber diese Geräte waren kleiner und offensichtlich unrealistisch gewesen. Diese Maschine war etwas ganz anderes. Aus der Ferne und selbst noch aus einer recht geringen Entfernung würde man so ein Ding nicht von einem Menschen unterscheiden können . Ellie lächelte. Das Oberhaus hatte einige schläfrige Mitglieder, die vielleicht mechanische Nachbildungen ihrer selbst in Auftrag geben sollten, damit diese während der Parlamentssitzungen ihre Plätze einnahmen. So könnten sie in der Zwischenzeit Karten spielen oder auf die Jagd gehen. Wenn die Ingenieure in der Lage waren, eine mechanische Frau so zu konstruieren, dass sie ihren Hintern in die Luft streckte, konnten sie bestimmt auch ein paar mechanische alte Männer bauen, die „Hört, hört!“ riefen.
    Ellie legte das Ohr an den Rücken des Automaten und hörte ganz leise einen Motor surren. Die Dinger waren offensichtlich nicht dampfbetrieben. Vielleicht liefen sie mit einer elektrischen oder alchemistischen Batterie? Wenn sie nur Werkzeug dabei hätte ! Obwohl sie nicht erkennen konnte, wo sich das Ding öffnen ließ. Sie würde es trotzdem untersuchen, so gut sie konnte.
    Ellie erprobte vorsichtig die Bewegung der Gelenke und berührte die Hand des Dings. Seine Finger umschlossen die ihren und fingen an, auf verstörend rhythmische Weise sanft daran zu ziehen, bis Ellie sie wegzog. Sie strich mit der Hand über die Wange des Automaten und staunte über die Weichheit der Haut, da wandte er den Kopf und öffnete die feuchten, wohlgeformten Lippen. Er saugte an ihren Fingern wie ein Ferkel an der Zitze, während seine feuchte Zunge sie umkreiste. Ellie zog angeekelt die Finger heraus und musste sich erneut das Öl an der Tagesdecke abwischen. Sie überlegte, ob sie die Fähigkeiten der Kurtisane noch eingehender untersuchen sollte, doch die Vorstellung war abstoßend. Wie würde das Ding wohl reagieren, wenn sie einen Finger da hinein … oder sogar dort hinein … Egal. Cooper würde solche Einzelheiten sowieso nicht drucken lassen, selbst wenn sie sie herausfände.
    Sie hatte so viel entdeckt, wie sie konnte, und auf jeden Fall genug für einen einprägsamen Artikel. Ein Blick auf die Uhr auf der Kommode verriet ihr, dass sie noch fünfundvierzig Minuten Zeit mit diesem Geschöpf hatte. Sollte sie läuten und behaupten, früher fertig geworden zu sein? Wäre ein solches Verhalten verdächtig?
    Ellie öffnete die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher