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Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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blieb oder nicht – auf jeden Fall würde er gleich einen Brief an seine Tochter Nadine schreiben, von der er schon ein paar Wochen nichts mehr gehört hatte. Er würde den Ausblick genießen, kaltes Bier trinken und an seine Tochter schreiben. Das würde dem Brief die nötige Lockerheit verschaffen, ihn nicht so steif klingen lassen wie die Postkarten, die Bruno einmal im Quartal schrieb, und nicht so harsch, wie seine Stimme klang, wenn er hin und wieder mit Nadine telefonierte. Denn insgeheim machte er ihr immer noch den Vorwurf, dass sie aus dem Oderbruch fortgezogen war.
    Bruno stand schon am Schreibtisch und ging in die Knie, um die Tür der Minibar aufzuziehen, als er im Augenwinkel registrierte, dass die Putzkolonne ihre Arbeit doch nicht so perfekt gemacht hatte, wie er es noch von der Tür aus vermutet hatte.
    So ordentlich das Fußende des Bettes war, so unordentlich war das Kopfteil des Doppelbettes. Denn da lag nicht nur irgendein Handtuch quer oder war ein Kissen zerwühlt. Nein, dort herrschte ein heilloses Chaos. Es waren Brunos Sachen, seine ganzen Klamotten, Unterwäsche, Socken, Hemden, ein Paar Sandalen, sein Strohhut, das Regencape, die komplette Garderobe – die er für die eine Woche in Berlin eingepackt hatte, ja sogar die Schmutzwäsche vom Donnerstag. Er erkannte seinen braunen Anzug von der Premierenfeier, ebenso wie ein paar Kreuzworträtselhefte, die er sich am Bahnhof der Kreisstadt für die Zugfahrt gekauft hatte.
    Das alles war aus seinem Koffer gekippt und zu einem unförmigen Haufen auf den Kissen getürmt worden. Der karierte Koffer lag neben dem Bett, wie ein totes Tier, die Klappe halb offen wie ein Maul. Sowohl der Deckel als auch die Seiten waren aufgerissen, wie zerfetzt von einer Machete oder einem stumpfen Bajonett.
    Bruno kam aus der Hocke hoch. Das Bier war vergessen, ebenso der Brief an seine Tochter.
    Den Blick stur auf den Haufen gerichtet, wusste er jetzt, dass die Stichwunde am Freitagabend im Hotelfoyer kein Unfall gewesen war. Es war auch kein Zufall gewesen, dass der falsche Elvis-Imitator gerade ihn, Bruno, angerempelt hatte. Es ging dem großen Unbekannten genau um ihn, Bruno, und um Kai van Harm. Und auch um Kai van Harms Familie, leider. Der kleine Stich vom vergangenen Freitag war nur der Auftakt gewesen, der Auftakt zu etwas Größerem. Da war sich Bruno sicher.
    Etwas störte Bruno an dem Haufen. Der Haufen allein war schlimm genug, gewiss. Dieser Berg aus Brunos Sachen symbolisierte, dass er, Bruno, angreifbar war, verwundbar. Und er symbolisierte auch die Macht seines Widersachers. Wer immer hier eingedrungen war, verfügte über die Fähigkeit, elektronische Schlösser zu öffnen. Aber damit nicht genug. Er konnte unsichtbar sein, wenn er wollte. Aber er konnte auch sichtbar agieren, wenn er es für nötig hielt, so wie am Freitag am Eingang in Gestalt des Kautschuk-Masken-Elvis, und dabei dennoch unerkannt bleiben.
    Jemand, der so handelte, konnte sich mit Rocco, Ronny und Robert messen, dachte Bruno, und wer sich mit seinen drei Freunden messen konnte, der war gefährlich. Bruno war sich sicher: Das war niemals einer der Altwassmuther gewesen, denen Bruno und Kai letztes Jahr in die Quere gekommen waren. Die sie hatten hochgehen lassen. Weder Wolf Kretzschmer, der Wirt vom Deutschen Haus, noch sein bester Freund Winfried Jagoda, der Dorf-Zampano, waren zu solch einer Tat imstande. Das waren Grobmotoriker und keine Symboliker. Wenn die zuschlugen, dann mit Baseballschlägern, sodass es splitterte und krachte und es jeder mitbekam. Und wenn sie eine Waffe benutzten, dann niemals ein Präzisionsgewehr mit Zielfernrohr, sondern immer eine Schrotflinte, die einen ordentlichen Flächenschaden verursachte. Hauptsache viel Lärm. Kollateralschäden egal.
    Aber wer dann? Wer konnte es dann gewesen sein?
    Bruno rieb sich die Stirn mit dem Handballen. Er stand noch immer neben dem Schreibtisch. Die Kühlung der Minibar sprang an und brummte freundlich vor sich hin. Also öffnete er jetzt doch die Tür und nahm sich ein Bier. Das kalte Getränk tat gut. Erst als sie leer war, setzte Bruno die beschlagene Flasche wieder ab. Und in diesem Moment sah er es: Dieser unförmige Berg aus seinem privatesten Besitz war … er war obendrein besudelt. Mittendrin prangte eine Fäkalienwurst. Und jetzt sah er auch die Schrift am Kopfteil des Bettes. Braun auf Braun. Die Botschaft des Eindringlings war mit Kot auf das Holzpaneel gemalt – mit braunem, dünnflüssigem

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